(Foto: Universität Bern)
Bern – Damit Naturschutz effektiver wird, haben Forschende des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern Schweizer Naturschutzfachleute gefragt, welche wissenschaftlichen Informationen sie von der Forschung benötigen. Entstanden ist eine Rangliste der dringlichsten Forschungsthemen aus Sicht der Praxis. Diese soll Wissenschaft und Politik der Schweiz dabei unterstützen, Natur- und Biodiversitätforschung praxisnäher zu gestalten.
Weltweit schreitet der Verlust der Biodiversität fort – dies lässt vielfach Zweifel aufkommen an der Effektivität der Naturschutz- und Biodiversitätsforschung. Ihre Resultate finden nur selten einen Niederschlag in der Praxis. «Als einer der Gründe wird angeführt, dass die von der Wissenschaft bearbeiteten Themen häufig weit an den Bedürfnissen des praktischen Naturschutzes vorbeigehen, und dass ihre Empfehlungen häufig praxisfern und schlecht umsetzbar seien», sagt Veronika Braunisch vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern.
In einer Studie haben daher Biologinnen und Biologen unter der Leitung von Prof. Raphaël Arlettaz Schweizer Naturschutzfachleute befragt, welche wissenschaftlichen Informationen sie für Ihre Arbeit benötigen und welche Dringlichkeit sie den einzelnen Themenbereichen zuordnen. Die Studie wurde nun im Journal «Biological Conservation» publiziert.
Rangliste der dringendsten Themen
Das Resultat ist eine Rangliste der wichtigsten Forschungsthemen im Naturschutzbereich, ergänzt mit konkreten Forschungsfragen, welche nach den verschiedenen Ökosystemtypen der Schweiz gewichtet wurden. Als besonders dringlich erachteten die Naturschutzexpertinnen und -experten artspezifisches Wissen zum Schutz von bedrohten Pflanzen- und Wildtierarten, während Fragen zu theoretischen Konzepten des Naturschutzes oder zum Klimawandel als weniger wichtig eingestuft wurden.
Für alle Schweizer Ökosysteme standen zudem Fragen zur Integration von Schutz- und Nutzungsansprüchen im Vordergrund – insbesondere in Agrarökosystemen und touristisch stark genutzten alpinen Gebieten. «Dies zeigt, dass soziale und ökonomische Aspekte in der Naturschutzforschung unbedingt berücksichtigt werden müssen», sagt Braunisch.
Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis fördern
Die Studie soll dazu beitragen, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern und Forschenden zu helfen, ihre Fragestellungen praxisnäher zu gestalten. Die Priorisierung von Themen durch die Anwender könne zudem wichtige Hinweise für eine effiziente Gestaltung nationaler oder regionaler Forschungsprogramme sowie für die Steuerung von Finanzierungsentscheiden liefern. (Uni Bern/mc/pg)