Schweizer Berufsbildung ist Weltklasse

Auszubildender.

Berufsbildung als Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen: Lernender in der Schweiz.

Zürich – Gemäss einer Studie des amerikanischen NCEE (Nationales Center für Bildung und Wirtschaft) setzt die Schweiz mit ihrem Berufsbildungssystem den Gold-Standard. Das Berufsbildungssystem offeriere nicht nur Ausbildungsberufe in sämtlichen Segmenten der Wirtschaft, sondern ziehe auch Jugendliche mit hohem schulischen Leistungsausweis an. Dank einer gut eingespielten Zusammenarbeit zwischen den Verbundpartnern werden junge Berufsnachwuchskräfte ausgebildet, die hoch qualifiziert sind und vom Arbeitsmarkt stark nachgefragt werden. Der Bericht basiert auf einer Studienreise einer amerikanischen Delegation, die von der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich im Juni 2014 organisiert wurde. 

Das NCEE stellte jüngst fest, dass sich die Qualität des amerikanischen Berufsbildungswesens sehr verschlechtert hätte und es umgebaut werden müsse, wenn die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen gemeistert werden sollen. Deshalb verschafften sich die Experten des NCEE in verschiedenen Ländern einen Eindruck vor Ort, um Strategien zu identifizieren, die in anderen Ländern zum erfolgreichen Zusammenwirken zwischen Bil-dungs- und Beschäftigungssystem führten. In der Schweiz wurde die Delegation von Bildungsexperten der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich begleitet. Das NCEE kommt zum Schluss, dass die Schweiz eines der weltbesten Berufsbildungssysteme hat und führt die hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes mitunter darauf zurück.

Weltweit herausragende Innovationsleistung
Als Massstab für den wirtschaftlichen Erfolg nennt der Bericht die im internationalen Vergleich sehr tiefe Arbeitslosigkeit, die weltweit hervorragende Innovationsleistung sowie das sehr hohe durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen.

Zu den besonderen Merkmalen im Bereich der Berufsbildung, die sich stark von dem Ausbildungssystem in den Vereinigten Staaten unterscheiden, gehören folgende:

Berufsausbildung muss in USA selber finanziert werden
Dass die Autoren gerade diese Merkmale herausstreichen, ist aus Sicht der Schweiz nachvollziehbar. Jugendliche im Alter von 16-19 Jahre durchlaufen in den USA in der Regel die sogenannte High School. Die Vorbereitung auf eine Tätigkeit im Arbeitsmarkt ist zwar in fortschrittlichen Schulen auch während der High School ein Thema. Sie dient aber eher der Sensibilisierung für die Arbeitswelt durch kurze unbezahlte Praktika (vierwöchige Internships) oder Schnuppertage (Job Shadowing) in einem Betrieb und kann nicht mit einer Vorbereitung auf eine Beruf verglichen werden. Letztere findet in den USA an den sogenannten Community Colleges statt, die auf der tertiären Bildungsstufe angesiedelt sind und zum sogenannten Associate Degree führen. Aber auch hier folgt das Praktikum im Betrieb erst im Anschluss an die meist sehr schulisch geprägte Ausbildung; es wird nicht bezahlt und ist curricular nicht strukturiert. Diese Studierenden sind im Durchschnitt älter als die Schweizer Berufslernenden und sie müssen die Ausbildung selber finanzieren, weshalb die Autoren den vergleichsweise hohen Monatslohn für Berufslernende in der Schweiz während der Ausbildung als wichtiges Unterscheidungsmerkmal hervorheben.

Berufsbildung als Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg 
Die Studienleitenden führten zahlreiche Interviews mit hohen Schweizer Wirtschaftsvertretern am Rande des Swiss Economic Forums. Diese hoben ihrerseits die hohe Bedeutung der Berufsbildung für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz hervor. Das im Vergleich zu anderen Ländern Besondere am Schweizer Berufsbildungssystem sei laut den Autoren die Rolle der Wirtschaft: Sie ziehe aus ihrer Investition in die jungen Berufsnachwuchskräfte einen hohen Nutzen und dieser seit mitunter für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Landes verantwortlich. Firmen in den USA würden eine duale Berufslehre nach Schweizer Vorbild aus Angst vor Abwerbung der Nachwuchskräfte und dem daraus resultierenden Investitionsverlust grösstenteils meiden. Ihnen fehlt auch einer der Hauptpartner für das Funktionieren eines eigentlichen Berufsbildungssystems wie in der Schweiz: die Organisationen der Arbeitswelt, die ihre Mitgliedsfirmen in der Entwicklung von Berufsprofilen, Curricula, Ausbildungsunterlagen und Ausbildung von Berufsbildnerinnen und Berufsbildner unterstützen.  (KOF/mc/ps)

Über das NCEE:
Das National Center on Education and the Economy (NCEE) ist eine Non-Profit-Organisation in Washington (D.C.), die politische Vergleichsstudien zu Bildungssystemen weltweit durchführt. NCEE hat eine lange Tradition in der Politikberatung. Ihre Berichte und Empfehlungen haben Einfluss auf die Politik in den Vereinigten Staaten. Bereits 1990 publizierte die Organisation einen Bericht mit dem Titel: «America’s Choice: high skills or low wages!». Der Bericht hatte Einfluss auf den «School to Work Act» und die Etablierung des «National Skills Standards Board» während der Clinton-Administration.  

Der Bericht «Gold Standard: The Swiss Vocational Education and Training System» wurde von den beiden amerikanischen Berufsbildungsexperten Nancy Hoffman, Jobs for the Future, Boston und Robert Schwartz, Harvard Graduate School of Education, Cambridge MA ver-fasst.   Weitere Informationen:
Bericht «Gold Standard: The Swiss Vocational Education and Training, International Comparative Study of Vocational Education and Training»:  
http://www.ncee.org/wp-content/uploads/2015/03/SWISSVETMarch11.pdf

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