Schweiz erneut Teil einer wichtigen Weltraummission
Bern – Am Samstag, 5. Mai 2018 soll die amerikanische Sonde «InSight» von Kalifornien aus ihre Reise zum Mars antreten. Ihr Ziel: Messdaten zum besseren Verständnis des Aufbaus des Roten Planeten sammeln. Zentraler Bestandteil der NASA-Mission ist ein Seismometer, welches unter der Leitung von Frankreich gemeinsam mit Deutschland, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den USA entwickelt und gebaut wurde.
Mit dem Wissen, Können und der Erfahrungen von Geophysikern und Ingenieuren der ETH Zürich, welche zusammen mit der Privatindustrie das elektronische Gehirn des Seismometers beigesteuert haben, ist die Schweiz wiederum Teil einer Weltraummission, von der bahnbrechende Resultate erwartet werden.
«InSight» soll den roten Planeten aushorchen und vermessen
Geht alles nach Plan, wird die Rakete mit der Marssonde «InSight» («Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport») ihren Startplatz in Kalifornien am 5. Mai 2018 kurz nach 13 Uhr MESZ verlassen. «InSight» soll den Mars mit verschiedenen wissenschaftlichen Instrumenten aushorchen und vermessen. Wichtige Beiträge für diese Wissenschaftsmission stammen dabei aus Europa, so z.B. eine von Deutschland beigesteuerte Wärmeflusssonde. Auch das «Seismic Experiment for Interior Structures (SEIS)» stammt aus europäischer Produktion: Unter der Leitung des Institut de physique du globe de Paris wurde ein Seismometer entwickelt, welches der Reise durchs Weltall, der Landung auf dem Mars und auch dem Marswetter widerstehen und dabei Frequenz, Ursprung und Echos von Marsbeben messen soll.
Wichtiger Schweizer Beitrag
Zusammen mit amerikanischen Komponenten, insbesondere dem «Rotation and Interior Structure Experiment», wollen die Wissenschaftler den Aufbau des Roten Planeten besser verstehen und damit neue Erkenntnisse erlangen, um bestehende Theorien über die Entstehung von Planeten zu bestätigen oder zu verwerfen. Der Schweizer Beitrag für «Insight» wurde unter der Leitung der ETH Zürich (Departement Erdwissenschaften) zusammen mit dem Elektronikunternehmen SYDERAL SA (Gals, BE) als Industriepartner entwickelt. Es handelt sich um die «Electronic Box» von SEIS, die Versorgungs- und Steuerungseinheit, welche die Sensoren mit Strom versorgt, deren Messdaten empfängt, zwischenspeichert, aufbereitet und zur Weiterleitung an die Bodenstation bereithält.
Zentrale Rolle der ETHZ
Während für SYDERAL das Projekt mit dem Start der Trägerrakete abgeschlossen sein wird, wird für das Team der ETHZ das Abenteuer mit der Inbetriebnahme von «SEIS» auf der Marsoberfläche einen weiteren Höhepunkt darstellen. Mit seinem gesammelten Wissen aus der Erdbebenforschung, das insbesondere auch in das Design der «Electronic Box» und die darin stattfindende Signalaufbereitung eingeflossen ist, wird das ETHZ-Team weiterhin eine zentrale Rolle in der Mission spielen. Obwohl bereits etliche Versuche, Seismometer auf dem Mars zu platzieren, fehlgeschlagen sind, besteht heute die berechtigte Hoffnung, dass dank «InSight» und «SEIS» die Forschung zur Theorie der Planetenentstehung einen wichtigen Schritt vorwärts machen kann. Im Gegensatz zu Frankreich, Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich verfügt die Schweiz nicht über eine nationale Weltraumagentur. Als eher kleines Land ist es für die Schweiz auch wenig praktikabel, ein nationales Raumfahrtprogramm zu unterhalten. Um im Weltraum dennoch mitreden zu können beruht der von der Schweiz eingeschlagene Lösungsansatz in Kooperationen und dem spezifischen Anzapfen von Kompetenzen und Erfahrungen der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
So wurden Entwicklung und Bau des Schweizer Beitrages an «InSight» im Rahmen des «Programme de Développement d’Expériences scientifiques (PRODEX) der ESA finanziert und umgesetzt. Mit dieser Unterstützung können Schweizer Forscher hochkomplexe Instrumentenentwicklungen vorantreiben und weiterhin an vorderster Front bei internationalen Weltraumwissenschaftsmissionen mitmachen. Die Schweizer Industrie kann ihrerseits ihre Fertigkeiten an neuen Herausforderungen erweitern und schärfen. Damit entstehen mitunter auch Innovationen, welche dann erfolgreich am Markt platziert werden, sogar über die eigentliche Weltraumbranche hinaus. (SBFI/mc/pg)