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Zürich – Ein Jahr nach dem Frankenschock sehen Schweizer Finanzchefs die Aussichten für die Wirtschaft weiterhin skeptisch. Die eigenen Geschäftsaussichten schätzen sie jedoch zunehmend optimistisch ein, so laut der jüngsten Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Deloitte CFO-Umfrage. Trotz des anhaltend schwierigen geopolitischen und makroökonomischen Umfeldes beabsichtigen Schweizer Unternehmen im Jahr 2016 Chancen unter anderem bei Innovation und Digitalisierung sowie bei der Weiterentwicklung der Märkte und Produkte zu ergreifen.
Von den 123 befragten CFOs beurteilt ein Drittel (33%) die Schweizer Konjunktur-aussichten als negativ, während sich 24% optimistisch zeigen. Dabei haben sich die Erwartungen seit dem drastischen Einbruch Anfang 2015 in den letzten drei Quartalen deutlich erholt und der gesamtwirtschaftliche Ausblick sich stabilisiert.
Im Hinblick auf die historisch niedrigen Zinssätze in der Schweiz erwarten die CFOs in absehbarer Zukunft keine Veränderung. Mehr als die Hälfte (56%) der Befragten rechnen nicht frühestens vor 2018 mit einer Zinserhöhung, während weitere 17% erwarten, dass sie bis 2019 unverändert bleibt. Die Schweizer Finanzchefs gehen zudem davon aus, dass der Wechselkurs EUR/CHF in den nächsten zwölf Monaten auf seinem derzeitigen Stand (1.09) bleiben wird.
Michael Grampp, Chefökonom bei Deloitte in der Schweiz, sagt: «Die Konjunkturaussichten der Schweiz haben sich stabilisiert, wenn auch auf einem verhaltenen Niveau. Die Schweizer Finanzchefs scheinen die finanziellen Unternehmensaussichten für das nächste Jahr optimistischer einzuschätzen. Ihre Risikobereitschaft ist hingegen weiterhin sehr gering: Nur jeder Fünfte der Befragten ist der Ansicht, dass es ein guter Zeitpunkt wäre, um höhere Risiken in der Bilanz einzugehen. Diese Vorsicht zeigt sich auch bei ihren Erwartungen für den Wechselkurs von EUR/CHF. Die CFOs rechnen damit, dass der derzeitige Kurs (1.09 EUR/CHF) unverändert bleiben wird – legen aber interessanterweise ihren Budgets einen leicht stärkeren Franken (1.07 EUR/CHF) zugrunde.»
Hohe Risiken dämpfen die Stimmung
Nach den jüngsten Terroranschlägen nennen derzeit mehr als zwei Drittel (70%) der Schweizer CFOs die geopolitischen Risiken als den grössten Unsicherheitsfaktor für ihr Unternehmen (+11 Prozentpunkte gegenüber Vorquartal). Andere Risiken werden in der Frankenstärke (63%), der zunehmenden Regulierung und im Fachkräftemangel (beide 58%) gesehen.
Günstigere Aussichten für Unternehmen
Im Vergleich zum Konjunkturausblick schätzen die Finanzchefs die finanziellen Aussichten für ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten optimistischer ein. Fast die Hälfte (45%) beurteilt den Ausblick für ihr Unternehmen positiv, während nur 20% eine negative Entwicklung befürchten. Dies stellt gegenüber dem dritten Quartal eine deutliche Verbesserung dar. Ähnlich optimistisch beurteilen die CFOs die Umsatzentwicklung. Auch die Bereitschaft zu einer Erhöhung der Investitionsausgaben sowie der Beschäftigtenzahl steigt.
«Hier könnten die Antworten der Schweizer CFOs auf eine zunehmende Neigung hindeuten, Umsatzwachstum durch höhere Investitionen und höhere Ausgaben zu erzielen. Sie könnten aber auch nahelegen, dass viele Unternehmen bereits erhebliche Kürzungen vorgenommen haben, sodass ihnen wenig Spielraum für weitere Einsparungen bleibt», so Michael Grampp. Er fügt hinzu: «Alles in allem beobachten wir, dass Wachstum für die Schweizer Unternehmen derzeit mitunter oberste Priorität hat. Nach dem turbulenten letzten Jahr setzen die Unternehmen 2016 in erster Linie auf ihre eigenen Stärken, wenn es darum geht, Herausforderungen zu meistern. Zu den von den CFOs genannten Chancen für das neue Jahr zählen Digitalisierung und Innovation. In den vergangenen Monaten konnten wir beobachten, dass Innovation immer weniger als Herausforderung betrachtet wird, sondern immer stärker als Unterscheidungsmerkmal gilt.»
Ausblick 2016: Die grössten Chancen und Herausforderungen
Neben Digitalisierung und Innovation nennen Schweizer Unternehmen häufiger die Wettbewerbsfähigkeit, die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen sowie die Strategie ihres Unternehmens als Chancen für das kommende Jahr. Nicht überraschend ist, dass ein Viertel der befragten CFOs den starken Schweizer Franken als wesentliche Herausforderung für 2016 sieht. Auch das Zinsumfeld, der Fachkräftemangel und die zunehmende Regulierung der Unternehmen geben Anlass zur Sorge. Gar über ein Drittel der Finanzchefs nannten den Druck auf Preise, Kosten und Margen als grosse Herausforderung. (Deloitte/mc/pg)