Von Robert Jakob
Grob gerechnet sollten Sie Ihr Vermögen knapp alle zehn Jahre verdoppeln. Wenn Ihnen das nicht gelingt, Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker oder vielleicht Ihren Banker! Denn in stabilen Volkswirtschaften liegt die jährliche Rendite der Aktienindizes irgendwo zwischen sieben und neun Prozent (für Freunde der Exponentialrechnung: 1,07210 macht rund 2).
Dass es dem gemeinen Anleger nicht gelingt, sein Geld an den Aktienmärkten in diesem Rhythmus zu mehren, hat viele Gründe. An den bösen Börsen liegt es aber nicht. Schon lange ist bekannt, dass Aktienfonds dem Index jährlich Prozente-weise hinterherstolpern. Dort reissen die Gebühren ein Loch in die Performance. Doch selbst wer sich ein diversifiziertes Aktienportfolio ohne fremde Hilfe zusammenstellt, wird schnell von der Realität eingeholt. Die hohe Latte von 7, 8 oder 9 Prozent reisst so gut wie keiner.
Ottonormalanleger bleibt chancenlos
Das hat vor allem Gründe, die gut versteckt sind. Nehmen wir beispielsweise einmal den deutschen Referenzindex DAX. Er enthält die vierzig umsatzstärksten deutschen Aktien. In der allgemeinsprachlich gemeinten Variante des DAX handelt es sich um einen Performanceindex. Was bedeutet, dass Ausschüttungen mit in die Berechnung einbezogen werden. Allerdings müssen die Dividenden versteuert werden. In Deutschland sind das 25 Prozent sowie darauf noch einmal 5,5% Solidaritätszuschlag. Das ist also ein Abschlag von rund 26,375 Prozent, der sowohl inländischen als auch ausländischen Aktionären gar nicht zur Verfügung steht. In die statistische Berechnung der Indizes geht aber die volle Bruttodividende mit ein. Geht man davon aus, dass sich die Rendite eines Portfolios aus deutschen Aktien je zur Hälfte aus Kursgewinnen und Ausschüttungen ergibt, so fehlt dem Anleger aus steuerlichen Gründen schon einmal ein voller Prozentpunkt. Der Aderlass geht aber noch viel weiter.
Vor wichtigen Unternehmensnachrichten kommt es schon ‘mal des Öfteren zu grösseren Handelsvolumen mit den entsprechenden Aktien. Das ist die Stunde der Insider, die mit Ihrem Wissen Geld machen. Derart gewinnträchtige Informationen stehen Kleinanlegern leider nicht zur Verfügung. Sie haben einen Informationsnachteil, der ihre Performance schmälert. In der fortschreitenden Entwicklung der Aktienindizes werden auf der ganzen Welt die unlauteren Profite – wie das Frontrunning oder Gewinne durch Leerverkäufe mittels kurz zuvor gezielt lancierten Falschmeldungen – gar nicht erst erfasst. Von versteckten Gebührenfallen wie Depotgebühren, Börsenplatzentgelten, Geld/Brief-Spreads und Finanztransaktionssteuern wollen wir nicht einmal reden. Der Nachteil für den Privatanleger summiert sich dabei locker auf zwei bis drei Prozent pro Jahr.
Lediglich in wenigen Ländern der Welt ist der Kauf von Aktien heutzutage überhaupt noch lohnend. Schuld daran ist die Doppelbesteuerung. Aber eigentlich müsste man von Dreifachbesteuerung sprechen.
Wenn der Fiskus dreimal klingelt
Zum ersten Mal schon werden die Gewinne schon auf Ebene der Firma besteuert. Dann kommt der Kleinanleger an die Kasse. Er muss die Dividende, welche ihm das börsenkotierte Unternehmen überweist, gleich noch einmal versteuern. Ganz zu Schluss wird in der Mehrheit der Staaten die Kursdifferenz zwischen Verkaufspreis und Einstiegspreis von Aktien auch nochmals besteuert. In Deutschland beispielsweise hat der hungrige Fiskus diese Steuer 2009 neu eingeführt. Seitdem ist es bei genauer Analyse für einen deutschen Klein-/Privatanleger nicht mehr möglich sein Erspartes zu vermehren, denn die Inflation erhöht den virtuellen Wert nicht aber den realen seiner Kapitalanlagen, auf den er nun einen proportional bis zu doppelt so hohen Steuerbatzen drauflegen muss. Wer in Deutschland Aktiensparer ist, hat nach dreissig Jahren mit 98prozentiger Wahrscheinlichkeit real Geld verloren.
Schweizer können sich freuen. Ihnen bleibt wenigstens die Kapitalertragssteuer erspart. Aber auch sie werden langfristig in 98% aller Fälle keinen Performance-Index schlagen können und können froh sein, wenn sie ihm so nahe wie möglich kommen.
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