Schweiz verzeichnet 2023 Rekordzahl an Patentanmeldungen
Bern / München – Die Schweiz hat im vergangenen Jahr beim Europäischen Patentamt (EPA) so viele Patente angemeldet wie noch nie. Mit 9410 Gesuchen steht sie weltweit an siebter Stelle. Auf die Anzahl Einwohner bezogen belegt sie gar den ersten Platz.
Die Patentanmeldungen aus der Schweiz legten im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent zu. Das sei eine «überdurchschnittliche Zunahme», teilte das EPA am Dienstagmorgen mit. Die Schweiz lag damit weltweit auf dem siebten und in Europa auf dem dritten Platz.
Mit 1085 Anmeldungen pro Million Einwohner verzeichnete sie ausserdem weltweit die höchste Innovationsdichte. Das seien mehr als doppelt so viele Patentanmeldungen pro Kopf wie das zweitplatzierte Schweden. Dieser Wert gelte «als wesentlicher Indikator für die Innovationsstärke eines Landes».
Die Schweizer Gesuche stammten von einer Vielzahl von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Sektoren, teilte das EPA auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Schweiz über ein «breit gestreutes Technologieportfolio» verfüge, das «von einer vorteilhaften Mischung» aus globalen führenden Grossunternehmen, innovativen KMU und stark forschungsorientierten Hochschulen getragen werde.
Die Prüfungsverfahren dauern nach Angaben der EPA zwischen drei und vier Jahren. Nur rund die Hälfte der eingereichten Anmeldungen erhalten danach ein europäischen Patent. Für Schweizer Firmen erteilte das EPA im letzten Jahr 4161 Patente. Das seien 40 Prozent mehr als im Vorjahr.
Frauenanteil hinter Spitzenländern
2023 gingen am meisten Schweizer Patentanmeldungen aus der Medizintechnik ein. Sie machten mit 1010 Anmeldungen mehr als jede zehnte Eingabe aus. Dahinter folgten die Konsumgüter mit fast 1000 Anmeldungen und die Messtechnik mit knapp 800. Zugelegt haben auch Anmeldungen aus dem Transportwesen, der Automobilbranche, der Chemie und der Elektrotechnik.
Erstmals errechnete das EPA im letzten Jahr den Innovationsbeitrag der Frauen: Demnach wurden bei 29 Prozent aller Schweizer Patentanmeldungen mindestens eine Erfinderin genannt. Das sei zwar mehr als der europäische Durchschnitt aber weit weniger als der Frauenanteil in Spanien (46 Prozent), Frankreich (33 Prozent) oder Belgien (32 Prozent).
Eine geographische Auswertung zeigt weiter, dass fast die Hälfte aller Schweizer Anmeldung aus fünf Kantonen stammten: An erster Stelle lag der Kanton Zürich mit 1307 Anmeldungen, gefolgt von der Waadt mit 1193, Basel-Stadt mit 1033, Zug mit 996 und Genf mit 921.
Hoffmann-La Roche führend in Biotechnologie
Das Schweizer Unternehmen mit den meisten angemeldeten Patenten war wie bereits im letzten Jahr der Basler Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Er reichte 754 Anmeldungen ein und lag damit weltweit auf Platz 22. Nach Angaben der EPA ist das Unternehmen weltweit führend in der Biotechnologie und belegte bei den Arzneimitteln den dritten Platz, direkt hinter den US-Unternehmen Merck und der University of California.
Den zweiten Platz in der Schweiz und den 23. weltweit erreichte der Tabakkonzern Japan Tobacco International mit 706 Anmeldungen. Danach kamen der Tabakkonzern Philipp Morris (527), der Technologiekonzern ABB (488) und der Nahrungsmittelkonzern Nestlé (443). Alle diese Firmen hätten einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Bei der Messtechnik belegte die Swatch Group mit 233 Anmeldungen weltweit den vierten Platz.
Huawei weltweit Spitze
Weltweit wurden im vergangenen Jahr 199’275 Patente angemeldet, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit habe sich der positive Trend von 2021 und 2022 fortgesetzt, hiess es. Patentanmeldungen seien ein «wichtiger Frühindikator für die Investitionen der Unternehmen in Forschung und Entwicklung». Ausserdem unterstützten sie die Vermarktung von Erfindungen.
An der Spitze der Herkunftsländer und noch vor der Schweiz standen die USA, Deutschland, Japan, China, die Republik Korea und Frankreich. Am meisten Patentanmeldungen reichte der chinesische Tech-Konzern Huawei ein (5071), gefolgt von den südkoreanischen Tech-Riesen Samsung (4760) und LG (3498). (awp/mc/ps)