Schweizer Firmen mit positiver Sicht auf Digitalisierung

Internet

(Bild: Sergey Nivens - Fotolia.com)

(Bild: Sergey Nivens – Fotolia.com)

Zürich – Der Wirtschaftsstandort Schweiz zeigt sich gut eingestellt auf die Digitalisierung. Schweizer Unternehmen (ab zehn Millionen Euro Umsatz) werden in diesem Jahr im Durchschnitt voraussichtlich insgesamt 47 Millionen CHF in die Digitalisierung ihres Geschäfts investieren – es könnte sogar noch mehr sein. Denn fast 40 Prozent der Unternehmen geben an, mehr investieren zu wollen, jedoch verhindern das vor allem – in abnehmender Reihenfolge – die fehlenden finanziellen Möglichkeiten, mangelndes Know-how und Personalengpässe.

Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von EY unter 1.025 Unternehmen in zwölf Ländern.

Geschäftsmodelle unter Druck
Weltweit und in der Schweiz musste mehr als jedes zweite Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren deutliche Änderungen am eigenen Geschäftsmodell vornehmen. Die Schweiz wurde dabei besonders gefordert: Sie liegt hinter Italien und Indien an dritter Stelle der Länder, in denen der massivste Wandel stattfand – noch vor den USA, Grossbritannien und Deutschland.

Der Zwang für Unternehmen, sich zunehmend neu zu erfinden, wird weiterhin gelten, und zwar in allen Ländern: Fast zwei Drittel der Befragten weltweit erwarten, dass sich das Geschäftsmodell des Unternehmens in den kommenden 5 Jahren verändern wird. Auch hier liegt die Schweiz mit 70 Prozent Zustimmung weit vorne, gleich an zweiter Stelle hinter Indien (76 Prozent Zustimmung).

Neue Technologien Haupttreiber für Veränderungen
Haupttreiber für diese zukünftigen Veränderungen werden nach Einschätzung der weltweit Befragten mit deutlichem Abstand (39 Prozent) neue Technologien sein. Neue Wettbewerber (21 Prozent) und verändertes Kaufverhalten der Kunden (19 Prozent) werden als weniger bedeutend für die nächsten 5 Jahre eingeschätzt. Die Studie zeigte in diesem Zusammenhang, dass wachstumsstarke Unternehmen im Vergleich zu weniger dynamischen überdurchschnittlich häufig damit rechnen, ihr Geschäftsmodell anpassen zu müssen.

Bemerkenswert ist zudem, dass Schweizer Unternehmen für die Vergangenheit die Bedeutung neuer Technologien für die Veränderung des Geschäftsmodells sehr gering veranschlagen. Nur 21 Prozent in der Schweiz versus 29 Prozent im weltweiten Durchschnitt benennen die neuen Technologien als Treiber für Veränderungen des Geschäftsmodells in den letzten fünf Jahren.

«Diese Einschätzung der Vergangenheit durch Schweizer Unternehmen steht nur im scheinbaren Widerspruch zur weltweit führenden Investitionsbereitschaft in puncto zukünftiger Digitalisierung, denn sie zeigt deutlich einen Nachholbedarf auf. Positiv ist, dass die Unternehmen die Zeichen der Zeit verstanden haben, wie auch die hohe Zustimmung in der Schweiz auf die Frage unterstreicht, dass sich das Geschäftsmodell der Unternehmen in den kommenden 5 Jahren verändern wird», sagt Markus Schweizer, Managing Partner Advisory bei EY Deutschland, Schweiz und Österreich.

Digitale Technologien als integraler Teil des eigenen Geschäftsmodells
Die Digitalisierung der Wirtschaft steht nicht erst bevor – sie ist bereits in vollem Gange: Bereits bei fast jedem dritten Unternehmen weltweit spielen digitale Technologien eine sehr grosse Rolle für das eigene Geschäftsmodell, bei weiteren 40 Prozent eine mittelgrosse. Dabei geht die Schweiz im weltweiten Vergleich in Sachen Digitalisierung vorweg. Von den befragten Schweizer Unternehmen geben 41 Prozent an, digitale Technologien spielten für sie bereits eine sehr grosse Rolle – vor Indien, China und Deutschland.

Schweizer Unternehmen weltweit am optimistischsten bei Digitalisierung
Und auch in puncto Optimismus gegenüber der Digitalisierung liegen Schweizer Unternehmen ganz vorne: 79 Prozent der Befragten bewerten die Digitalisierung der Wirtschaft als Chance für das eigene Geschäft – nur drei Prozent sehen sie in erster Linie als Bedrohung. Damit sind die Schweizer Unternehmen deutlich zuversichtlicher als ihre ausländischen Wettbewerber: Weltweit betrachten nur 64 Prozent die Digitalisierung als Chance, vier Prozent als Bedrohung.

«Der gegenwärtige Optimismus ist grundsätzlich zu begrüssen. Es wäre nunmehr wichtig, dass sich das Thema Digitalisierung vom Hype weg und hin zu einer umsetzbaren Strategie entwickelt. Es werden viele Projekte angestossen, doch vielfach passiert das eher unabgestimmt beziehungsweise unkoordiniert. Helfen würden Leitlinien, die eine Richtung vorgeben und konkrete Schritte priorisieren, damit Digitalisierung als wichtiger Bestandteil des künftigen Wirtschaftswachstums immer mitgedacht wird. Digitalisierung wird zunehmend integraler Bestandteil einer Unternehmensstrategie», betont Schweizer. (EY/mc/ps)

Informationen zur Studie
Die zum ersten Mal erhobene Studie basiert auf der Befragung von 1.025 Unternehmen in der Schweiz, USA, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien, China, Spanien, Niederlande, Indien, Südkorea und Schweden. Die befragten Branchen umfassen Dienstleistung, Konsumgüter, Maschinenbau/Anlagenbau, Handel, Transport und Logistik, IT und Elektronik, Banken und Versicherungen, Gesundheit, Telekommunikation und Medien sowie die Automobilbranche.
Die telefonische Befragung wurde im Dezember 2014 und Januar 2015 im Auftrag von EY durch das unabhängige Marktforschungsinstitut Valid Research in Bielefeld durchgeführt.

Exit mobile version