Roger Krieg, CEO und Co-Founder LivingTown, im Interview

Roger Krieg, CEO und Co-Founder LivingTown, im Interview
Roger Krieg, CEO und Co-Founder LivingTown. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Krieg, Sie sind Gründer des Coworking Space-Anbieters Office LAB – lag es auf der Hand, die Idee aufzunehmen und auch auf Coliving zu setzen?

Roger Krieg: Ja, gerade am Standort in Zürich im Baslerpark, wo wir schon sehr stark mit unserer Organisation präsent sind, war das Thema Coliving längere Zeit in Diskussion. Kunden möchten nicht nur im Arbeitsplatzbereich, sondern auch im Living mehr Freiheit und Flexibilität.

Nun gibt es verschiedene Definitionen, Ausgestaltungen und Grössen von Coliving. Wie definieren Sie persönlich das Konzept?

Das Konzept beinhaltet immer einen Anteil «private bzw. exklusive» Nutzung und ein Angebot von shared Infrastruktur. Zudem ist unser Konzept immer mit einem Dienstleistungsanteil verknüpft. Ein wesentliches Element ist die Community, die sich zwischen den Bewohnern der gesamten Liegenschaft entwickelt. Die sozialen Strukturen und das «feeling» sind zentrale Elemente, wir sagen dem «more than just living».

«Ein wesentliches Element ist die Community, die sich zwischen den Bewohnern der gesamten Liegenschaft entwickelt.»
Roger Krieg, CEO und Co-Founder LivingTown

Daraus abgeleitet – an welche Zielgruppe richten Sie sich mit LivingTown im Baslerpark in Zürich Altstetten, wo bis Ende Jahr 64 kleinformatige, komplett ausgestattete Wohnungen entstehen?

Das Publikum sind Personen im mittleren Alter, beruflich sehr engagiert und haben oft eine zweiten Lebensmittelpunkt. Andererseits sind auch jüngere, erfolgreiche Personen angesprochen, welche viel unterwegs sind und Freiheit und hohe Servicequalität schätzen.

Sie bieten drei verschiedene Kategorien an Lofts an, Business, Premium und Fancy. Wie unterscheiden sich diese?

Wir haben 3 Typen für uns definiert.

  1. Business Apartments, dies beinhaltet top moderne Lofts zwischen 25 bis 50 m2. Sie haben eine Küche, Bad, Wohn- und Schlafzone. Gemeinsam steht eine Community Zone, Aussenfläche und gemeinsame Gastroküche zur Verfügung. Im gleichen Gebäude gibt es auch ein Coworking Angebot, zu dem die Personen einen 7/24 h Zugang haben. Das Service Angebot ist zudem sehr ausgeprägt, bis hin zu Mobilitätslösungen.
  2. Urban & Young, dies beinhaltet moderne WG’s, in denen eine Schlafzone und Bad exklusiv genutzt wird. Es stehen jedoch mehrere Küchen, Wohnräume und Aussenfläche für die Nutzer gemeinschaftlich zur Verfügung. Das Serviceangebot im limitiert, die Kostensensitivität ist sehr hoch.
  3. Premium Apartments beinhalten top ausgestattete, luxuriöse Wohnungen an exklusiven, städtischen Lagen. Es zählt v.a. das Kultur- und Gastroangebot für dieses Klientel.

Coliving bietet in Apartments und Lofts Privatsphäre und Rückzugsgebiete, andererseits eben auch Gemeinschaftsgefühl. Wie schaffen Sie dieses bei LivingTown?

Einerseits schaffen wir attraktive halböffentliche Bereiche indem wir eine grosse Communityzone, Gastroküche und Aussenflächen zur Verfügung stellen. Diese Flächen werden einerseits durch unsere Community Manager bespielt und andererseits entwickeln die Bewohner eigene Aktivitäten. Wir sehen zudem das Coliving auch als Teil vom Ecosystem des gesamten Gebäudes. Dies ist bereits im Namen mit LivingTown enthalten. Monokulturen bieten wenig Inspiration, hier setzen wir definitiv einen Kontrapunkt.

Coliving-Formen gelten im Immobilienbereich als Vorreiter bei digitalen Dienstleistungen. Wie sieht das bei LivingTown aus?

Gerade die Kombination von Coliving und Coworking ist in dieser Struktur sicher einmalig in der Schweiz. Hier sehen wir uns schon als Pioniere. Auch die Bespielung von gesamten Gebäuden mit einem umfassenden Servicekonzept ist sicher ein starker USP. Natürlich haben wir die gesamten Geschäftsprozesse digitalisiert und automatisiert, sodass unsere Community Manager auch Zeit für den persönlichen Austausch haben. Zudem bietet dies Erleichterung in der Reservation, Buchung bis hin zum Zugang und Abrechnung sämtlicher Leistungen.

«Gerade die Kombination von Coliving und Coworking ist in dieser Struktur sicher einmalig in der Schweiz.»

Wohnen, Coworking-Space, Fitness oder Massage, Café oder die Bar – und alles im gleichen Gebäude – ist das nicht auch ein bisschen Leben in einer Blase?

Gar nicht, der Kunde entscheidet ja was es nutzen möchte. Zudem bringt das vielfältige Angebot ein buntes Leben in die Immobilie und fördert ein positives Lebensgefühl. Deshalb möchten auch viele Menschen in Städten leben, weil gerade die Vielfalt das gewisse Etwas ausmacht.

Wie flexibel ist LivingTown bei der Mietdauer?

Standarddauer ist ab 1 Monat bis zu unbegrenzter Dauer. Wir haben aber auch drei Apartments, welche auf Tagesbasis gebucht werden können, beispielsweise auch für Besucher, welche dann nach einem tollen Abend mit Freunden gerade noch übernachten möchten.

Und in welcher Höhe bewegen sich die Mieten für die verschiedenen Apartments inklusive der Services?

Typischerweise sind Monatspreise zwischen CHF 2’500 bis 3’500.– / Monat, wobei die Reinigung, Bettwäsche und der Concierge Service schon inkludiert ist.

Wie finanzieren Sie sich – und wie werden die Wohnungen finanziert?

Wir sind 100% eigenfinanziert und sind auch stolz darauf, dass wir selbst die Entscheidungen treffen können. Das Kapital kommt aus der Holding, der RESO Group AG, wo mehrere Gesellschaften erfolgreich unterwegs sind, aber auch aus dem Privatvermögen der beiden Gründer, also Reto Hafner und mir. Dies ist umso mehr ein Zeichen, dass wir beide an dieses Konzept glauben.

«Wir sind 100% eigenfinanziert und sind auch stolz darauf, dass wir selbst die Entscheidungen treffen können.»

Haben Sie einen Business Angel?

Nein.

Letzte Frage: Coworking hat die Arbeitswelt zu einem Teil verändert. Wird Coliving in ähnlichem Ausmass die Art verändern, wie in urbanen Gebieten gewohnt wird?

Gerade jüngere Leute werden immer bewusster hinsichtlich Verbrauch und Konsum von Flächen und Infrastrukturen. Dieses nachhaltige Handeln fördert ganz klar den Bedarf nach unserem Angebot. Sicher sind in urbanen Gebieten solche Angebote stärker gefragt. In ländlicheren Gegenden sind diese Trends heute noch nicht sichtbar. Dort entwickeln sich jedoch verstärkt Coworking Angebote, da die Menschen nicht mehr täglich in die rush hour in die Städte fahren möchten, um eine Bericht zu schreiben oder eine Teamssitzung halten können. Auch hier steht die höhere Freiheit und Flexibilität im Zentrum.

Herr Krieg, besten Dank für das Interview.

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