Schweiz erzielt neuen Rekord bei europäischen Patentanmeldungen pro Einwohner

António Campinos, Präsident des Europäischen Patentamtes (EPA). (Foto: EPA)

München – Die Zahl der Patentanmeldungen aus der Schweiz beim Europäischen Patentamt (EPA) ist 2019 um 3.6% auf eine neue Höchstmarke von 8‘249 gestiegen (2018: 7‘961). Dies geht aus dem heute veröffentlichten Patentindex 2019 des EPA hervor. Die Zunahme lag damit 2019 mehr als dreimal so hoch wie der EU-Durchschnitt von 0.9%.

Die Gesamtzahl der Patentanmeldungen beim EPA stieg 2019 um 4% auf über 181’000. (Graphik: Entwicklung der Patentanmeldungen). Getrieben wurde das Wachstum insbesondere durch die starke Zunahme bei Patentanmeldungen aus China (+29.2%), Südkorea (+14.1%) und den USA (+5.5%). Die Patentanmeldungen aus China haben sich in den letzten zehn Jahren versechsfacht (von rund 2’000 auf über 12’000). Die fünf grössten Anmeldestaaten waren die USA, Deutschland, Japan, Frankreich und China, gefolgt von Südkorea und der Schweiz.

Die Schweiz wies 2019 auch eine neue Höchstzahl bei Patentmeldungen pro Kopf auf und kam erstmals auf fast 1‘000 Anmeldungen (exakt 988) pro Million Einwohner. Im Jahr 2017 lag die Zahl noch bei 884. Sie liegt damit weit vor allen anderen Ländern. Das zweitplatzierte Land, Schweden, kommt auf einen Wert von 433 Anmeldungen pro Million Einwohner, Deutschland auf 334, Österreich auf 265, Frankreich auf 150, die USA auf 140 und Italien auf 71. Der Durchschnittswert gilt als Indikator für die Innovationskraft eines Landes.

„Die Schweiz hat ihre Stellung als herausragender Innovationsstandort weiter ausgebaut,“ sagte EPA-Präsident António Campinos. „Gemessen am Wachstum der Patentanmeldungen ist ihre Innovationskraft weiter gestiegen. Bei Patentanmeldungen pro Einwohner hebt sich die Schweiz sehr deutlich von allen anderen Ländern ab. Mit fast 1’000 Patentanmeldungen pro Million Einwohner kann sie sich zu Recht als Innovations-Champion bezeichnen.“

Computertechnik mit dem höchsten Zuwachs in der Schweiz
Gemessen an der Zahl der eingereichten europäischen Patentanmeldungen waren die vier wichtigsten Technologiefelder der Schweiz: die Messtechnik (10% aller Patentanmeldungen aus der Schweiz), die Medizintechnik (9.3%), Konsumgüter (7.5%) sowie Verpackungs- und Transportsysteme (6.5%). Die deutlichste Zunahme gegenüber dem Vorjahr gab es in der Computertechnik (+34%).

Kanton Zürich holt auf – jetzt gleichauf mit Waadt
Bei den europäischen Patentanmeldungen nach Kantonen ging die Anmeldungen aus Waadt zurück (-11.8%), während Zürich zulegte (+3.5%), so dass jetzt beide Kantone nach Anteilen gleichauf an der Spitze liegen (12.7% Anteil am Total der Anmeldungen aus der Schweiz). Es folgen auf Platz 3 Aargau und Basel-Stadt, die beide auf einen Anteil von 11.6% kommen, und der Kanton Neuchâtel mit einem Anteil von 9.2% auf Platz 5. Die fünf Kantone gehören bezüglich Patentanmeldungen zu den 25 führenden Regionen Europas.

ABB verdrängt Roche als Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen
In der Rangliste der aktivsten Patentanmelder aus der Schweiz lag ABB an der Spitze (689 Patentanmeldungen, +21%) und überholte Roche, das vier Jahre in Folge die Nr. 1 war (2. Platz, 677 Anmeldungen). Es folgten Philip Morris (424 Anmeldungen und neu unter den Top 25-Unternehmen), Nestlé (365), TE Connectivity (237) und Novartis (225).

Digitale Technologien gehen in Führung, 5G und KI wichtigste Wachstumstreiber
Die grösste Steigerung beim EPA insgesamt zeigten die Digitale Kommunikation (+19.6%), zu der Patentanmeldungen im Zusammenhang mit 5G-Kommunikationsnetzen zählen, und die Computertechnik (+10.2%), die viele Anmeldungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) beinhaltet. Erstmals steht Digitale Kommunikation an der Spitze der wichtigsten Technologiefelder mit den meisten Patentanmeldungen und verdrängt Medizintechnik, die seit 2006 stets anmeldestärkstes Gebiet war, auf Platz 2.

Mit einer markanten Zunahme der Patentanmeldungen um 65% haben vor allem chinesische Unternehmen zum Wachstum im Bereich Digitale Kommunikation beigetragen, gefolgt von Unternehmen aus den USA (+15%) und Südkorea (+36%). Aus Europa kamen 3% mehr Anmeldungen auf diesem Gebiet. Die führenden Patentanmelder waren Huawei, Ericsson und Qualcomm.

In der Computertechnik entfielen 2019 fast 40% aller Patentanmeldungen auf Unternehmen aus den USA. Das stärkste Wachstum in diesem Bereich verzeichneten wiederum chinesische Unternehmen (+19%). Die grössten Patentanmelder waren: Alphabet (Google), Microsoft, Samsung, Huawei, Intel und Siemens.

Europäische Unternehmen waren führend in den Bereichen Transport, zu dem die Automobilindustrie zählt, Organische Feinchemie, Messtechnik, sowie Spezialmaschinen.

Mehr Anmeldungen auch aus anderen Ländern Europas
Auf Länderebene verzeichneten Schweden (+8%) und Grossbritannien (+6.9%) gegenüber dem Vorjahr das deutlichste Anmeldewachstum. Europäische Patentanmeldungen aus Italien nahmen um 1.2% zu, während jene aus Deutschland gegenüber 2018 nahezu stabil (0.5%) blieben. Die Anmeldungen aus Frankreich (-2.9%) und den Niederlanden (-2.6%) gingen etwas zurück. (

Huawei auf Platz 1
Die Dominanz der digitalen Technologien widerspiegelt sich auch im Ranking der anmeldestärksten Firmen beim EPA. Dort stiess Huawei auf den Spitzenplatz (Platz 2 im Vorjahr) vor, gefolgt von Samsung, LG, United Technologies und Siemens auf Platz 5 (Platz 1 im Vorjahr). (EPA/mc/ps)

Europäisches Patentamt (EPA)

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