von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Plantak, über Crowdhouse werden Rendite-Immobilien an mehrere Investoren vermittelt, wodurch diese zu im Grundbuch eingetragenen Miteigentümern werden. Unser letztes Interview im Sommer 2016 fand knapp neun Monate nach dem Start statt. Sie sagten damals, Crowdhouse scheine mit seinem Immobilien-Miteigentums- Modell den Zahn der Zeit getroffen zu haben. Hat sich dies bewahrheitet?
Robert Plantak: Diese Aussage hat sich definitiv bewahrheitet. Die letzten beiden Jahre waren geprägt von starkem Wachstum. Wir haben das Transaktionsvolumen im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr verdreifacht und sind bis Ende Jahr auf über 50 Mitarbeiter angewachsen. Ein solch solides Wachstum wäre nicht möglich, wenn unser Produkt nicht ein echtes Bedürfnis abdecken würde.
Welche Bilanz ziehen Sie zum heutigen Zeitpunkt?
Wir konnten in den letzten beiden Jahren unsere Transaktionsziele erreichen und haben uns als führender Schweizer Anbieter im Immobilien-Crowdinvesting-Segment klar positionieren können. Das Immobilien-Miteigentum hat sich als echte Investitions-Alternative mit klaren Vorteilen auf dem Markt etabliert. Die Zwischenbilanz ist durchaus positiv, allerdings sind wir noch weit entfernt von unserer Vision. Der Schweizer Immobilienmarkt ist immer noch sehr ineffizient, intransparent und schwer zugänglich und wir haben noch viel Arbeit vor uns.
«Das Immobilien-Miteigentum hat sich als echte Investitions-Alternative mit klaren Vorteilen auf dem Markt etabliert.»
Robert Plantak, CEO, Mitgründer und VR Crowdhouse
Wie hoch ist das mittlerweile erreichte Transaktionsvolumen?
Der Gesamtwert der bereits finanzierten Immobilien beläuft sich auf rund 320 Millionen Franken. Rechnet man die aktuell laufenden Finanzierungen und unsere fixierte Pipeline dazu, sprechen wir von einem Gesamtwert von rund 400 Millionen Franken an platzierten Immobilien.
Wie viele Finanzierungen konnten abgeschlossen werden?
Bis heute konnten wir 37 Finanzierungen erfolgreich abschliessen. Dabei liegt die Erfolgsquote bei 100%.
Schreibt Crowdhouse, gut zweieinhalb Jahre nach der Lancierung, schwarze Zahlen?
Wir konnten die letzten beiden Geschäftsjahre in der Tat profitabel abschliessen. Das ist für ein solch junges und schnell wachsendes Unternehmen einzigartig. Es zeigt, dass wir auch hinsichtlich unserer Effizienz eine solide Basis gelegt haben. Nichtsdestotrotz sind wir froh, dass wir mit der Luzerner Kantonalbank eine strategische Aktionärin an unserer Seite haben, die mit uns zusammen einen mittel- bis langfristigen Fokus legt. Die konsequente Umsetzung unserer Vision und das Vorantreiben von Innovationen hat einen gleich hohen Stellenwert wie der finanzielle Erfolg.
Wie viele Investoren sind heute auf der Crowdhouse-Plattform tätig?
Mit crowdhouse haben wir bis heute rund 600 Investoren zu im Grundbuch eingetragenen Immobilien-Miteigentümern gemacht.
Sie haben nun auch institutionelle Anleger ins Visier genommen.
Ja, denn auch bei den institutionellen Anlegern gibt es viele Stakeholder, die mit der Ineffizienz und Intransparenz auf dem Schweizer Immobilienmarkt zu kämpfen haben. Wir haben bis heute über 1’200 Immobilien überprüft. Nur ein Bruchteil davon erfüllt die Bedingungen, die für das bestehende Miteigentums-Modell geeignet sind. Viele der überprüften Immobilien, die sich aufgrund von höheren Volumen nicht für Privatinvestoren eignen, passen exakt auf das Anforderungsprofil von institutionellen Immobilien-Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen und Investmentgesellschaften.
Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und einem entsprechenden Algorithmus vergleichen wir die Anforderungsprofile von professionellen Investoren mit unserer Immobilien-Pipeline und ermöglichen im Anschluss eine einfache Transaktionsabwicklung mit wenigen Klicks. So wird der Kauf einer ganzen Immobilie erstmals komplett digital ermöglicht. Die Beta-Version von crowdhouse Professional wird ab April mit einer ausgewählten Kundengruppe auf Herz und Nieren geprüft, bevor das Produkt im zweiten Halbjahr 2018 der Öffentlichkeit offiziell zugänglich gemacht wird.
«Auch bei den institutionellen Anlegern gibt es viele Stakeholder, die mit der Ineffizienz und Intransparenz auf dem Schweizer Immobilienmarkt zu kämpfen haben.»
Welche Zielkunden wollen Sie im Speziellen ansprechen?
crowdhouse Professional richtet sich gezielt an institutionelle und professionelle Immobilieninvestoren, die ein bestimmtes Anlagevolumen in Immobilien investieren müssen und mit den langwierigen, ineffizienten und kostspieligen Transaktionsverfahren zu kämpfen haben. Hier bieten wir eine Gesamtlösung an, welche das Potential hat, bei kleinen und mittleren Institutionen die komplette Deal-Akquise ersetzen zu können. Bei grösseren Marktteilnehmern erwarten wir eine Beschleunigung des Transaktionsprozesses um den Faktor 5 bis 10.
Seit Anfang März präsentiert sich Crowdhouse in einem Pop-up- Store am Paradeplatz. Welches Ziel verfolgen Sie als Online-Plattform mit diesem stationären Auftritt?
Wir haben ganz klar eine digitale DNA und sind im Internet zuhause. Die Produkte, die wir anbieten, sind allerdings sehr persönlich, haben eine starke emotionale Komponente und einen grossen Vertrauensaspekt. Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, um die beiden Welten – also Online und Offline – auf eine besondere Art und Weise erlebbar zu machen. Interessierte haben die Möglichkeit, unsere Ideen und Visionen hautnah zu erleben und kostenlos an Events mit hochkarätigen Expertendiskussionen und Vorträgen zu den Themen Digitalisierung, Marktentwicklung und Immobilieninvestments der Zukunft teilzunehmen. Dadurch können wir das Vertrauen in unsere Online-Plattform auf nachhaltige Weise weiter steigern.
Crowdhouse beschäftigt mittlerweile rund 50 Mitarbeitende und der Personalbestand soll weiter aufgestockt werden, vor allem im IT-Bereich. Lassen sich heute bereits alle Transaktionen online abwickeln und wenn ja, sind die Investoren auch gewillt, dies zu tun?
Aus technischer Sicht ist eine Online-Abwicklung der Transaktionen kein Problem. Der persönliche Kontakt mit den Kunden ist uns allerdings ein grosses Anliegen: Die Mindestinvestitionsbeträge auf unserer Plattform liegen aktuell bei CHF 100’000. Da ist es absolut verständlich, dass Neukunden erst einen persönlichen Kontakt wünschen und die Menschen hinter dieser neuen Investitions-Form kennenlernen wollen. Gerade bei bestehenden Kunden, die mit unserem Produkt vertraut sind und mehrfach investieren, erfreut sich der unkomplizierte digitale Weg allerdings immer grösserer Beliebtheit.
«Es ist absolut verständlich, dass Neukunden erst einen persönlichen Kontakt wünschen und die Menschen hinter dieser neuen Investitions-Form kennenlernen wollen.»
Wie wollen Sie die Plattform weiterentwickeln?
Unsere Vision ist klar: Wir wollen mit Hilfe von technologischer Entwicklung jede Immobilien-Transaktion unmittelbar möglich machen und dafür ein entsprechendes Ökosystem erschaffen. Unsere Plattform soll die erste Adresse sein, für alle, die in Immobilien investieren möchten: Egal, ob professioneller oder privater Investor und unabhängig vom verfügbaren Investitionskapital bzw. der Investitionsform.
