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Zürich – Das Schweizer Steuersystem zeichnet sich nach wie vor durch seine langfristige Stabilität aus. Diese manifestiert sich auch in der Studie «Paying Taxes 2013: The Global Picture», die PwC, die Weltbank und die International Finance Corporation IFC gemeinsam herausgeben. Sie zeigt, dass eine ganze Reihe von Kennzahlen für die Schweiz gegenüber der Vorjahresstudie gleich geblieben ist. So liegt die Schweiz mit einer fast unveränderten Gesamtsteuerrate für Unternehmen von 30,2 Prozent weiterhin deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 44,7 Prozent (Vorjahr: 44,8 Prozent).
In der Gesamtwertung, welche die Einfachheit des Steuersystems beurteilt, rutschte die Schweiz um zwei Plätze ab und liegt jetzt auf Platz 18. Weltweit gehen derweil die Bestrebungen weiter, Steuersysteme zu vereinfachen. Von den 185 untersuchten Ländern haben 31 Länder ihr Steuersystem zwischen Juni 2011 und Mai 2012 vereinfacht. In den letzten acht Jahren ist in den untersuchten Volkswirtschaften die Steuerlast für Unternehmen jährlich um ein Prozent gesunken. In der gleichen Zeit sank der Zeitaufwand zur Erfüllung der Steuerpflichten um 54 Stunden und die Anzahl notwendiger Steuerzahlungen um mehr als sechs.
Massnahmen in der Schweiz
Auch in der Schweiz sind Bestrebungen im Gang, die Unternehmensbesteuerung schlanker zu gestalten, wie Armin Marti, Partner Steuer- und Rechtsberatung bei PwC Schweiz, ausführt: «Verschiedene Kantone prüfen die baldige Einführung eines Systems, welches das elektronische Einreichen der Steuererklärung für Unternehmen erlaubt. So sollen der Aufwand für die Unternehmen gesenkt, die administrativen Kosten auf Behördenseite minimiert sowie die Anzahl Fehler weiter reduziert werden.
«Die wichtigste Herausforderung für die Schweiz ist allerdings die Ablösung der von der EU kritisierten Steuerregime durch Massnahmen, die nicht im Widerspruch zu den Vorgaben der EU stehen. Da eine generelle Senkung der Gewinnsteuersätze auf das Niveau der heutigen gemischten Gesellschaften politisch kaum durchsetzbar ist, müssen neue innovative Besteuerungsformen gesucht werden. Dabei sollten insbesondere Unternehmen, die in Innovation, Forschung und Entwicklung sowie in hohe Wertschöpfung investieren, gefördert werden.
Schweizer Position unverändert
Die Gesamtsteuerbelastung ist laut Studie in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr beinahe unverändert: Sie beträgt für das Musterunternehmen 30,2 Prozent. Die Schweiz liegt damit klar unter dem weltweiten Schnitt von 44,7 Prozent. Im europäischen Vergleich verbleibt sie auf Platz 6. Seit dem Jahr 2006 ist die Gesamtsteuerbelastung in der Schweiz lediglich um 0,3 Prozent gestiegen.
Top 6 der europäischen Länder (Gesamtsteuerbelastung in %)
1. Luxemburg 21,0
2. Zypern 23,0
3. Irland 26,4
4. Dänemark 7,7
5. Bulgarien 28,7
6. Schweiz 30,2
Im Rahmen der aktuellen Schuldenkrise kämpfen die Staaten um zusätzliche Steuereinnahmen. Gleichzeitig soll aber die Wirtschaft wieder in Fahrt gebracht werden. Deshalb prüfen verschiedene Staaten, wie sie die Unternehmenssteuern weiter senken können, um so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Zusätzliche Steuereinnahmen werden vermehrt anderswo gesucht.
Auch zeichnet sich eine Tendenz zu einer «ökologischen Steuerreform» ab. «Energieintensive Unternehmen dürften über kurz oder lang durch Ökosteuern und Lenkungsabgaben eher stärker belastet werden als energiearme Betriebe», erklärt Armin Marti. Mit insgesamt 19 nötigen Zahlungen – gleich vielen wie im Vorjahr – belegt die Schweiz lediglich den 25. Rang der 30 untersuchten EU- und EFTA-Staaten. Der Wert liegt klar über dem Durchschnitt der EU- und EFTA-Länder von 12,8 Zahlungen.
63 Stunden jährlich für Steuern
Wie schon im Vorjahr wendet das Musterunternehmen in der Schweiz 63 Stunden im Jahr zur Erfüllung der Steuerpflichten auf. In den EU- und EFTA-Ländern liegt einzig Luxemburg mit 59 Stunden knapp vor der Schweiz. Insgesamt beträgt der Vergleichswert der EU- und EFTA-Länder 184 Stunden. In der Schweiz wird also nur etwas mehr als ein Drittel dieser Zeit aufgewendet. Interessant ist dabei, dass die Schweiz bei der Mehrwertsteuer den ersten und bei den Gewinnsteuern den zweiten Platz in Europa belegt. Etwas zeitintensiver ist allerdings die Handhabung der mitarbeiterbezogenen Steuern und Abgaben (AHV, IV, EO, ALV, Unfallversicherung Familienausgleichskasse, Pensionskasse und Lohnquellensteuern). (PwC/mc/pg)
Über die Studie
In der neuen Ausgabe der Studie «Paying Taxes» wurden wiederum anhand eines KMU-Musterunternehmens die Steuersysteme von 185 Ländern der Welt bezüglich der Indikatoren Gesamtsteuerrate, Zeitaufwand für die Erfüllung der Steuerpflicht und Anzahl Steuerzahlungen verglichen. Diese drei Messgrössen dienen der Berechnung des Gesamtindikators «Ease of paying taxes»: der Einfachheit des Steuersystems. Die Gesamtsteuerrate vergleicht die Summe aller von einem Unternehmen zu tragenden und zulasten der Erfolgsrechnung zu verbuchenden Steuern und Zwangsabgaben (Gewinn-, Kapital- und Grundsteuern, Stempelabgaben und Verbrauchssteuern sowie Arbeitgeberbeiträge an die Sozialwerke) mit dem Gewinn vor Abzug all dieser Steuern.