Rückblick 2012: Zweite Krisenwelle erfasst Medien
Die sozialen Netzwerke, allen voran Facebook, setzten ihren Siegeszug auch dieses Jahr weiter fort.
Wien – Die anhaltende und sich weiter verschärfende Wirtschaftskrise hat in Kombination mit den strukturellen Änderungen, mit denen sich die Medienbranche konfrontiert sieht, zu existenziellen Bedrohungen für die traditionellen Medien auch im deutschsprachigen Raum geführt. Neben allgemeinen Konsolidierungsprozessen, die viele Journalisten ihren Job kosteten, mussten einige Medienhäuser ihre Pforten sogar dauerhaft schliessen.
Soziale Medien unaufhaltbar
Die sozialen Netzwerke, allen voran Facebook, setzten ihren Siegeszug auch dieses Jahr weiter fort. Auch bisher unberührte Aspekte des menschlichen Lebens wie Religion oder Sex sind jetzt Teil des sozialen Online-Universums.
Auch die Schwelle zum Jenseits hat Facebook bereits überquert. Dieser Vorstoss in bisher unberührte Sphären birgt jedoch auch einiges an Konfliktpotenzial, wie verschiedene teilweise absurd anmutende Negativmeldungen über soziale Netzwerke im Netz beweisen.
So soll etwa die Nutzung von Facebook den finanziellen Erfolg seiner User beeinträchtigen. Neben solch abstrusen Forschungsergebnissen haben soziale Netzwerke 2012 aber auch einige ernstzunehmende Schattenseiten offenbart. Diverse Regime und Kriegsparteien haben die Kommunikationskanäle beispielsweise als Propaganda-Medien entdeckt. Durch den Börsengang von Facebook ist auch der wirtschaftliche Erfolgsdruck auf die sozialen Netzwerke gestiegen.
Das hat zu teilweise absurden Geschäftspraktiken geführt. So erlebte das Geschäft mit falschen Facebook-Freunden und vor allem -Fans in den vergangenen zwölf Monaten einen ungeahnten Boom. Die schon länger bestehenden Datenschutzbedenken, die Experten regelmässig zu den Geschäftsmodellen sozialer Medien äussern, sind ebenfalls nicht leiser geworden.
Smartphones über alles
Auch die Smartphones haben ihre Entwicklung zum praktisch allgegenwärtigen und unverzichtbaren Begleiter der Menschen in diesem Jahr fortgesetzt. Mittlerweile sollen die Wundertüten-Telefone ihren Trägern sogar medizinische Hilfestellung leisten. Allerdings hat auch diese Entwicklung ihre Schattenseiten. Da die mobile Internetnutzung dem Online-Zugang per Stand-PC bereits den Rang abzulaufen droht, steigt auch die Zahl der Cyber-Attacken auf die Smartphones.
Die übermässige Verwendung von Handys in Bereichen des Alltags, die lange Zeit als tabu galten, stösst zudem nicht überall auf Gegenliebe. Einige Restaurants haben reagiert und ermutigen ihre Kunden mit Rabatten zum Verzicht auf die elektronischen Begleiter. Einige wissenschaftliche Studien attestieren den Mobiltelefonen gar einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft, die verwendeten Methoden sind allerdings bei weitem nicht immer hieb- und stichfest. Den Datenschützern machen auch die Smartphones weiterhin wenig Freude.
Medienkrise prolongiert
In der Medienbranche hat sich die ohnehin nicht sehr positive Stimmung im vergangenen Jahr tendenziell noch verschlechtert. Die Schliessung der Financial Times Deutschland war dabei nur das offensichtlichste Anzeichen für die schlechte Lage. Das weiterhin rückläufige Anzeigengeschäft, das von den Zuwächsen im Bereich Onlinewerbung nicht abgefedert werden kann macht vor allem den Medienverlagen zu schaffen. Aber auch das Medium Fernsehen ist in finanziellen Schwierigkeiten.
Das Internet als Medium floriert derweilen munter weiter. Neben seiner Funktion als Gratis-Nachrichtenquelle hält das World Wide Web jetzt auch vermehrt Einzug in die Welt der Bildung. Zahlreiche Universitäten haben dieses Jahr kostenlose Online-Bildungsangebote gestartet. Die Auseinandersetzung darüber, wer die Kontrolle über das Internet innehat, ging 2012 in die nächste Runde, wie die erfolgreichen Demonstrationen gegen ACTA bewiesen haben. Noch können sich User im Netz jedenfalls noch relativ viel erlauben. (pte/mc/ps)