schillingreport 2017 – Transparenz an der Spitze

schillingreport 2017 – Transparenz an der Spitze
(Bild: Fotolia / sdecoret)

Zürich – Die aktuellen Zahlen, welche die guido schilling ag im schillingreport analysiert, stimmen zuversichtlich: In den Geschäftsleitungen der 100 grössten Schweizer Unternehmen steigt der Frauenanteil von 6 % auf 8 % – in einem Jahr wuchs er somit gleich stark an wie in den gesamten 10 Jahren zuvor.

«Es ist sehr erfreulich, dass die Schweizer Wirtschaft in Sachen Gender Diversity einen Schritt vorwärts macht. Da die Umsetzung der Gender Diversity wesentlich von der Gesellschaft abhängt, sind weibliche Vorbilder wichtig, damit sich die nächste Generation an diesen orientieren kann. Es muss zur Selbstverständlichkeit werden, dass sowohl Frauen als auch Männer Karriere machen», sagt Guido Schilling, Managing Partner der guido schilling ag.

Unter den neu gewählten VR-Mitgliedern befinden sich 21 % Frauen, weshalb ihr Anteil in den Verwaltungsräten gesamthaft auf 17 % ansteigt (16 % im Vorjahr). Dieser Zuwachs reicht nicht aus, um den Frauenanteil langfristig signifikant auf die im Raum stehenden und von der Politik geforderten 30 % zu erhöhen. Die Schweiz droht den Anschluss an die anderen Länder Westeuropas zu verlieren, die teils deutlich höhere Frauenanteile verzeichnen. Die Unternehmen sollten sich deshalb ambitionierte Ziele stecken, fordert Guido Schilling: «Es gibt heute genügend hervorragend qualifizierte Kandidatinnen, die sich für Verwaltungsratsmandate eignen. Das Ziel von 30 % und mehr Verwaltungsrätinnen ist aus meiner Sicht somit innert nützlicher Frist erreichbar – auch ohne entsprechende Regulierung.»

Deutsche und Amerikaner verstärken die Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Arbeitgeber
Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen ist im vergangenen Jahr von 43 % auf 45 % angestiegen. Stärker vertreten sind vor allem Deutsche (+7 Mitglieder) und US-Amerikaner (+6), die Zahl der Schweizer (–12) und Briten (–3) ging hingegen zurück. «Die Schweiz verfügt, gemessen an ihrer Grösse, über sehr viele global erfolgreiche Unternehmen. Der Pool an Schweizer Führungskräften reicht daher nicht aus, um alle Positionen in den Geschäftsleitungen optimal zu besetzen. Die Bestqualifizierten, egal ob Schweizer oder Ausländer, werden auch in Zukunft wichtig bleiben, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum der grossen Schweizer Arbeitgeber zu gewährleisten. Der Fokus sollte deshalb nicht primär auf der Nationalität liegen», so Guido Schilling.

Vergleich DAX und SMI: Wirkt sich die deutsche Frauenquote aus?
Kotierte deutsche Unternehmen sind seit Anfang 2016 verpflichtet, eine Frauenquote in ihren Aufsichtsräten einzuhalten. Ein Vergleich der grössten Unternehmen Deutschlands mit der Schweiz zeigt: In den DAX-Aufsichtsräten liegt der Frauenanteil mit 30% deutlich höher als in den SMI-Verwaltungsräten mit 21 %. Auch beim Frauenanteil unter den Neumitgliedern liegt der DAX mit 43 % vor dem SMI mit 32 %. Die deutsche Quotenregelung wirkt sich jedoch aktuell noch nicht auf die Vorstände aus: Die 30 DAX-Unternehmen erhöhten den Frauenanteil in ihren Vorständen von 9 % auf 10 % – im SMI ist er von 6% auf 8 % geklettert.

Gender­-Diversity-­Pipeline
Der schillingreport schafft in diesem Jahr erstmals Transparenz über die gesamte Gender-Diversity-Pipeline hinweg. Grundlage für die Befragung sind die 250 wichtigsten Unternehmen der Schweiz, von denen bisher 92 ihre Daten zur Verfügung gestellt aben. Aktuell finden sich in diesem Sample 10 % Frauen in den Geschäftsleitungen, 14 % im Top Management und 21 % im Middle Management. «Es stimmt positiv, dass im Middle Management der Frauenanteil bei durchschnittlich 21 % liegt. Diese Frauen bilden die Pipeline für zukünftige Spitzenpositionen. Fragen mich junge Managerinnen, was sich positiv auf ihre Karrierechance auswirkt, rate ich allen, eine Verantwortung im Kerngeschäft eines Unternehmens anzustreben. Leider sind aktuell immer noch sehr viele Managerinnen in Supporteinheiten tätig, was ihre Einflussnahme auf das Business schmälert», sagt Guido Schilling, denn: «Vom CEO und von den Geschäftsbereichsleitern wird erwartet, dass sie in einem operativen Verantwortungsbereich Erfahrung gesammelt haben.»

Der öffentliche Sektor ist der Privatwirtschaft voraus
Zum ersten Mal erhebt der schillingreport 2017 auch die Führungsgremien aller 26 Kantone sowie der Bundesverwaltung. Bund und Kantone weisen in ihren höchsten Führungspositionen einen Frauenanteil von 14 % auf, deutlich mehr als in der Privatwirtschaft. «Der öffentliche Sektor ist für weibliche Führungskräfte ein attraktiver Arbeitgeber, weil er die Vereinbarkeit von Familie und Karriere fördert. Zum Beispiel bieten viele öffentliche Verwaltungen bereits seit längerer Zeit sinnvolle Teilzeitmodelle an», erklärt Guido Schilling.

Darüber hinaus zeigen die Zahlen des schillingreport, dass die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Sektor zusehends durchlässiger sind: 47 % der untersuchten Führungskräfte bei der öffentlichen Hand verfügen über berufliche Erfahrung im Privatsektor. «Ich bin überzeugt, dass dieser Anteil weiter zunehmen wird. Sowohl die Verwaltung als auch die Privatwirtschaft profitieren von den Erfahrungen aus dem jeweils anderen Sektor. Diese gegenseitige Befruchtung ist begrüssenswert und wird dazu führen, dass Stellenwechsel zwischen den beiden Sektoren zur Normalität werden», sagt Schilling.

Zum schillingreport
Der neu aufgesetzte schillingreport 2017 umfasst die 119 grössten Arbeit geber der Schweiz sowie den Bund und alle 26 Kantone. Entsprechend wurden 891 Geschäftsleitungs-, 833 Verwaltungsratsmitglieder sowie 1013 Führungskräfte des öffentlichen Sektors (Amtsleiter/innen, Generalsekretäre, Generalsekretärinnen und Staatsschreiber/innen) in die Untersuchung mit einbezogen. Zur Erhebung der Gender-Diversity-Pipeline wurden die 250 wichtigsten Schweizer Unternehmen angefragt, von denen bisher 92 ihre Daten bekannt gegeben haben. Der vollständige Report kann in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch ab Mitte Mai online unter www.schillingreport.ch bezogen werden.

Schreibe einen Kommentar