Zürich – Die Schweizer Steuerlandschaft steht vor einem Umbruch. Ab dem kommenden Jahr dürften die seit Jahren stagnierenden Gewinnsteuersätze wegen fiskalischer Reformen im In- und Ausland für Unternehmen deutlich sinken. Erste Vorboten sind bereits sichtbar.
Auf dieses Jahr haben bereits die beiden Kantone Waadt und Basel-Stadt ihre Gewinnsteuersätze markant gesenkt: Die Waadt auf 14 Prozent von 21,37 Prozent und Basel-Stadt auf 13,04 Prozent von 22,18 Prozent. Die beiden Kantone dürften Vorboten einer Dynamik sein, welche die Schweizer Unternehmenssteuerlandschaft schon bald grundlegend verändern könnte, ist das Beratungsunternehmen KPMG überzeugt.
Verschiedene fiskalische Reformbemühungen im In- und Ausland, wie beispielsweise die AHV-Steuervorlage, würden künftig für eine deutlich zunehmende Dynamik im Steuerwettbewerb sorgen, schreibt KPMG in ihrem am Dienstag veröffentlichten «Swiss Tax Report». Darin wurden die Gewinn- und Einkommenssteuersätze von 130 Ländern sowie allen 26 Kantonen verglichen.
Gewinnsteuersatz zwischen 12-14 Prozent
Das Beratungsunternehmen geht davon aus, dass der durchschnittliche Gewinnsteuersatz für Schweizer Unternehmen ab 2020 und den folgenden Jahren auf 13,91 Prozent von zuletzt 17,06 Prozent abnehmen wird. Die Steuersenkung wird damit deutlich dynamischer ausfallen als in den letzten dreizehn Jahren, als sich der durchschnittliche ordentliche Gewinnsteuersatz um 3,7 Prozentpunkte auf 17,06 Prozent reduzierte. Dabei hat sich gemäss KPMG in der Praxis die Marke von 12 Prozent faktisch als Untergrenze etabliert.
Am wenigsten werden die Unternehmen ab 2020 in Nidwalden (11,97%), Appenzell-Innerrhoden (12%) und Zug (12,03%) an den Fiskus abliefern müssen. Am meisten dagegen in den Kantonen Zürich und Aargau (18,19% respektive 18,2%).
Derzeit weisen die drei Zentralschweizer Kantone Luzern (12,3%), Ob- und Nidwalden (je 12,7%) sowie der Kanton Appenzell-Ausserrhoden (13%) die tiefste Gewinnbesteuerung auf. Diese Kantone sind übrigens zusammen mit Appenzell-Innerrhoden auch bei der Besteuerung natürlicher Personen am attraktivsten.
Sie sind auch im europäischen Vergleich sehr gut positioniert. Einzig die Kanalinseln (0%) sowie einige (süd-) osteuropäische Staaten wenden noch tiefere ordentliche Gewinnsteuersätze an. Der grösste Standortkonkurrent in Europa bleibt gemäss KPMG aber nach wie vor Irland mit einem Gewinnsteuersatz von 12,5 Prozent.
Bei Individualbesteuerung im europäischen Mittelfeld
Zu den weltweit steuerlich attraktivsten Standorten zählen nach wie vor verschiedene Offshore-Domizile sowie Katar, Hongkong und Singapur. Die Schweiz rangiert im globalen Fiskalvergleich weiterhin im vorderen Drittel.
Bei der Individualbesteuerung befindet sich die Schweiz im europäischen Mittelfeld – der Durchschnitt der Spitzensteuersätze bei den Einkommen hat sich in der Schweiz in den letzten zehn Jahren knapp unterhalb der 34-Prozent-Marke eingependelt.
Die tiefsten Steuersätze bei Spitzeneinkommen weisen wiederum (süd-)osteuropäische Staaten auf, teils aufgrund von Flat-Rate-Tax-Systemen. Am tiefsten werden Spitzeneinkommen mit 10 Prozent in Bulgarien besteuert. (awp/mc/ps)