Schweizer Wirtschaft profitiert von veränderten globalen Konsumtrends
Konsumenten werden in 10 Jahren weltweit rund 12 Billionen Dollar mehr ausgeben als heute.
Zürich – In zehn Jahren werden die Konsumenten weltweit im Vergleich zu heute rund 12 Billionen US-Dollar mehr ausgeben. Über-durchschnittlich zunehmen werden die Ausgabe für dauerhafte Konsumgüter wie Uhren und Schmuck, für Getränke und Nahrungsmittel sowie für Gesundheit. Dies geht aus einer globalen Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney hervor, die in 86 Ländern durchgeführt wurde. Aufgrund ihrer Branchenstruktur dürfte die Schweizer Wirtschaft vom künftigen Ausgabenverhaltensmuster profitieren. Entsprechend gilt es, Marktstrategien und Produktportfolios darauf auszurichten. In der Schweiz werden die Konsumenten bis 2020 wesentlich mehr für Kommunikation und Gesundheit ausgeben, während die Ausgaben für Kleidung rückläufig sind.
Der globale Wohlstand und die weltweiten Ausgaben der Konsumenten sind seit dem Jahr 1990 rapide angestiegen und werden weiterhin wachsen. Das bestätigt eine aktuelle A.T. Kearney-Studie. Demnach werden die Konsum-ausgaben in den nächsten zehn Jahren nochmals um 12 Billionen US-Dollar ansteigen. Die Frage stellt sich, wie die Schweizer Wirtschaft diesen Zuwachs der weltweiten Konsumausgaben am besten für sich nutzen kann. Die Studie identifiziert drei Sektoren, die deutlich an Bedeutung gewinnen werden und in denen Schweizer Unternehmen eine weltweit führende Rolle spielen:
- Uhren und Schmuck gehörend zum Sektor der dauerhaften Konsumgüter, für den in den kommenden zehn Jahren das grösste Wachstum prognosti-ziert wird. Rund 18% des gesamten Wachstums von 12 Billionen US-Dollar werden auf diesen Sektor entfallen.
- Die Ausgaben für Gesundheit werden in den nächsten zehn Jahren weltweit um 1,6 Billionen US-Dollar zunehmen.
- Der Sektor Nahrungsmittel und Getränke dürfte in diesem Zeitraum ein Wachstum um 1,3 Billionen US-Dollar erreichen.
„Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist, dass die Konsumenten weltweit ähnliche, vorhersehbare Verhaltensweisen an den Tag legen“, sagt Dr. Daniel Mahler, Managing Director von A.T. Kearney Schweiz: „Wir haben demografische Messzahlen identifiziert, die sich unmittelbar auf die Ausgaben der Konsumenten auswirken. Schweizer Unternehmen müssen diese Erkenntnisse nutzen, um besonders attraktive Absatzmärkte zu identifizieren und Strategien für spezifische Sektoren zu entwickeln.”
Vier Konsumentengruppen und zwölf Konsummuster identifiziert
Ausgehend von den Ausgabenanalysen nach Ländern wurden in der Studie vier Gruppen von Konsumenten identifiziert, deren Ausgaben an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt sind: Die Gruppe der ‚Grundkonsumenten‘, die ‚aufstrebenden Konsumenten‘, die ‚wachsenden Konsumenten‘ sowie die ‚etablierten Konsumenten‘. Innerhalb dieser Gruppen variieren die Konsumentenausgaben in Abhängigkeit von der Einkommenshöhe und den Bedürfnis-sen, so dass insgesamt zwölf Konsummuster entstehen.
Die Schweiz befindet sich in der Gruppe der etablierten Konsumenten. Diese Zuordnung wird sich in den nächsten zehn Jahren nicht ändern. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Schweizer bis 2020 deutlich mehr für Kommunikation, Gesundheit und Transporte ausgeben werden als im Jahr 2010. So wer-den laut Prognose die gesamtschweizerischen Ausgaben für Kommunikation bis 2020 auf rund 13,3 Mrd. US-Dollar steigen im Vergleich zu 8,3 Mrd. US-Dollar im Jahr 2010. Für Gesundheit werden die Konsumenten in der Schweiz 66,9 Mrd. US-Dollar ausgeben, während es 2010 etwa 47,5 Mrd. US-Dollar waren. Und die Ausgaben für Transporte steigen von 23,0 Mrd. US-Dollar im Jahr 2010 auf 32,5 Mrd. US-Dollar für 2020. Zurückgehen werden hingegen die Ausgaben für Kleidung, von 9,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2010 auf im 5,8 Mrd. US-Dollar Jahr 2020.
