CaSSIS wird für den Test in der Vakuumkammer vorbereitet. Diese simuliert die Kälte des Weltalls und prüft, ob die Kamera auch bei –40°C korrekt funktioniert. (Foto: Nicolas Thomas, Universität Bern)
Bern – In Rekordzeit haben Forschende der Universität Bern eine hochpräzise Weltraum-Kamera entwickelt und gebaut. Das Gerät soll an Bord einer ESA-Raumsonde im März 2016 in Richtung Mars starten.
Am Montag hat die Berner Kamera namens CaSSIS (Colour and Stereo Surface Imaging System) die Schweiz in Richtung Frankreich verlassen, wo sie auf dem Gelände von Thales-Alenia Space in Cannes auf die Sonde ExoMars Trace Gas Orbiter (TGO) der Europäischen Raumfahrtagentur ESA montiert wird. Am 12. März 2016 soll die TGO-Sonde dann vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All starten und den Planeten Mars im Oktober desselben Jahres erreichen.
CaSSIS wurde so konzipiert, dass sie andere Kameras, die den roten Planeten bereits umkreisen, ergänzt, indem sie hochauflösende Stereobilder spezieller Ziele liefert. Ausserdem wird sie anderen Instrumenten auf der TGO-Sonde helfen, auf der Mars-Oberfläche nach den Quellen von Gasen wie Methan zu suchen. «CaSSIS ist das beste System, das wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bauen konnten», sagt der Leiter des Berner CaSSIS-Teams, Nicolas Thomas vom Center for Space and Habitability (CSH) und Physikalischen Institut der Universität Bern. «Aus rund 100 Kilometern Entfernung könnten wir mit dieser Kamera ein Auto präzise abbilden – in Farbe und stereo.» Eines der Ziele des Projekts ist es, Veränderungen auf dem Mars zu beobachten, wie Thomas erläutert: «Wir wissen inzwischen, dass sich die Marsoberfläche ständig verändert und nun haben wir das Werkzeug, um diese Veränderungen verfolgen zu können.»
In nur 27 statt 38 Monaten gebaut
Ursprünglich war das Team um Prof. Thomas von der NASA ausgewählt worden, ein Schweizer Teleskop für eine amerikanische Kamera zu liefern, die auf die TGO-Sonde montiert werden sollte. Die Sonde ist Teil des ExoMars-Programms der ESA. «Leider waren unsere amerikanischen Partner gezwungen, aus dem Projekt auszusteigen», sagt Thomas, «aber ExoMars ist so wichtig für Europa, dass das Projekt trotzdem fortgesetzt wurde. Die ESA hat uns gebeten, die Führung bei der Entwicklung der Kamera zu übernehmen und das gesamte System zu bauen.»
CaSSIS-Projektmanagerin Ruth Ziethe, ebenfalls vom Physikalischen Institut der Universität Bern, ergänzt: «Es war eine grosse Herausforderung, die Kamera rechtzeitig fertig zu stellen. Wir hatten nur 27 Monate Zeit – normalerweise rechnet man mit 38 Monaten für ein derart kompliziertes Instrument. Das Team der Universität Bern und unsere Partner haben unglaublich hart gearbeitet, um rechtzeitig zum Starttermin fertig zu werden.» CaSSIS wurde in Zusammenarbeit mit der italienischen Raumfahrtagentur und dem Space Research Center in Warschau sowie mit Unterstützung aus der Schweizer (RUAG Space Zurich), der italienischen und der ungarischen Industrie entwickelt.
Beste Daten ab Mitte 2017 zu erwarten
Wenn die Sonde die Umlaufbahn des Mars erreicht, wird sie abgebremst und in einen tiefen Orbit etwa 400 Kilometer über der Oberfläche gelenkt. «Dieser Prozess wird etwa ein Jahr dauern, so dass wir die besten Daten ab Mitte 2017 erwarten», erklärt Thomas. CaSSIS wird dann beginnen, nach Hinweisen auf flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche zu suchen sowie nach Quellen von sogenannten Spurengasen, die sowohl für die geologische als auch die biologische Erforschung des Mars von Bedeutung sein könnten. (Universität Bern/mc/pg)