Wie bedeutend ist in diesem Zusammenhang, dass Francisco Fernandez, Gründer des Bankensoftware-Anbieters Avaloq, Mitglied des Crowdhouse-Verwaltungsrates ist?
Als Verwaltungsratsmitglied trägt Francisco Fernandez wesentlich zur strategischen Ausrichtung von crowdhouse bei und die Zusammenarbeit mit ihm ist fantastisch. Von seiner einzigartigen Erfahrung im Bereich der digitalen Entwicklung von Finanzprodukten profitiert crowdhouse stark. Als Mentor kann er uns ganz gezielte Stossrichtungen vorgeben, die für den Aufbau unseres Unternehmens entscheidend sind und dank seinem Netzwerk stehen uns Türen für wichtige Kooperationen offen.
Die Leerstandsituation auf dem Schweizer Mietwohnungsmarkt hat sich im letzten Jahr verschärft, was in Erwartung steigender Zinsen die boomenden Immobilienanlagen weniger attraktiv macht. Haben sich die Kriterien der Immobilienauswahl angesichts der verschärften Leerstandsituation verändert?
Die Vermietbarkeit hatte bei der Auswahl unserer Immobilien von Anfang an oberste Priorität. Daran hat sich auch im Zuge der jüngsten Leerstandserhebungen nichts geändert. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die von uns ausgewählten Immobilien ein konkretes Wohnbedürfnis abdecken und die entsprechende Vermietungsstabilität langfristig gewährleistet ist. Gleichzeitig haben wir uns überlegt, wie wir unsere Kalkulationen noch konservativer und nachhaltiger machen können und den vorgesehenen Leerstandspuffer entsprechend erhöht: Seit diesem Jahr liegt der vorgesehene Puffer innerhalb unserer Renditekalkulation je nach Liegenschaft zwischen 3% und 5% und damit deutlich über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt.
Der Erfolg ist da, das Wachstum verläuft sehr schnell. Was hat Sie in den letzten zwei Jahren persönlich besonders gefordert?
Ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Vision nur dann umsetzen können, wenn wir es schaffen, diese unseren Mitarbeitern auch transparent offenzulegen und wenn wir ihnen vorleben, dass wir etwas Neues und Aufregendes schaffen wollen. Ein schnell wachsendes und sich rasant veränderndes Unternehmen bringt diesbezüglich viele Anforderungen mit sich. Die Rekrutierung des entsprechenden Personals nimmt viel Zeit, Geduld und Kraft in Anspruch. Auf der anderen Seite ändern sich die Strukturen innerhalb der Organisation täglich. Diese Veränderungen zu verstehen, aus ihnen zu lernen, innovative Managementformen zu implementieren, sie weiterzuentwickeln und zukünftige Trends und Opportunitäten früh genug zu erkennen, ist anspruchsvoll und faszinierend zugleich.
Herr Plantak, herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person:
Robert Plantak ist bei crowdhouse.ch als CEO für das operative Geschäft verantwortlich. Bevor er mit Ruedi Baer und Ardian Gjeloshi die Plattform crowdhouse.ch ins Leben gerufen hat, war er sechs Jahre lang als CEO einer Zürcher Immobiliengesellschaft tätig.
crowdhouse ist ein schnell wachsendes und in Zürich ansässiges Fintech-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Schweizer Immobilien-Markt durch innovative Technologien in das 21 Jahrhundert zu bringen. Das Unternehmen wurde 2015 von Robert Plantak, Ruedi Baer und Ardian Gjeloshi als Spin-off ihres seit 2010 etablierten Immobilienunternehmens gegründet und beschäftigt heute mehr als 60 Mitarbeiter. In Zusammenarbeit mit mehreren renommierten Partnern und der Luzerner Kantonalbank als strategischer Aktionärin, schafft crowdhouse mithilfe neuester Technologien und innovativer Geschäftsmodelle völlig neue Möglichkeiten, wenn es um die Beteiligung, die Finanzierung, das Management und die Transaktion von Immobilien geht.