Ebenfalls in dieser Gruppe angesiedelt sind die westeuropäischen Staaten, Japan und die USA. Sie werden wie die Schweiz auch in den nächsten Jahren ‚etablierte Konsumenten‘ bleiben. Anders sieht es beim osteuropäischen Konsumentenverhalten aus. Bulgarien, Ungarn und Serbien werden von der Gruppe der ‚wachsenden Konsumenten‘ in die Kategorie der ‚etablierten Konsumenten‘ wechseln.
Chancen für Händler und Hersteller
„Konsumgüterhersteller und Händler sollten die Chance ergreifen, die sich ihnen vor dem Hintergrund der weltweit weiter steigenden Konsumentenaus-gaben um 12 Billionen US-Dollar im nächsten Jahrzehnt bietet“, rät Daniel Mahler: „So können sie auf der Basis der von uns identifizierten Ausgabenmuster ihre Produktportfolios in bestimmten Ländern neu bewerten, um Expansionsmöglichkeiten auszumachen. Sie erhalten darüber hinaus ein besseres Verständnis dessen, welche Produkte die Konsumenten wahrscheinlich verwenden werden und können zielgerichteter im Markt agieren.“
Zudem können Ressourcen für Marketingaktivitäten an Produkte und Kategorien angepasst werden, die die Konsumenten voraussichtlich bevorzugen werden. Ausserdem unterstützen die Erkenntnisse der Studie dabei, Best Practices grenzüberschreitend auf Länder mit ähnlichem Ausgabenmuster zu übertragen.
Die vier Kategorien im Überblick:
Gruppe der Grundkonsumenten
32 Prozent der heutigen Weltbevölkerung, also 1,8 Milliarden Menschen, fallen in die Einkommensgruppe der Grundkonsumenten und geben lediglich 1,4 Billionen US-Dollar im Jahr aus. Im Laufe des nächsten Jahrzehntes wird diese Gruppe für nur 2 Prozent des Wachstums in den Konsumausgaben verantwortlich sein – in erster Linie da weniger Menschen in dieser Gruppe vertreten sein werden. Ausgehend von ihrem Ausgabenverhalten besteht diese Konsumentengruppe aus den Ländern Algerien, Ägypten, Montenegro, Marokko, Nigeria, Tunesien, Pakistan, die Philippinen, Weissrussland, Indien und Aserbaidschan. Indien und Aserbaidschan werden bis 2017 in die Gruppe der aufstrebenden Konsumenten aufsteigen.
Die Ausgaben bei den Grundkonsumenten konzentrieren sich primär auf Nahrungsmittel und Körperpflege. Diese Konsumenten arbeiten häufig fernab von ihren Wohnorten und geben daher mehr für Reisen, Postdienste und Unterkunft aus. Sie kaufen auch Zeitungen und Zeitschriften, und Schmuck als Mittel der Wertanlage.
Gruppe der aufstrebenden Konsumenten
Zwei Milliarden Menschen und damit 35 Prozent der Weltbevölkerung bilden heute die Einkommensgruppe der aufstrebenden Konsumenten, die einen Betrag von etwa 4,6 Billionen US-Dollar pro Jahr ausgeben. Bis 2020 wird die Einkommensgruppe der aufstrebenden Konsumenten voraussichtlich auf 3,4 Milliarden Menschen angewachsen sein, die dann nahezu 10 Billionen US-Dollar ausgeben werden. Diese Gruppe wird für 45 Prozent der neuen Ausgaben verantwortlich sein, wodurch die aufstrebenden Konsumenten zur Priorität für weltweit tätige Unternehmen werden.
Die Länder in dieser Gruppe sind Bahrain, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Kolumbien, Ecuador, Israel, Kasachstan, Kuwait, Peru, Katar, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Ukraine, VAE, Venezuela und Vietnam. Bei steigendem Einkommen innerhalb der Konsumenten in dieser Gruppe werden auch die Ausgaben für Körperpflegeprodukte, Kommunikationsdienstleistungen und Ausbildung wachsen. Zwar sind die Ausgaben für Unterhaltung und Freizeit in diesen Ländern heute noch moderat, doch steigen sie stetig an.
Nahrungsmittel und andere Grundgüter sind weiterhin der Treiber für einen grossen Anteil der Ausgaben innerhalb dieser Gruppe, aber bei wachsenden Einkünften steigen auch die Ausgaben für Produkte der Körperpflege, Kommunikationsdienstleistungen und Ausbildung. Im Laufe der nächsten Dekade werden diese Konsumenten in jedem von drei Segmenten – Transport, Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter und Dienstleistungen – 1 Billion US-Dollar mehr ausgeben und in vier anderen Segmenten, nämlich Gesundheit, Unterkunft, Ausbildung und Kommunikation, jeweils 500 Milliarden US-Dollar.
