München – Die Zahl der Patentanmeldungen aus der Schweiz beim Europäischen Patentamt (EPA) ist 2018 um 7.8% auf den neuen Höchstwert von 7 927 gestiegen (2017: 7 354). Dies geht aus dem heute veröffentlichten Jahresbericht 2018 des EPA hervor. Es ist die stärkste Wachstumsrate seit 2010. Während die Schweiz 2017 noch unter der Wachstumsrate der EU-Staaten lag, lag die Zunahme 2018 mehr als doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt von 3.8%.
Die Schweiz war auch erneut das Land mit den meisten europäischen Patentanmeldungen pro Million Einwohner. Mit 956 Patentanmeldungen erreichte die Zahl 2018 einen neuen Höchstwert (von 884 im Jahr zuvor), wodurch sich der Abstand zu den Niederlanden (2., 416 Anmeldungen), weiter vergrösserte. Auf Platz 3 folgt Dänemark (411), vor Schweden (403), Deutschland (332) und Finnland (312). Der EU-Durchschnitt lag bei 139 Anmeldungen pro Million Einwohner (2017: 134 Anmeldungen).
Die Gesamtzahl der Patentanmeldungen beim EPA stieg 2018 um 4.6% auf 174 317. Die Anmeldungen aus China stiegen um 8.8%, der niedrigsten Wachstumsrate seit fünf Jahren. Die fünf grössten Anmeldestaaten waren die USA, Deutschland, Japan, Frankreich und China, gefolgt von der Schweiz auf Platz 6.
„In Bezug auf Patente zeigte die Schweiz 2018 sehr starkes Wachstum,“ sagte EPA-Präsident António Campinos. „Bei Patentanmeldungen pro Einwohner hebt sie sich sehr deutlich von den anderen europäischen Staaten ab. Dies unterstreicht das herausragende Innovationspotential des Landes, das gemessen am Wachstum der Patentanmeldungen weiter steigt. Studien belegen klar den Nutzen von schutzrechtsintensiven Industrien für die Volkswirtschaft hinsichtlich Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Export.“
Roche mit den meisten Patentanmeldungen
Bei den Patentanmeldungen blieb Roche das vierte Jahr in Folge das anmeldestärkste Schweizer Unternehmen beim EPA (651 Anmeldungen), vor ABB (571), Nestlé (382), und Novartis (305). Unter den Top 25 Schweizer Anmeldern fanden sich zum dritten Mal in Folge auch drei Universitäten, wobei die ETH und die EPF Lausanne die Plätze tauschten und die ETH mit 80 Anmeldungen auf Platz 13 vorrückte, vor der EPF Lausanne mit 66 Anmeldungen auf Platz 17 und der Universität Zürich mit 55 Anmeldungen auf Platz 21.
Novartis, Roche, ABB mit Spitzenpositionen im weltweiten Vergleich
In den zehn Technologiefeldern mit den meisten Patentanmeldungen beim EPA belegten Novartis, Roche und ABB auch im Vergleich mit Unternehmen aus anderen Ländern Spitzenpositionen. In der Biotechnologie war Roche die Nr. 1, Novartis die Nr. 10. Im Bereich der Arzneimittel belegten Novartis Platz 2 (nach dem Inserm) und Roche Platz 4. In der organischen Feinchemie war Roche die fünftgrösste Patentanmelderin beim EPA, vor Syngenta auf Platz 6. Im Technologiefeld ‚Elektrische Maschinen und Geräte, Energie‘ rangierte ABB nach LG, Siemens und Philips auf Platz 4.
Anteil der Messtechnik an Schweizer Patentanmeldungen bei 10%
Gemessen an der Zahl der Patentanmeldungen waren die vier wichtigsten Technologiefelder der Schweiz die Messtechnik (10% aller Patentanmeldungen aus der Schweiz), die Medizintechnik (9.5%), sowie die Bereiche Verpackungs- und Transportsysteme und ‚Elektrische Maschinen und Geräte, Energie‘ – beide Bereiche kamen auf einen Anteil von jeweils 7%. Das höchste Wachstum gegenüber dem Vorjahr gab es bei Konsumgütern (+34%), Arzneimitteln (+30%) und Medizintechnik (+25%).
Waadt führend unter den Kantonen – vor Zürich und Basel-Stadt
Bei den Patentanmeldungen nach Kantonen behauptete die Waadt ihren Spitzenplatz mit einem Anteil am Total der Anmeldungen aus der Schweiz von 15.1% (+1.2% mehr Patentanmeldungen). Es folgten Zürich mit einem Anteil von 12.8% (+7.3%) und Basel-Stadt mit einem Anteil von 12.4% (+3.7%). Die drei Kantone vereinigten somit rund 40% des Patentanmeldeaufkommens aus der Schweiz beim EPA auf sich (gegenüber 42% im Vorjahr). Auf Platz 4 lag der Kanton Aargau mit einem Anteil von 10.4% (+0.7%) und auf Platz 5 der Kanton Neuchâtel mit einem Anteil von 9.9% (+27.8% mehr Anmeldungen).
Wachstum auch aus anderen Ländern Europas
Auf Länderebene konnten die meisten Länder Europas beim EPA grössere Wachstumsraten verzeichnen, mit Ausnahme Frankreichs (-2.8%) und Finnlands (-3.8%). Neben der Schweiz stiegen die europäischen Patentanmeldungen auch aus Italien +0.9%, Niederlande +1.4%, Österreich +3.8%, Deutschland +4.7%, Spanien +6.3%, Schweden +7.1%, Grossbritannien +7.8%, Belgien +9.7%, Dänemark +14.4%.
Siemens zurück auf Platz 1
Im Ranking der anmeldestärksten Firmen beim EPA 2018 belegt Siemens mit 2 493 Anmeldungen den Spitzenplatz (wie zuletzt 2011). Huawei, letztes Jahr zum ersten Mal auf Platz 1, kam auf Platz 2, gefolgt von Samsung, LG und United Technologies. Von den Top 10-Anmeldern kamen damit vier aus Europa, drei aus den USA, zwei aus Südkorea und eines aus China. (EPA/mc/ps)
Über das EPA
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit rund 7 000 Mitarbeitern eine der grössten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 44 Ländern (mit einem Markt von rund 700 Millionen Menschen) erlangen. Das EPA gilt überdies als weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.