Schweizer Forscher entwickeln Impfstoff gegen Ebola

Schweizer Forscher entwickeln Impfstoff gegen Ebola

Ebola-Virus unter dem Elektronenraster-Mikroskop.

Bern – Ein in Westafrika erstmals im Feldversuch getesteter Impfstoff gegen das Ebola-Virus hat sich als wirksam erwiesen. Geimpft wurden Personen, die engen Kontakt zu einem neu Infizierten hatten und besonders gefährdet sind. Berner Mediziner sind an der von der Weltgesundheitsorganisation WHO organisierten Impfstudie massgeblich beteiligt.

Obwohl die Fallzahlen von Ebola in Westafrika seit Jahresbeginn markant zurückgegangen sind, ist die Epidemie noch nicht besiegt. Ein einzelner Erkrankungsfall in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone kann die Seuche wieder ausbrechen lassen. Deshalb wurden unter Hochdruck zwei Impfstoffe entwickelt und bereits an Menschen erprobt. Einer davon mit der Bezeichnung «rVSV-ZEBOV» wurde nun erstmals in einer Impfstudie im westafrikanischen Guinea getestet.

Impfstoff kann Ausbreitung des Ebola-Virus wirksam eindämmen
An dieser «Ebola ça suffit» genannten Studie ist auch Prof. Dr. Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern (ISPM) beteiligt, zusammen mit PD Dr. Sven Trelle sowie weiteren Mitarbeitenden der Clinical Trials Unit CTU Bern des klinischen Studienzentrums der Universität und des Inselspitals Bern. Die ersten Ergebnisse der Tests zeigen, dass der eingesetzte Impfstoff die weitere Ausbreitung des Ebola-Virus wirksam eindämmen kann.

Schutzringe gegen Ebola
Die internationale Forschergruppe setzte ein mehrstufiges Vorgehen ein, um die Wirksamkeit des Impfstoffes zu testen. Basierend auf einer Ring-Schutzimpfungsstrategie, die bereits in den 1970er in Westafrika eingesetzt wurde, um die Pocken auszumerzen, wurden in einem ersten Schritt Personen identifiziert, welche innerhalb der vergangenen 21 Tage engen Kontakt zu einer frisch an Ebola erkrankten Person hatten und deshalb direkt von einer Ansteckung gefährdet waren – darunter Angehörige und Mitbewohner, oder Krankenpfleger.

In einem zweiten Schritt wurden indirekt gefährdete Personen ausgemacht wie zum Beispiel die Nachbarn oder Arbeitskollegen einer direkt gefährdeten Person. Diese Kontaktpersonen werden auch als «Ring» bezeichnet. Daraus wurden diejenigen ausgewählt, welche für die Test-Impfung in Frage kamen, und deren Einwilligung eingeholt. Von der Studie ausgeschlossen waren früher an Ebola Erkrankte, Kinder, Schwangere sowie stillende Mütter, Schwerkranke sowie Personen mit Immunschwächen oder allergischen Reaktionen auf Impfstoffe.

So konnten 90 Ringe im Zeitraum von April bis Juli 2015 bestimmt und untersucht werden. Die Ringe bestanden aus insgesamt 7‘651 Kontaktpersonen, von denen 5‘415 für die Impfung in Frage kamen. Von diesen wiederum konnten 3’512 (65 Prozent) geimpft werden.

Impfstoff schützt nach einer Woche zu 100% vor einer Ebola-Ansteckung
Die Ringe wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei gleich grosse Gruppen unterteilt: Die einen wurden sofort geimpft, die anderen erst nach einer Wartezeit von 21 Tagen, der Inkubationszeit des Ebola-Virus. Bei Personen aus der zweiten Gruppe wurde also erwartet, dass einige an Ebola erkranken würden. «Leider kann nur so geprüft werden, ob der Impfstoff auch wirklich wirkt», sagt Matthias Egger dazu. Die Ergebnisse zeigten, dass bei den sofort Geimpften nach zehn Tagen keine Ansteckung mehr erfolgte, wohingegen bei der Gruppe mit verzögerter Impfung 16 Ebolafälle auftraten. Diese Fälle traten alle entweder vor oder bis maximal sechs Tage nach der verzögerten Impfung auf. Danach kam es auch in der zweiten Gruppe zu keinen neuen Krankheitsfällen mehr.

«Wir können also sagen, dass der Impfstoff nach etwa einer Woche zu 100 Prozent vor einer Ebola-Ansteckung schützt», sagt Sven Trelle. Insgesamt betrug die Schutzwirkung innerhalb der Ringe, in denen sich auch nicht Geimpfte befanden, immer noch 76 Prozent; das heisst, die Ansteckungskette konnte in vielen Fällen unterbrochen werden.

«Nicht nur die Wirksamkeit des Ebola Impfstoffes ist nun belegt, sondern auch die der Impfstrategie mit der Bildung von Schutzringen», sagt Egger erfreut. «Dies könnte endlich das Ende der Ebola-Epidemie in West Afrika einleiten und auch in Zukunft für die Bekämpfung dieser Krankheit nützlich sein.» (Universität Bern/mc/pg)

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