Steuerabkommen mit GB wird zum Verlustgeschäft
Basel – Das Steuerabkommen mit Grossbritannien wird zum Verlustgeschäft für die Schweizer Banken. Weil weniger britische Bankkunden als erwartet ihre Vermögen in der Schweiz durch eine einmalige Abgeltungssteuer regularisieren, erhalten die Schweizer Institute die Vorauszahlung von 500 Mio CHF wohl nicht oder nur zu einem geringen Teil zurück. Rund 200 Mio CHF der Garantiezahlung entfallen auf die Grossbanken CS und UBS.
Die britischen Bankkunden mit unversteuerten Vermögen in der Schweiz hatten bis Ende Mai 2013 Zeit zu entscheiden, ob sie für die Regularisierung der Vergangenheit von der einmaligen Abgeltungsteuer Gebrauch machen oder die Gelder gegenüber den britischen Steuerbehörden offenlegen wollten. Wie die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) am Freitag mitteilte, bevorzugten die britischen Kunden offenbar die Selbstanzeige. Dies sei angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Schweiz rund um eine angekündigte Übernahme eines globalen Standards beim automatischen Informationsaustausch wenig überraschend, kommentiert die SBVg.
Weniger unversteuerte Gelder als angenommen
Es zeichne sich zudem ab, dass weniger unversteuerte britische Vermögen bei den Schweizer Banken liegen als ursprünglich angenommen, so die SBVg weiter. Dies, weil viele Kunden den Status von «resident non-domiciled» besitzen würden. Diese Kunden sind in Grossbritannien nicht steuerpflichtig und fallen somit nicht unter das Abkommen.
Unter dem im Dezember 2012 vom Schweizer Parlament ratifizierten Steuerabkommen müssen die britischen Bankkunden für eine Regularisierung zwischen 21 und 41% der Schwarzgelder an den britischen Fiskus abliefern. Für die Besteuerung künftiger Kapitalerträge hat die Schweiz mit Grossbritannien Sätze zwischen 27 und 48% vereinbart.
Ergebnis 2013 belastet
Auch die beiden Grossbanken gehen nun davon aus, dass die Garantiezahlungen wohl kaum zurück fliessen. Die Credit Suisse gab am Freitag entsprechend bekannt, dass sie gemäss dem Verteilschlüssel 20% der endgültigen Kosten trage. Sie gehe deshalb von einer Belastung ihres Nachsteuer-Ergebnisses von höchstens 90 Mio CHF aus, die im zweiten Quartal 2013 verbucht werde. «Sollten nachfolgende Zahlungen diesen Betrag reduzieren, wird sich dies positiv auf künftige Quartalsergebnisse auswirken», heisst es in einer Mitteilung.
Die UBS bezifferte ihren Anteil an der Akontozahlung unter dem Steuerabkommen Schweiz-Grossbritannien auf Anfrage der AWP auf rund 100 Mio CHF. Die Bank werde «alle ihr zur Verfügung stehenden Informationen berücksichtigen», um die Auswirkungen dieses Arrangements auf die Ergebnisse des zweiten Quartals 2013 zu beurteilen, sagte ein Sprecher. Dieses wird am 30. Juli 2013 publiziert.
Weitere Banken geben sich gelassen
Gelassen zeigte man sich bei weiteren angefragten Vermögensverwaltern. Der Beitrag von Julius Bär zur Garantiezahlung sei deutlich geringer als derjenige der Grossbanken, sagte ein Sprecher des Zürcher Vermögensverwalters auf Anfrage: Eine «materielle Auswirkung» auf die Gewinnzahlen sei nicht zu erwarten. Bei der Bank Vontobel verwies ein Sprecher darauf, dass die Bank kaum im Privatkundengeschäft in Grossbritannien tätig war. Entsprechend sei man «nur marginal» betroffen.
Die ZKB hat ihren Anteil an die Garantiezahlung ebenfalls im ersten Halbjahr 2013 bereits abgeschrieben. Die Zürcher Kantonalbank geht aber davon aus, dass die finanziellen Auswirkungen gering sein werden, wie eine Sprecherin verlauten liess. «Die Garantiezahlung der Banken an Grossbritannien wurde im Bewusstsein geleistet, dass der unversteuerte Anteil britischer Vermögen nicht exakt bekannt ist und variieren kann.» (awp/mc/pg)