Schweizer Arbeitnehmer: Sicherer Job und guter Lohn
Zürich – Die wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa haben auch bei den Schweizern Spuren hinterlassen. Neben Karrierechancen und Gestaltungsmöglichkeiten im Job spielt für die Arbeitnehmer die Sicherheit des Arbeitsplatzes eine zentrale Rolle bei der Jobwahl. Und ob jemand seinem Unternehmen die Treue hält, hängt in der Schweiz vor allem vom Grundlohn ab, wie die Global Workforce Study 2012 von Towers Watson zeigt.
Das stabile wirtschaftliche Umfeld in der Schweiz fördert das Engagement der Mitarbeiter. In der Schweiz sind 49 Prozent der Arbeitnehmer motiviert – damit liegen sie leicht über dem europäischen Durchschnitt. Was in Europa gut ist, reicht jedoch global nicht für einen Spitzenplatz: Vor allem die aufstrebenden Länder sorgen dafür, dass sich international stolze 57 Prozent zu den engagierten Mitarbeitenden zählen.
Existenzängste auch bei Schweizer Arbeitnehmern
Ein hohes Mass an Selbständigkeit im Job und eine grosse Sicherheit des Arbeitsplatzes sind für Schweizer Arbeitnehmer die zwei zentralen Kriterien bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Wie die neue Global Workforce Study 2012 von Towers Watson zeigt, bildet die Sicherheit des Arbeitsplatzes bei der Stellensuche trotz tiefer Arbeitslosenzahlen in der Schweiz neuerdings ein Kriterium, das klar an Gewicht gewonnen hat. «Die starken wirtschaftlichen Schwankungen sowie die Krisen der letzten Jahre haben tiefe Spuren bei den Arbeitnehmern hinterlassen. Obwohl die wirtschaftliche Lage in der Schweiz im Gegensatz zum Ausland recht stabil ist, werden offensichtlich auch bei uns Mitarbeitende von Existenzängsten geplagt», erklärt Hans Münch, Leiter des Beratungsbereiches «Talent & Rewards» bei Towers Watson Schweiz.
Lohn bestimmt Mitarbeiter-Bindung
Für die Bindung an den Arbeitgeber ist das Sicherheitsbedürfnis jedoch weniger entscheidend. Top-Treiber für die Mitarbeiterbindung in der Schweiz ist der Lohn – in Deutschland verhält es sich genau gleich. Entscheidend ist vor allem der Grundlohn, während der Bonus und langfristig wirksame Anreize etwas an Bedeutung verloren haben. Für die Mitarbeiter spielt im Übrigen nicht nur die Höhe des Grundsalärs eine Rolle, sondern auch die Transparenz und faire Ausgestaltung des Lohnsystems.
Abbildung 1: Ein hohes Mass an Selbständigkeit und Sicherheit sind die Top-Treiber für Mitarbeitergewinnung, bei der Mitarbeiterbindung entscheidet das Gehalt
Engagierte Mitarbeiter bringen höhere Rendite
Neben der Mitarbeitergewinnung und -bindung gehört die Stärkung von Engagement und Motivation der Belegschaft zu den Kernaufgaben erfolgreicher Personalführung. Denn ohne Engagement und Motivation der Mitarbeiter gibt es keinen Erfolg im Unternehmen. «Studien von Towers Watson zeigen, dass der Einfluss des nachhaltigen Engagements auf den Unternehmenserfolg enorm ist. Nur wo engagierte Mitarbeiter tätig sind, bildet sich hohe Kundenzufriedenheit und entstehen positive finanzielle Kennzahlen», sagt Hans Münch.
In Europa sind die Schweizer top
Unter nachhaltigem Engagement versteht man nicht nur die grundsätzliche Bereitschaft der Mitarbeiter, sich für ihre Organisation einzusetzen. Die Arbeitnehmer müssen auch die entsprechenden Arbeitsmittel vorfinden, um ihre Arbeit ausführen zu können, sowie ein Arbeitsumfeld, das sie physisch, emotional und sozial unterstützt. 27 Prozent der Schweizer Arbeitnehmer können – gemessen an diesen Kriterien – als nachhaltig engagiert eingestuft werden. Damit arbeiten die Schweizer engagierter als der europäische Durchschnitt, der bei 25 Prozent liegt. Ernüchternd für Schweizer: Global sind sogar 35 Prozent der Mitarbeitenden nachhaltig engagiert, was markant über dem Schweizer Wert liegt.
