St. Gallen – Die Immobilienpreise in der Schweiz zeigen sich kaum beeindruckt vom Zinsanstieg. Laut Raiffeisen Schweiz sind die tiefere Inflation, steuerliche Faktoren und das Bevölkerungswachstum Hauptgründe für den Unterschied zu ausländischen Märkten. Aufgrund der Knappheit an Wohnraum dürften die Mieten bald ansteigen.
Im Unterschied zu vielen ausländischen Märkten weise der Schweizer Eigenheimmarkt eine Fülle an Stabilisatoren aus, schreibt Raiffeisen Schweiz in einer am Donnerstag publizierten Studie. Neben der tieferen Inflation schwäche auch das hiesige Steuersystem dank der Abzugsfähigkeit der Schuldzinsen den Effekt steigender Zinsen spürbar ab. Zudem würden die Tragbarkeitsregeln bei der Hypothekarvergabe «immunisierend» wirken.
«Die einzigartigen Eigenschaften der eidgenössischen Wirtschaft und ihres Immobilienmarktes mit zahlreichen Stabilisatoren dürften dafür sorgen, dass wir auch diese Krise viel besser meistern werden als andere Länder», zeigt sich Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, überzeugt.
Mieten dürften steigen
Die Angebotsknappheit auf dem Immobilienmarkt habe sich zuletzt noch einmal akzentuierte, so die Studie. Die Pipeline bei Wohnbauprojekten sei hierzulande eine der dünnsten, während ein hohes Bevölkerungswachstum die Nachfrage in die Höhe schnellen lasse. Die Leerstände würden entsprechend weiter «im Rekordtempo» dahinschmelzen.
Durch diese Konstellation dürften die Mietzinsen schon bald steigen. «Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die Marktmieten stark anziehen», so Neff weiter. Anzeichen einer Ausweitung des Angebots seien keine auszumachen.
Hinzu komme, dass der hypothekarische Referenzzinssatz, an dem sich die Mietzinsen orientieren, im laufenden Jahr zum ersten Mal seit der Einführung vor 13 Jahren erhöht werden dürfte. Unmittelbar davon betroffen seien aber «nur» rund 45 Prozent der Haushalte, nämlich jene die entweder nach der letzten Senkung eine Mietzinsanpassung eingefordert haben oder seither umgezogen sind. Ob die Vermieter die Mietzinserhöhung durchsetzen werden, sei mangels Erfahrung mit einem steigenden Referenzzinssatz derzeit noch schwer abzuschätzen, heisst es. (awp/mc/ps)