Schweizer CEOs sitzen deutlich sicherer im Chefsessel als ihre globalen Kollegen
Zürich – In der Schweiz standen 2018 mit 10,4% neu besetzten CEO-Posten so wenige Wechsel in den untersuchten 116 Unternehmen an wie zuletzt 2014. Die durchschnittliche Amtszeit eines Schweizer CEOs betrug dabei 6,9 Jahre (global: 6,4 Jahre). Das zeigt die «CEO Success Studie» von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Im Rahmen der Studie werden Veränderungen an den Spitzen der 2.500 grössten börsenkotierten Unternehmen der Welt analysiert.
In der DACH-Region lag die CEO-Wechselquote 2018 bei 16%, in Deutschland sogar bei 20,6%. Im globalen Schnitt räumten 17,5% der CEOs ihren Posten, was dem höchsten Wert seit dem Start der Studienserie im Jahr 2000 entspricht. Mit Blick auf die erzwungenen CEO-Wechsel mussten weltweit erstmals mehr Unternehmenschefs aufgrund ethischer Verfehlungen gehen (39%) als wegen schlechter finanzieller Ergebnisse (35%).
Im internationalen Vergleich sind die 2018 in der DACH-Region nachgefolgten CEOs mit durchschnittlich 50 Jahren die jüngsten Unternehmenslenker (global: 53 Jahre). Mit 35% besitzen die DACH-Unternehmen den weltweit grössten Anteil an unternehmensfremden CEOs (global: 17%), wohingegen in der Schweiz lediglich einer der zwölf Nachfolger ein Unternehmens-Outsider ist. «Mit internen Beförderungen verringern Schweizer Unternehmen bewusst die mit einem Führungswechsel verbundenen Risiken. Eine interne Nachfolge hat den Vorteil, dass der neue CEO das Unternehmen und dessen Kultur bereits kennt und ohne längere Einarbeitungszeit die Führung übernehmen kann», kommentiert Dr. Peter Gassmann, Europachef von Strategy&.
«Nichtsdestotrotz stehen die neu berufenen CEOs über alle Branchen hinweg grossen Aufgaben gegenüber. Vor dem Hintergrund der sich eintrübenden Konjunkturaussichten muss insbesondere die fortlaufende Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in Richtung digitaler Zukunftsthemen Priorität haben.»
Erfahrungen im Ausland von Vorteil
Auch Auslandserfahrung ist im Manager-Lebenslauf zunehmend gefragt: 60% der neuen CEOs in den deutschsprachigen Ländern waren zuvor bereits in anderen Weltregionen tätig, was deutlich über dem weltweiten Schnitt von 33% liegt. Zudem kommen in der DACH-Region mehr als doppelt so viele der neu berufenen CEOs aus dem Ausland (32%) als im globalen Schnitt (15%). «Aufgrund der hohen Dichte international tätiger Unternehmen weist die Schweiz einen besonders grossen Anteil von CEOs mit Auslandserfahrung beziehungsweise anderer Nationalitäten auf. Die starke globale Vernetzung hiesiger Unternehmen erfordert interkulturelle Kompetenzen, speziell auf der Führungsebene», so Dr. Daniel Diemers, Partner bei Strategy& Schweiz.
Weibliche CEOs bleiben eine Ausnahmeerscheinung
In Sachen Geschlechterdiversität bewiesen die Unternehmen im deutschsprachigen Raum keinen Fortschrittswillen. Wie bereits in den Jahren 2015 bis 2017 wurde auch 2018 nur eine einzige Frau in den untersuchten 300 DACH-Unternehmen zum CEO ernannt. Die Frauenquote sank somit zum vierten Mal in Folge auf nur noch 2,1%, während der Anteil weiblicher CEOs global von 6,0% 2017 auf 4,9% 2018 zurückging.
Trotz der vielen Wechsel im globalen Schnitt zeigt eine Sonderanalyse der Jahre 2004 bis 2018, dass 19% der weltweit ausscheidenden Unternehmenschefs sogenannte Langzeit-CEOs waren: Sie hatten ihr Amt zehn Jahre oder länger inne. Neben der langen Zeit an der Unternehmensspitze unterschieden sich diese CEOs auch mit Blick auf die Performance deutlich von ihren Amtskollegen. Im Median erzielten sie mit einer Aktienrendite von 5,7% wesentlich bessere finanzielle Ergebnisse als der Durchschnitt (3,3%).
Langzeit-CEOs erzielen bessere Ergebnisse
Die Nachfolger dieser High-Performer hatten es an der Unternehmensspitze dagegen eher schwer. Sie konnten meist nur schlechtere finanzielle Ergebnisse erreichen und mussten ihren Posten im Schnitt bereits nach 5,3 Jahren räumen, was zudem deutlich häufiger ungeplant geschah: 35% der Nachfolger-CEOs traten gezwungenermassen ab, während nur 19% der Langzeit-CEOs vorzeitig gehen mussten. «Angesichts der immer höheren globalen CEO-Wechselquoten ist ein Blick auf Langzeit-CEOs besonders interessant. Die herausragenden finanziellen Ergebnisse, die sie im Schnitt erreicht haben, werfen die Frage auf, wie lange ein Manager an der Unternehmensspitze braucht, um seine Pläne erfolgreich umsetzen zu können. Mitunter reicht die aktuelle durchschnittliche Verweildauer von global 6,4 Jahren nicht aus, um langfristige strategische Entscheidungen erfolgreich zu implementieren», erläutert Peter Gassmann. (Strategy&/mc/pg)