Roboterarm «Versius» übernimmt komplexe OPs

"Versius": Der Roboterarm wird vom Chirurgen geführt. (Foto: cmedrobotics.com)

Cambridge/Wien – Der neue Roboterarm «Versius» operiert Leistenbrüche und führt Eingriffe im Hals-, Nasen-, Ohr- und Darmbereich sowie an der Prostata durch. Der medizinische Roboter ist von Forschern des britischen Technologieriesen Cambridge Medical Robotics entwickelt worden. Versius wird durch einen Chirurgen kontrolliert. Der Roboterarm punktet vor allem mit seiner kleinen Grösse sowie seiner kostengünstigen Anschaffung.

Kompakte Grösse
Während ältere Modelle rund 180 Zentimeter hoch und breit sind, kommt Versius auf ungefähr 60 Zentimeter in Höhe und Breite. Herkömmliche Maschinen wiegen 750 Kilogramm und kosten zirka zwei Mio. Pfund (rund 2,2 Mio. Euro). Der neue Roboterarm soll nur ein Drittel davon wiegen und weniger als die Hälfte dieses Preises kosten. «Die Idee, Roboter für Operationen einzusetzen, ist keine neue», schildert Martin Frost, Chief Executive bei Cambridge Medical Robotics.

«Die Bilder zeigen eigentlich nur konventionelle Chirurgie. Ein Drittel in Grösse und Gewicht sowie halber Preis sind als marktübliche Weiterentwicklungen einstufen. Echten Innovationsgehalt kann ich hier nicht finden», sagt Winfried Mayr vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der Medizinischen Universität Wien gegenüber pressetext. Innovationen in dem Bereich wären vor allem in der Steuerung, Sensorik und haptischem Feedback zu erwarten.

In seinem Aufbau ähnelt der Roboterarm einem menschlichen Arm. Es gibt vier Handgelenke, während in herkömmlichen chirurgischen Robotern nur drei üblich sind. Der Chirurg operiert mit dem Device und verwendet dabei einen Sucher, welcher ein dreidimensionales Bild des OP-Felds darstellt. Roboterarme sind im Vergleich zu menschlichen Chirurgen im Vorteil, da sie einen grösseren Bewegungsspielraum haben, nicht ermüden und aus einer grösseren Entfernung operieren können.

2018 Markteinführung
Laut Cambridge Medical Robotics wird Versius im Frühjahr 2018 auf dem Markt kommen und bereits Ende des Jahres einsatzbereit sein. Die neue Technologie kann auch dazu eingesetzt werden, Telechirurgie durchzuführen. Dies ist ein Verfahren, bei dem sich der eigentliche Chirurg in einer Entfernung von mehreren Kilometern befindet und dennoch den Eingriff leitet. Dennoch gibt es hier noch viele Hürden, die es zu überbrücken gilt. (pte/mc/ps)

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