Schweizer Energiepreis Watt d’Or 2020 verliehen

Schweizer Energiepreis Watt d’Or 2020 verliehen
(Foto: ©BFE2020/Flickr)

Bern – Das Bundesamt für Energie hat im Kongresszentrum Kursaal in Bern zum dreizehnten Mal den renommierten Schweizer Energiepreis Watt d’Or verliehen. Die goldenen Gewinner/innen des Jahres 2020 sind: Die ZHAW gemeinsam mit der Schmid Hutter AG Winterthur und der Meyer Orchideen AG (Kategorie Energietechnologien), die Regio Energie Solothurn (Kategorie Erneuerbare Energien), die Viktor Meili AG und die Designwerk Products AG (Kategorie Energieeffiziente Mobilität) sowie die ETH Zürich (Kategorie Gebäude und Raum).

Innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen setzten die Energiezukunft bereits heute erfolgreich und mutig in die Praxis um. Zu ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie den Watt d’Or geschaffen, das Gütesiegel für Energieexzellenz. 2007 wurde der Watt d’Or zum ersten Mal verliehen. Sein Ziel ist es, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekannt zu machen. Sie sollen Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken.

Der Watt d’Or ist nicht dotiert, es werden also keine Preisgelder ausgeschüttet. 45 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2019 für den Watt d’Or 2020 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 19 Beiträge. Daraus hat die Jury unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Pascale Bruderer die Siegerprojekte in den vier Watt d’Or-Kategorien gekürt. In diesem Jahr gibt es zwei Gewinner in der Kategorie Energieeffiziente Mobilität.

Gewinner des Watt d’Or 2020

Kategorie Energietechnologien: ZHAW-IEFE, Schmid Hutter AG Winterthur, Meyer Orchideen AG
Ein thermochemisches Energieversorgungsnetz im Orchideen-Gewächshaus
Seit fast 10 Jahren werden die Orchideen im Gewächshaus der Meyer Orchideen AG in Wangen bei Dübendorf klimaneutral produziert. Der richtige Ort also, um eine hochinnovative Energietechnologie zu erproben. Es geht um thermochemische Netze, die im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts H-DisNet erforscht werden. Sie können Energie als chemisches Potenzial in einer Salzlösung beliebig lang und ohne Verluste speichern. Im Orchideengewächshaus haben das Institut für Energiesysteme und Fluid-Engineering der ZHAW zusammen mit dem Klima- und Lüftungsbauer Schmid Hutter AG Winterthur eine Anwendung für ein derartiges thermochemisches Netz aufgebaut. Hier dient es dazu, den Energieverbrauch für die Klimatisierung um bis zu 50% zu reduzieren. Künftig steht jedoch die Anwendung als Speicherlösung in intelligenten lokalen Energienetzen im Vordergrund.

Kategorie Erneuerbare Energien: Regio Energie Solothurn
Biologische Methanisierung mit Archaeen im Hybridwerk
Blähungen haben wir alle, doch sind sie uns eher unangenehm. Ganz anders ist das bei Archie. Archie ist ein Urbakterium und darf im solothurnischen Zuchwil im Auftrag des Stadtwerks Regio Energie Solothurn und im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts STORE&GO munter vor sich hinfurzen. Dazu frisst er Wasserstoff und CO2 und macht daraus Biomethan, das dann ins Erdgasnetz eingespeist wird. Diese sogenannte biologische Methanisierung findet im Hybridwerk der Regio Energie Solothurn statt. Ausgestattet ist das seit 2015 bestehende Hybridwerk unter anderem mit einem Elektrolyseur, der solaren Wasserstoff herstellt, einem Wasserstoffspeicher und einem Blockheizkraftwerk. Archie fügt sich logisch in dieses innovative Gesamtkonzept ein und hilft auch dem Publikum, die komplexen technischen Prozesse besser zu verstehen.

Kategorie Energieeffiziente Mobilität: Viktor Meili AG
Elektro-Kommunalfahrzeuge der Viktor Meili AG
Kommunalfahrzeuge: Sie gehören zum Stadt- und Dorfbild. Die kleinen Fahrzeuge fegen die Quartierstrassen, räumen Äste, Laub und Abfall weg oder halten die Wege frei von Schnee und Eis. Meist machen sie dabei einen Riesenlärm und stossen stinkende Diesel-Abgaswölkchen aus. Ab sofort muss das nicht mehr sein. Denn die vom schweizerischen Familienbetrieb Viktor Meili AG in Schübelbach (SZ) in den letzten 10 Jahren entwickelten elektrischen Kommunalfahrzeuge stehen am Start. Sie sind mindestens so leistungsfähig wie ihre Diesel-Cousins und haben pro Batterieladung eine lange Einsatzdauer. Zudem sind sie sehr leise, stossen kein CO2 aus und sparen über ihre Lebensdauer gegen 100’000 Franken an Betriebs- und Unterhaltskosten.

Kategorie Energieeffiziente Mobilität: Designwerk Products AG
26-Tonnen-Elektrolastwagen Futuricum Collect 26E

Kehrichtlastwagen müssen stark und ausdauernd sein. In ihren Stop-and-Go Touren fahren sie die Strassen ab und entsorgen alles, was wir loswerden wollen. Und sie tun das mit sehr viel Lärm und einem unverkennbaren Dieselparfum. Dass gerade die schweren Kehrichtlastwagen ein ideales Einsatzgebiet für den Elektroantrieb sind, hat die Firma Designwerk aus Winterthur erkannt. In einem dreijährigen Leuchtturmprojekt entwickelte sie den 26-Tonnen-Elektrolastwagen Futuricum Collect 26E. Heute steht dieser in Thun, Murten, Lausanne und Neuenburg geräuscharm und CO2-frei im täglichen Einsatz. Zwar noch rund doppelt so teuer wie die Dieselmodelle, aber im Betrieb um 80% günstiger. Nun startet die Designwerk Products AG die Serienproduktion am Standort Winterthur und will künftig noch weitere Anwendungsnischen für schwere elektrische Nutzfahrzeuge erschliessen.

Kategorie Gebäude und Raum: ETH Zürich
Das Anergienetz auf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich
Über 12’000 Studierende und Mitarbeitende strömen täglich auf das Gelände des Campus Hönggerberg der ETH Zürich und verbrauchen soviel Energie wie eine Kleinstadt. Grund genug für die ETH, eine konsequente Energiestrategie zu verfolgen: Bis 2040 will sie ihre CO2-Emissionen trotz geplantem Wachstum um 80% reduzieren. Teil dieser Strategie ist die erneuerbare Wärmeversorgung im Hönggerberg, die seit 2012 über mehrere 200 Meter tiefe Erdsondenfelder erfolgt. Diese speichern im Sommer Abwärme im Boden, und geben sie im Winter wieder zum Heizen frei. Für den Energietransport sorgt ein sogenanntes Anergienetz, ein Niedertemperaturverteilnetz. Je nach Wärmebedarf der Gebäude, saugen oder pumpen fünf angeschlossene Energiezentralen das Wasser aus oder in den Anergie-Ring. Dank eines kontinuierlichen Betriebsmonitorings fliessen die Erfahrungen direkt in Optimierungen und den künftigen Ausbau des Campus Hönggerberg ein.

Portraits der Gewinner

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