Schweizer CEO-Löhne rückläufig – Grosse Unterschiede
Zürich – Die grösstenteils an den Unternehmenserfolg gekoppelte Entlohnung der CEOs der SLI-Unternehmen ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 3% auf CHF 5.71 Mio. gesunken. Allerdings bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „CEO-Vergütung im SLI 2017“ der Unternehmensberatung Willis Towers Watson.
Zu den typischen Entlohnungselementen des CEOs eines Swiss Leader Index (SLI) Unternehmens – der sogenannten Direktvergütung – gehören die fixe Grundvergütung, der Bonus (direkt ausbezahlt oder aufgeschoben) sowie die langfristig variable Vergütung. „Ein nachhaltiger und langfristiger Erfolg des Unternehmens ist im Interesse der Aktionäre. Deshalb empfehlen wir, einen Dreiklang aus fixer, kurzfristig und langfristig variabler Vergütung im Sinne von Pay for Performance anzuwenden“, sagt Olaf Lang, Leiter des Beratungsbereiches „Talent & Rewards“ bei Willis Towers Watson.
Direktvergütungshöhe geht im Durchschnitt leicht zurück
Die durchschnittlich erwartete Direktvergütung ist um 3% gesunken. „Im Vergleich zu den letztjährigen Studien flossen dieses Jahr aber weniger Unternehmen in die Auswertung mit ein. Allerdings sind wir überzeugt, dass eine vollständige Analyse ein ähnliches Ergebnis abgeben würde“, relativiert Olaf Lang.
Wie schon 2016 liegen im vergangenen Geschäftsjahr die CEOs von UBS (CHF 13.90 Mio.) und Novartis (CHF 12.86 Mio.) an der Spitze der erwarteten Direktvergütungen, gefolgt von Roche (CHF 10.95 Mio.). Neu in den Top 5 sind die CEOs von Zurich Insurance (CHF 8.00 Mio.) und ABB (CHF 7.76 Mio.). Höhere Vergütungen legen einen deutlichen Fokus auf die variable Vergütung nahe, insbesondere auf den langfristigen Bestandteilen.
Am Ende des Vergütungsvergleichs, wie bereits in den vergangenen Jahren, stehen die CEOs von Swisscom (CHF 1.56 Mio.), Geberit (CHF 2.18 Mio.) und SGS (CHF 2.49 Mio.). Unternehmen, deren CEO weniger als ein Jahr im Amt ist, werden nicht in die Durchschnittswerte mit einbezogen.
Vergütung nähert sich Unternehmenserfolg
Der EBIT der SLI-Unternehmen ist gegenüber 2016 durchschnittlich um 7% auf CHF 2.9 Mrd. angestiegen. Die Unterschiede innerhalb der SLI-Unternehmen bleiben gross. Während Dufry mit einem Plus von 54% Spitzenreiter ist, ging der EBIT von Swiss Re mit -78% deutlich zurück. Gesamthaft konnte 2017 aber eine stärkere Angleichung von Gesamtvergütung zu Marktkapitalisierung und EBIT (beides nach Rang) beobachtet werden. „Dieser Trend hat sich bereits über die vergangenen Jahren konstant abgezeichnet, obschon sich dieser nur langsam bewegt“, erklärt Olaf Lang. „Der CEO ist massgeblich für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich. Deshalb macht es Sinn, dessen Vergütung vom Ergebnis abhängig zu machen“, fährt Lang fort.
Langfristige Vergütung und Aufschiebung der Auszahlung von kurzfristiger variabler Vergütung nimmt ab
Im Vergleich zu anderen Unternehmen in Europa werden Schweizer CEOs verhältnismässig stark über langfristig variable Löhne entschädigt. So wird einerseits mehr als ein Drittel des Gesamtpakets in Form von sogenannten Long-Term Incentives gewährt. Deren Auszahlung ist abhängig von der langfristigen Unternehmensperformance und erfolgt erst nach einem Zeitraum von mindestens drei bis vier Jahren. Andererseits trägt auch die aufgeschobene Auszahlung der Boni zur langfristigen Ausgestaltung der variablen Vergütung bei.
Der Anteil der variablen Vergütung bei Schweizer Konzernleitern ist 2017 leicht angestiegen, was hauptsächlich auf die Auszahlung der kurzfristigen variablen Vergütung zurückzuführen ist. Gleichzeitig ist ein Rückgang der aufgeschobenen Bonusanteile sichtbar. Der Anteil der fixen Grundvergütung ist leicht gestiegen und ist vergleichbar mit dem durchschnittlichen Anstieg der Belegschaft (2%).
Internationaler Vergleich
Der „Pay Mix“ der deutschen CEOs ist mittlerweile mit den Strukturen hierzulande zu vergleichen. Im Gegensatz zur durchschnittlichen Direktvergütung in der Schweiz verzeichneten die Konzernleiter in Deutschland mit 6.9% einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Auch im europäischen Vergleich zeigt der Trend einen durchschnittlichen Anstieg der Direktvergütung (5.7%).
Die Betrachtung des Dow Jones STOXX Europe 50, dem Aktienindex der 50 grössten Unternehmen Europas, ergibt, dass die durchschnittliche Direktvergütung von CHF 5.71 Mio. der CEOs im SLI unterhalb des europäischen Niveaus (CHF 6.7 Mio.) liegt.
„Ein Vergleich mit den USA relativiert diese Höhen weiter. Dort sind weit höhere Vergütungen der CEOs (CHF 15.3 Mio.) als in der Schweiz oder in Europa üblich und kulturell begründet» kommentiert Olaf Lang.
„Say on Pay“ wird europaweit weiter verstärkt
Im Hinblick auf regulatorische Entwicklungen, welche die Rahmenbedingungen für die Vergütung der Konzernleitung festlegen, befindet sich Europa auf einem einheitlichen Weg. Einen wesentlichen Meilenstein in diesem Zusammenhang bildet die Aktionärsrechterichtlinie, welche zu mehr Transparenz und einem stärkeren Einfluss der Aktionäre führen wird („Say on Pay“). In regelmässigen Abständen wird über die Vergütungspolitik sowie den Vergütungsbericht abgestimmt werden. Auch die Offenlegung von Vegütungsdaten, internen Vergütungsratios und das Offenlegungsformat gleichen sich stark der Regulierung in der UK an. „Auch wenn die Schweiz von der Aktionärsrichtilinie nicht direkt betroffen ist, erwarten internationale Investoren und Proxy Advisor die Einhaltung internationaler Standards. Der Druck auf die Offenlegung der Vergütung der Konzernleitung wird damit weiter zunehmen“, erläutert Olaf Lang. (WTW/mc/pg)