Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld, tralala…

Buchautor und Moneycab-Kolumnist Robert Jakob.

Nun haben wir sie endlich: die lange befürchtete „Planwirtschaft“, genau wie in der ehemaligen UdSSR oder der DDR. Die Coronakrise hat ihre endgültige Einführung gebracht.

Die Politik entscheidet auch, wer überleben darf. Gemeint ist nicht der Platz in Betten auf der Intensivstation, sondern an den Futtertrögen: Staatliche Hilfen bekommt, wer auf der Liste steht. Der sich abzeichnende übernächste Schritt wird die Refinanzierung der wirtschaftlich notwendigen Rettungsmassnahmen sein. Dabei dürfte es zu einem klassischen Kreisschluss kommen. 4/5 des wie wild „gedruckten“ Geldes landet leider nicht bei den Bedürftigen, sondern auf den Kapital- und Immobilienmärkten, wo es nur die Preisschilder nach oben verändert, ohne einen wahren Mehrwert zu schaffen.

Das sorgt für sozialen Sprengstoff, da die untersten Schichten von der „Asset Bubble“ nicht profitieren. Aber irgendwann werden die klammen Staaten neue Steuern auf die Vermögenszuwächse erfinden, um das viele ausgegebene Geld wieder reinzuholen. Da kommen die Rekordstände bei Dow, bei Jones, bei SPI und Dax dann gerade recht.

Der Staat hat sich noch breiter gemacht
Derweil bestimmen nicht die Unternehmen über das Angebot, sondern der Staat. Die Coronavirus-Krise wurde nicht nur mit einer Ausweitung der Zentralbankbilanzen bekämpft, sondern auch mit einem enormen Anstieg der Staatsschulden und Haushaltsdefizite.

Schuldtitel, welche die Zentralbanken herausgeben, sind leider nicht werthaltig. Daher werden sie inflationär wirken, und zwar sobald die Geldmenge, die mittlerweile nicht nur in den USA, sondern auch in Europa aufgebläht ist, nicht mehr abgeschöpft wird. Treiber der Inflation ist dabei bei Leibe nicht das Geld in den Büchern der Zentralbanken, sondern jenes in den Händen der Öffentlichkeit. Dort sitzt es aber im Moment nicht locker, weil wir uns nun mal im Krisenmodus befinden. Das bremst jede Form von Ausgabefreude.

Mehr Toleranz, aber nur für die Inflation
Sollte sich das Geldwachstum in Folge einer sich aufgrund von Massenimpfungen beruhigenden Coronakrise im nächsten halben Jahr normalisieren, müsste nicht einmal mehr mit einer deutlich höheren Inflation gerechnet werden. Einzig die Vermögenswerte hätten ein paar Monate zuvor die nächste unrealistisch Treppenhöhe erklommen. Was das für die Stabilität unseres Finanzsystems bedeutet, kann man sich gut vorstellen. Die Fallhöhe hat immens zugenommen.

Eine auch nur mässige Zinserhöhung wäre für die Wirtschaft ein toxischer Schock. Allerdings weniger für die Aktien und Immobilien, die ja von den meisten Marktteilnehmern zu weit günstigeren Einkaufpreisen erstanden wurden, als vielmehr für die verschuldeten Staaten.

Der Ausweg der Industrienationen wird daher überall auf der Welt der gleiche sein: Erhöhung der „Inflationstoleranz“. Es darf ruhig etwas mehr sein als die überall wie ein mantrahaft heruntergebeteten zwei Prozent. Man wird argumentieren, dass mit drei oder auch schon mal vier Prozent nur das nachgeholt wird, was in den zurückliegenden Krisenzeiten an Inflation versäumt wurde. Hinzu kommt, dass die willfährigen Statistiker die wahre Inflation schönrechnen und zwar in diesem Falle nach unten, damit der Bürger nicht aufmuckt. So kann man mit echten fünf bis sechs Prozent Inflation und vielleicht dann ein oder zwei Prozent Zins auf Staatsanleihen einen Staatshaushalt im Verborgenen sanieren – so hoffen es zumindest all die vielen Schuldennationen.


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