Rückblick 2012: Eurozone stemmt sich gegen Krise

Rückblick 2012: Eurozone stemmt sich gegen Krise
EZB-Präsident Mario Draghi. (Bild: EZB)

«Whatever it takes»: EZB-Chef Mario Draghi. (Bild: EZB)

Wien – 2012 stand ganz im Zeichen der Krise und brachte wegweisende wirtschaftspolitische Richtungsentscheidungen mit sich: Der Euro-Rettungsschirm wird beschlossen, Griechenland wählt ein neues Parlament und Obama gewinnt das Rennen um das Weisse Haus. Gleichzeitig hat die weltweite Rezession in der Bevölkerung tiefe Spuren hinterlassen. In den vergangenen zwölf Monaten wurden vor allem in Südeuropa und den USA viele Menschen an den Rand ihrer Existenz gedrängt.

«Whatever it takes»
Die für den Euroraum wohl bedeutendste Entscheidung des Jahres 2012 war die Ratifizierung und Verabschiedung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Insolvenzgefährdeten Krisenstaaten können dadurch Notkredite zur Verfügung gestellt werden. Das Volumen des Euro-Rettungsschirms beläuft sich auf 700 Mrd. Euro, kann aber bei Bedarf unbegrenzt erhöht werden. Die Länder mit den grössten Haftungen sind Deutschland, Frankreich und Italien. Für zusätzliche Beruhigung auf den Finanzmärkten sorgte der «Whatever it takes»-Spruch von EZB-Chef Mario Draghi. Der Italiener stellte sicher, dass die Zentralbank uneingeschränkt ein- bis dreijährige Staatsanleihen von potenziell zahlungsunfähigen Ländern kaufen kann.

Die Gefahr eines möglichen Zusammenbruchs der Eurozone oder einzelnen Austritten konnte dadurch deutlich gesenkt werden. In Griechenland kam es aufgrund der prekären Situation zu vorgezogenen Parlamentswahlen. Die dabei hervorgegangene Regierung unter Andonis Samaras hat sich klar für einen Verbleib in der Eurozone ausgesprochen. Die notwendigen Reformen und Einschnitte wurden durchgeführt.

Doch die Gefahr ist nicht gebannt und der Fortbestand des Euroraums in seiner jetzigen Form nicht gesichert, denn Athen ist nicht das einzige Sorgenkind. Italien kämpft selbst mit einem hohen Schuldenberg und haftet im Falle eines «Grexit». Die Spanier leiden wiederum unter ihren maroden Banken und der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Geld aus dem Rettungsfonds hat Madrid bereits beantragt.

Der rigorose Sparkurs in den krisengebeutelten Ländern hat 2012 zahlreiche persönliche Schicksale mit sich gebracht. Familien kämpfen gegen den drohenden sozialen Abstieg und die junge Generation kann am Arbeitsplatz nicht Fuss fassen. Die grassierende Perspektivlosigkeit erzeugt ein angespanntes soziales Klima und nährt Unruhen in Europa.

«Four more years»
Auch in den USA verloren 2012 unzählige Arbeitnehmer ihren Job und tappten in die Armutsfalle. Die wirtschaftliche Lage der US-Volkswirtschaft war auch zentrales Thema des Präsidentschaftswahlkampfes zwischen Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney. Beide Seiten führten das Rennen um das Oval Office mit harten Bandagen. Der Wahlkampf war von viel Polemik geprägt.

Die Wähler zwischen New York und Los Angeles entschieden sich schliesslich für «four more years» und sehen in dem Demokraten den besseren Krisenmanager, der neue Arbeitsplätze schafft. Während viele US-Amerikaner 2012 in den sozialen Abgrund stürzten, zeigte die Wirtschaft erste Zeichen der Erholung. Insbesondere der Automobilmarkt hat den Turnaround geschafft und sein Vier-Jahreshoch erklommen.

China weiter auf Wachstumskurs
Doch die Weltmacht verliert zunehmend Einfluss auf dem globalen Markt. China hat auch 2012 von der Krisenstimmung in den USA und Europa profitiert und seine Stellung weiter gefestigt und ausgebaut. Ob nun auf den Sektoren Industrie, Banken, Bildung oder Immobilien, das Reich der Mitte befindet sich auf Expansionskurs. Der steigende Wohlstand und die dadurch grösser werdende Mittelschicht lässt Chinesen in US-amerikanische Immobilien investieren. Auch schicken sie ihr Kind vermehrt auf US-Eliteschulen. Durch den Wachstumstreiber China wird Asien bis 2050 die reichste Region der Welt, so die Prognose.

Energiewende auf Agenda
Auch in der Energiedebatte hat sich in den vergangenen zwölf Monaten einiges getan. Die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat das Bewusstsein für die Notwendigkeit erneuerbarer Energien deutlich gestärkt. Die Energiewende, also der Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung, steht in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich seit 2012 weit oben auf der Agenda. Man müsse die Gesellschaft zum Umdenken zwingen, so der Tenor.

Konzerne sorgen für Skandale
Im abgelaufenen Jahr haben wieder zahlreiche Unternehmen für handfeste Skandale gesorgt. Die Modekette Hollister ihre Mitarbeiter einer Leibesvisitation, die Deutsche Telekom keilte Kunden mit unzumutbaren Briefen und Takko liess in chinesischen Gefängnissen produzieren. Die Lufthansa empörte Frauen mit sexistischer Werbepost, Vodafone nervte einen Kunden mit über 100 Werbeanrufen und der deutsche Versicherer Ergo musste sich mit dubiosen Sex-Reisen einiger Mitarbeiter herumschlagen und die Schweizer Grossbank UBS wartete im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal einmal mehr mit negativen Schlagzeilen auf. (pte/mc/ps)

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