Neben den nachhaltig Engagierten, gibt es überall auf der Welt einen grossen Teil der Belegschaft, der zwar engagiert ist, aber beim Engagement einen gewissen Nachholbedarf aufweist. Die Unternehmen müssen sich verstärkt um diese Gruppe kümmern. In der Schweiz gehören 22 Prozent der der Arbeitnehmer zu dieser Gruppe. «Diese Gruppe ist grundsätzlich engagiert», erklärt Krisztina Csedö, Expertin für Mitarbeiterbefragungen bei Towers Watson Schweiz. «Diese Mitarbeiter fühlen sich jedoch ausgebremst, da es ihnen an den wesentlichen Arbeitsmitteln mangelt oder sie nicht die notwendige Unterstützung erfahren. Hier können und sollten sich die Unternehmen gezielt verbessern, weil sie dann auch den Unternehmenserfolg nachhaltig verbessern». 19 Prozent der Arbeitnehmer in der Schweiz verrichten Dienst nach Vorschrift, das heisst, ihnen fehlt es an Engagement im klassischen Sinne.
Abbildung 2: Top-Treiber für nachhaltiges Engagement
Ohne gute Work-Life-Balance geht es nicht
Haben Führungskräfte und direkte Vorgesetzte einen starken Einfluss auf die kurzfristige Motivation der Mitarbeiter, so lässt sich die Gruppe der nachhaltig engagierten Mitarbeiter vergrössern. Dafür braucht es ein strategisches Management der Themenfelder Stress, Work-Life-Balance und Arbeitsbelastung. Dass diesem Bereich noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, zeigt die Zunahme der volks- und betriebswirtschaftlichen Kosten für Burn-out-Erkrankungen. «Dauerhaft hohes Engagement birgt das Risiko, dass Mitarbeiter insbesondere in wirtschaftlich volatilen Zeiten zu wenig auf die eigenen Ressourcen achten und sich verausgaben. Das Arbeitsleben ist heute jedoch eher ein Marathon als ein Sprint, daher müssen die Unternehmen verhindern, dass ihre Leistungsträger ausbrennen», sagt Krisztina Csedö. «Um diesem Risiko zu begegnen, muss ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das sowohl die Produktivität als auch die Work-Life-Balance unterstützt und es erlaubt, ein hohes Engagement auf einem langfristig tragbaren Niveau stabil zu halten. Neben der geeigneten Infrastruktur von Heimarbeitsplätzen oder flexiblen Arbeitszeiten sollten Unternehmen prüfen, ob die eigene Unternehmenskultur gute Leistungen ausreichend anerkennt und achtsam mit Mitarbeitern, Führungskräften und Leistungsträgern umgeht.»
Nachhaltiges Management tut not
«Die Ansprüche der Mitarbeitenden an ihren Arbeitgeber und ihre Arbeitsumgebung haben sich im Schatten der wirtschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre verändert», sagt Hans Münch von Towers Watson. «Um in einer Zeit des andauernden Fachkräftemangels weiterhin die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, ist es für Unternehmen unerlässlich, die Motive der Talente zu kennen und darauf zu reagieren. Motivierte Mitarbeiter sind in der Schweiz nach wie vor bereit, für den Erfolg des Unternehmens die berühmte Extrameile zu gehen. Top-Management, Führungskräfte und HR haben viele Möglichkeiten, für ein nachhaltiges Engagement der Mitarbeiter zu sorgen. In erster Linie sollten ihnen eine gewisse Autonomie im Job und gute Karrierechancen eingeräumt werden sowie sinnvolle Rahmenbedingungen für eine ausgewogene Work-Life-Balance geschaffen werden. Davon profitieren die Mitarbeiter, weil ihnen ein attraktives Umfeld für ihr Engagement geboten wird. Und davon profitieren auch die Unternehmen, weil sie sich damit eine starke Belegschaft sichern, mit der sie anspruchsvolle Ziele erreichen.»
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Towers Watson Global Workforce Study 2012 zählt zu den weltweit grössten Analysen der wesentlichen Treiber von Mitarbeiterengagement und -bindung sowie der Attraktivität von Unternehmen. Die Untersuchung soll Unternehmen helfen, die Faktoren besser zu verstehen, die Mitarbeiterbindung, -gewinnung und ihr nachhaltiges Engagement beeinflussen. Für die aktuelle Auflage wurden mehr als 32‘000 Arbeitnehmer in 28 Ländern befragt, davon mehr als 750 in der Schweiz. Die Studie wurde seit 2003 zum fünften Mal durchgeführt. Die Präsentation der wichtigsten Ergebnisse können Sie unter [email protected] bestellen. (TW/mc/hfu)
Über Towers Watson
Towers Watson, eine der führenden Unternehmensberatungen weltweit, unterstützt Kunden und deren Unternehmenserfolg durch ein effektives HR-, Finanz- und Risikomanagement. Mit rund 14‘000 Mitarbeitern weltweit entwickelt das Unternehmen Lösungen in den Bereichen betriebliche Altersversorgung und Nebenleistungen, Personal- und Vergütungsmanagement sowie Risiko- und Finanzmanagement, einschliesslich der Beratung von Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen. In der Schweiz ist Towers Watson mit Büros in Zürich und Lausanne vertreten.