Schweizer Unternehmer in China sind zuversichtlicher als chinesische Manager

Nicolas Musy

Nicolas Musy, Managing Director der Nonprofit-Organisation Swiss Center Shanghai (SCS). (Foto: SCS)

Nicolas Musy, Managing Director des SCS. (Bild: SCS)

Shanghai – Die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Swiss Center Shanghai (SCS), China Integrated und der China Europe Business School (CEIBS) belegen, dass Schweizer Unternehmen im chinesischen Markt besonders gut abschneiden. „Obwohl die Profite weniger schnell wuchsen als 2011, können wir anhand der vorliegenden Daten davon ausgehen, dass Schweizer und europäische Firmen ihr Profitlevel im Durchschnitt um beachtliche 9% steigern konnten“, berichtet Nicolas Musy, Managing Director des SCS. Die bis dato umfassendste Studie wertete 1.369 Antworten aus und ist die einzige solche Untersuchung, die sowohl ausländische als auch chinesische Unternehmen in China unter die Lupe nimmt.

Schweizer Unternehmen planen Investitionen
Da Schweizer Unternehmen durchwegs gute Profite verzeichnen, ist es nicht überraschend, dass auch verstärkte Investitionen in China auf dem Plan stehen: „62% der Schweizer Firmen wollen ihre Investitionen im Jahr 2013 verstärken. Mehr als die Hälfte davon sieht China als eine der drei Top-Destinationen für Investments weltweit. Dieser Trend ist bei allen westlichen Unternehmen ähnlich, wobei europäische Firmen aggressiver in den Markt drängen, mit grösserem Investitionsplus und ohne ein einziges Unternehmen, das die Investitionen zurückschrauben will“, fasst Musy zusammen.

Schweizer Manager sind zuversichtlicher als ihre chinesischen Kontrahenten
Das Zuversichts-Level von westlichen Unternehmen ist höher als 2012, während die Zuversicht von chinesischen Firmen interessanterweise rückläufig ist. Auf lange Sicht sind Schweizer Unternehmer am optimistischsten von allen: Für die kommenden fünf Geschäftsjahre sind die eidgenössischen Führungskräfte im Durchschnitt „zuversichtlich“ bis „extrem zuversichtlich“. Nicolas Musy: „Resultierend aus der Einschätzung der Entscheidungsträger können wir in den kommenden Jahren sogar noch bessere Ergebnisse von Schweizer Firmen in China erwarten.“

Geistiges Eigentum und Korruption: starke Wahrnehmungsunterschiede
Themen wie Korruption, Gesetzgebung und Schutz des geistigen Eigentums werden in den Heimatländern oft anders gesehen als von den Managern vor Ort in China. Auf die Frage nach der Bedeutung von Korruption in China antwortete eine grosse Mehrheit (78%) der Schweizer Unternehmer, Korruption sei ein “schwerwiegendes” oder “mittleres“ Problem.

Allerdings, wenn nach der Bedeutung von Korruption in der jeweiligen Branche gefragt wird, sehen es 80% der Antwortenden als „mittleres“ oder „kleines“ Problem. Nur 11% der Schweizer Befragten sehen Korruption als schwerwiegendes Problem in ihrer Branche. Interessanterweise ist dieses Bild bei ausländischen und chinesischen Firmen sehr ähnlich. Musy: „Diese paradoxen Antworten sind Ausdruck eines speziellen Phänomens: Auf der einen Seite gibt es die generelle Meinung, China sei korrupt. Diese Meinung wird durch ständige Skandale und unzählige Anekdoten befeuert. Auf der anderen Seite steht der Geschäftsalltag in China, wo Korruption zwar eines der Probleme ist, mit denen man sich auseinandersetzen muss – aber sie ist mit Sicherheit nicht das wichtigste Problem.“

Während es stimmt, dass die Verletzung von geistigem Eigentum in China öfter vorkommt als anderswo, ist laut Studie der dadurch entstandene Schaden nicht so gross wie vielleicht erwartet. Mehr als zwei Drittel der Schweizer Unternehmen berichten von „einigem“ bis „keinem“ Schaden. Noch interessanter ist, dass chinesische und Schweizer Firmen auf sehr ähnliche Weise von solchen Verletzungen des geistigen Eigentums betroffen sind. Musy: „Im Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung gibt es keine spezielle Diskriminierung gegen ausländische Unternehmen, wenn es um den Schutz von geistigem Eigentum geht. Das lässt sich auch an Urteilen bei Verfahren zwischen westlichen und chinesischen Firmen ablesen: 2011 wurden in Shanghai 86% solcher Verfahren von ausländischer Seite gewonnen.“

Herausforderungen: Personalsuche und Verständnis der Mutterfirmen
Die grösste Herausforderung für Schweizer Firmen in China bleibt die Personalsuche. Wenig überraschend sehen Manager deswegen auch eine gute Personal-Abteilung als wichtigen Baustein zum Erfolg. “Überraschend ist, dass immerhin 26% der Schweizer Antwortenden fehlendes Verständnis und fehlende Unterstützung von ihren Mutterfirmen in der Schweiz als grosse Herausforderung sehen“, berichtet Musy. “Mehr Verständnis aus dem Hauptquartier in der Schweiz würde sicherlich vielen Firmen dabei helfen, die Geschäfte in China noch stärker zu entwickeln.“

Die grössten externen Herausforderungen im chinesischen Markt sind die Konkurrenz und knapp dahinter die steigenden Personalkosten sowie die etwas verlangsamte chinesische Wirtschaftsentwicklung. (SCS/mc/ps)

Über das Swiss Center Shanghai (SCS)
Das SCS, eine Plattform zur Unterstützung Schweizer Unternehmen in China und Asien, wurde im Jahr 2000 gegründet. Es ist heute bei weitem der grösste Cluster von Schweizer Firmen in Asien mit einer einzigartigen Erfahrung im Markteintritt, in der Expansion und im operativen Controlling in China. Das SCS bietet seinen Mitgliedern nicht nur Geschäfts- und Büroflächen, sondern auch Government Relations, Sekretariat und Marketing-Unterstützung sowie ein breites Netzwerk an Experten. SCS hat mehr als 200 Betriebe in China unterstützt – sowohl KMU als auch Grossunternehmen. Dabei haben die Experten des SCS unter anderem 20 Produktionsunternehmen und mehr als 30 Büros und Vertriebsfirmen in China aufgebaut. Für weitere Informationen, besuchen Sie bitte: www.swisscenters.org.

Über die China Europe International Business School (CEIBS)
CEIBS, gegründet in Shanghai im Jahr 1994, ist die führende Wirtschaftsschule in Festland-China. CEIBS ist als einzige asiatische Wirtschaftsschule in den weltweiten MBO, EMBA und Executive Education Ranglisten prominent vertreten. Trotz des jungen Alters von nur 19 Jahren ist das CEIBS MBA Programm in neun aufeinanderfolgenden Jahren (2005-2013) unter den Top 25 der von Financial Times jährlich erstellten weltweiten Rangliste von Wirtschaftsschulen. Das EMBA Programm ist sogar auf Platz 7 (2012). Für weitere Informationen, besuchen Sie bitte: www.ceibs.edu

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