Auszeichnung für das Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik der ETH Zürich. (Foto: BFE)
Bern – Das Bundesamt für Energie hat zum achten Mal den renommierten Schweizer Energiepreis Watt d’Or verliehen. Die Gewinner des Jahres 2014 sind der Verband Textilpflege Schweiz VTS in Bern, die Kraftwerke Oberhasli AG in Innertkirchen, die glass2energy ag in Villaz-St-Pierre, das Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik der ETH Zürich sowie die Kirchrainweg AG und die e4plus AG in Kriens gemeinsam mit der aardeplan ag aus Baar.
Während im schweizerischen Parlament die politische Debatte zur neuen Energiestrategie 2050 gerade erst begonnen hat, setzen innovative schweizerische Unternehmen die Energiezukunft längst erfolgreich und mutig in die Praxis um. Zu Ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie im Jahr 2006 den Watt d’Or, das Gütesiegel für Energieexzellenz, geschaffen. Ziel des Watt d’Or ist es, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekannt zu machen und so Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit zu motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken. Der Watt d’Or ist nicht dotiert, es werden keine Preisgelder ausgeschüttet und es wird auf eine Rangierung unter den Siegerprojekten verzichtet.
65 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2013 für den Watt d’Or 2014 eingereicht und von einem Fachexpertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 28 Beiträge. Unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Pascale Bruderer kürte die Watt d’Or Jury daraus die folgenden fünf Siegerprojekte.
Kategorie 1 – Gesellschaft
Ressourceneffizienz in Textilreinigungen und Wäschereien – RessEff / Verband Textilpflege Schweiz VTS
Der Energieverbrauch ist für Textilreinigungen und Wäschereien ein gewichtiger Kostenfaktor. Kein Wunder, sind vor allem die grossen Wäschereien unter Führung der Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW seit über zehn Jahren Vorreiterinnen in Sachen Energiesparen und CO2-Reduktion. Nun bringt der Verband Textilpflege Schweiz VTS auch die kleineren Betriebe auf Energiesparkurs. Seit Ende April 2013 stellt ihnen der VTS den Ordner «Ressourceneffizienz in Textilreinigungen und Wäschereien – RessEff» ein leicht verständliches Handbuch mit zahlreichen Tipps für die Praxis zur Verfügung. Auch bei der Umsetzung leistet der Verband Hilfestellung. Die Betriebe können sich auf proofit.ch einem Energie-Check unterziehen und ihre Fortschritte mittels online Benchmarking mit anderen vergleichen. Der Watt d’Or 2014 in der Kategorie Gesellschaft geht an den Verband Textilpflege Schweiz, ein kompetenter Partner wenn es um die saubere und energieeffiziente Textilpflege geht.
Kategorie 2 – Energietechnologien
VARSPEED – Drehzahlvariable Speicherpumpe / Kraftwerke Oberhasli AG
Unsere Stromversorgung ist im Umbruch. Immer mehr Strom aus Wind und Sonne wird ins Netz eingespeist, oft gerade dann, wenn die Nachfrage tief ist. Das Stromnetz auch in diesen Situationen stabil und sicher zu betreiben, stellt hohe Anforderungen an die Regelungsabläufe und die Technik. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Pumpspeicherkraftwerke. Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) macht diese bewährte Technologie nun fit für die neuen Herausforderungen. Und sie setzt dabei eine Weltrekordmarke: Im März 2013 hat sie im Kraftwerk Grimsel 2 „Varspeed», den weltweit leistungsstärksten Frequenzumrichter, der je in einem Wasserkraftwerk eingebaut wurde, in Betrieb genommen. Mit seiner Leistung von 100 Megawatt (MW) ist er so stark wie 1‘000 Personenwagen und ermöglicht seither einen viel effizienteren und flexibleren Betrieb des Pumpspeicherkraftwerks Grimsel 2. Der Watt d’Or 2014 in der Kategorie Energietechnologien geht an die KWO, die es versteht, traditionelle Kraftwerkanlagen mit modernster Schweizer Leistungselektronik von ABB in die Energiezukunft zu führen.
Kategorie 3 – Erneuerbare Energien
glass2energy / glass2energy sa
Pflanzen wandeln Sonnenlicht mittels Photosynthese in Energie um. Der Wirkungsgrad ist dabei mit 1 bis 4 % erstaunlich tief. Die Pflanze macht die geringe Energieausbeute aber wett, indem die Photosynthese auch bei sehr schwachem Licht läuft und so vom Morgengrauen bis tief in die Abenddämmerung funktioniert. Genauso funktioniert die dritte Generation der Photovoltaik, die so genannte dye sensitized solar cell technology, auch bekannt als Grätzel-Zelle. In einer von lichtempfindlichen Farbstoffen angetriebenen technischen Photosynthese erzeugt die durchsichtige Zelle selbst bei diffusem Umgebungslicht Strom. Die glass2energy ag (g2e) im fribourgischen Villaz-St-Pierre hat die Technologie nun als erstes Unternehmen der Welt zur Industriereife gebracht. So könnten die attraktiven Panels bald die Oberflächen unserer Möbel, Wände, Fenster und Fassaden zieren. Der Watt d’Or 2014 in der Kategorie Erneuerbare Energien geht an die glass2energy ag, die neue Wege für eine preiswerte und ästhetische Stromproduktion für die urbane Welt von morgen öffnet.
Kategorie 4 – Energieeffiziente Mobilität
Erdgas-Diesel-Hybrid / Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik der ETH Zürich
Effizienz konsequent auf die Spitze getrieben. So lässt sich der Erdgas-Diesel-Hybrid Motor des Instituts für Dynamische Systeme und Regelungstechnik (IDSC) der ETH Zürich charakterisieren. Der neuartige Automotor ist so effizient, dass er nur halb so viel CO2 emittiert wie herkömmliche Motoren, rund 56 Gramm pro Kilometer, das entspricht einem Benzinverbrauch von 2,4 Liter auf 100 km. Das Team, das schon mit dem Weltrekord Wasserstofffahrzeug Pac Car II und einem pneumatischen Hybridmotor für Furore gesorgt hat, legt nun nach. In nur fünf Jahren könnte der Erdgas-Diesel-Hybrid den Markt erobern, wenn das Konzept von den Autoherstellern aufgenommen wird. Die Chancen stehen gut, mit ersten Industriepartnern laufen Gespräche. Der Watt d’Or 2014 in der Kategorie Energieeffiziente Mobilität geht an das IDSC, ein Institut das in Sachen Effizienz der Konkurrenz stets eine Nasenlänge voraus ist.
Kategorie 5 – Gebäude und Raum
Mehrfamilienhaus Kirchrainweg 4a / Kirchrainweg AG – aardeplan ag – e4plus AG
Die Schweiz ist wortwörtlich eine Hochleistungsgesellschaft: Jede und jeder von uns nimmt eine Dauerleistung von rund 6‘000 Watt in Anspruch, das sind über 52‘000 Kilowattstunden pro Jahr. Rund die Hälfte davon fällt auf den Energieverbrauch beim Bau und Betrieb von Gebäuden. Am Kirchrainweg mitten im Zentrum von Kriens im Kanton Luzern zeigen die Bauherrschaft Marie-Theres und Markus Portmann zusammen mit dem Architekturbüro aardeplan ag und einem Fachplanerteam, dass es auch anders geht. Ihr architektonisch sehr ansprechender, fünfstöckiger Neubau ist nicht nur das erste Minergie-A-ECO-Mehrfamilienhaus in der Zentralschweiz, es erfüllt auch die Zielwerte des „Effizienzpfads Energie 2040″ des schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA und damit die Anforderungen des 2000-Watt-fähigen Bauens. Dank umfassender Betrachtung und Umsetzung von Nachhaltigkeit, Ästhetik, Wirtschaftlichkeit und Komfort in Kombination mit dem Einsatz smarter Technologien, produziert das Mehrfamilienhaus übers Jahr mehr Energie, als es selbst verbraucht. Der Watt d’Or 2014 in der Kategorie Gebäude und Raum geht an Marie-Theres und Markus Portmann und die aardeplan ag, für das Haus 2050 – gebaut für die Zukunft.
(Bundesamt für Energie/mc/pg)