Gruppe der wachsenden Konsumenten
Etwa 600 Millionen Menschen fallen in die Einkommensgruppe der wachsenden Konsumenten, die etwa 2,5 Billionen US-Dollar im Jahr ausgeben. Im Jahre 2020 wird die Bevölkerung, die zu dieser Gruppe zu zählen ist, nahezu gleich geblieben sein, ihre Ausgaben werden sich jedoch um 1,1 Billionen US-Dollar erhöhen bzw. auf etwa 10 Prozent des weltweiten Ausgabenwachstums. Die Länder in der Einkommensgruppe der wachsenden Konsumenten sind Argentinien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Estland, Guate-mala, Ungarn, Iran, Lettland, Litauen, Mazedonien, Mexiko, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, die Slowakei, die Türkei, Turkmenistan und Uruguay. Mon-tenegro wird im Laufe des kommenden Jahrzehntes zu dieser Gruppe aufrücken, während Bulgarien und Ungarn zur Einkommensgruppe der etablierten Konsumenten aufsteigen werden.
Die Ausgabenmuster sind in diesen Märkten stabil. Die Konsumenten konzentrieren sich weniger auf die Grundbedürfnisse und weisen ein sehr ausgewogenes Ausgabenverhalten bei Körperpflege, Unterhaltung und Freizeitartikel auf. Typischerweise findet sich eine Spitze bei den Telekommunikationsausgaben, während die Gesundheitsausgaben gering sind, zumal viele Länder aus dieser Gruppe über nationale Gesundheitsdienste verfügen.
Gruppe der etablierten Konsumenten
Die Märkte der etablierten Konsumenten umfassen 1,2 Milliarden Menschen, die einen Betrag von etwa 20 Billionen US-Dollar im Jahr ausgeben. Bis 2020 wird diese Gruppe 1,3 Milliarden Menschen zählen und ihre Ausgaben werden etwa 25 Billionen US-Dollar im Jahr erreichen. Diese Konsumenten werden etwa 45 Prozent des Ausgabenwachstums des nächsten Jahrzehntes in Höhe von 12 Billionen US-Dollar und 63 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen. Die in dieser Gruppe vertretenen Länder sind Australien, Österreich, Belgien, Kanada, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland , Griechenland, Hongkong, Indonesien, Irland, Italien, Japan, Malaysia, die Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Portugal, Singapur, Spa-nien, Schweden, die Schweiz, Thailand, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.
Die etablierten Konsumenten geben einen erheblichen Geldbetrag für Körperpflege, Freizeit, Unterhaltung und Gesundheit (in Ländern, in denen der Staat diese Dienste nicht leistet) aus. Die Ausgaben in drei Sektoren – Gebrauchs-güter und Dienstleistungen, Transport und Gesundheitsdienste – werden voraussichtlich um mehr als eine Billion US-Dollar pro Sektor in der nächsten Dekade anwachsen. (A.T. Kearney/mc/ps)
Über die Studie und das A.T. Kearney Global Consumer Institute
Die „Consumer Wealth and Spending Study“ des A.T. Kearneys Global Consumer Institute beruht auf einer Analyse von 70 Produktkategorien in 86 Ländern. Über einen Zeitraum von 30 Jahren (1990 bis 2020) und über mehr als 3‘000 sozioökonomische Variablen hinweg wurden zwölf Konsummuster bestimmt und die wichtigsten Ausgabentreiber bestimmt. Alle in der Untersuchung verwendeten Daten stammen von Euromonitor.
Das A.T. Kearney Global Consumer Institute ist ein weltweites Netzwerk von Fach- und Führungskräften. Das Institut kombiniert eigene und öffentliche Datenquellen mit lokalem Wissen, um Führungskräften in Branchen mit Konsumentenkontakt, die langfristiges Wachstum anstreben und den Wettbewerbsvorteil suchen, strategische und operative Einblicke zu gewähren.
Die Studie ist unter www.atkearney.ch verfügbar.
Über A.T. Kearney
A.T. Kearney zählt zu den weltweit führenden Unternehmensberatungen für das Top-Management und berät sowohl global tätige Konzerne als auch mittelgrosse Unternehmen und öffentliche Institutionen. Mit strategischer Weitsicht und operativer Umsetzungsstärke unterstützen wir unsere Klienten bei der Transformation ihres Geschäfts und ihrer Organisation. Im Mittelpunkt stehen die Themen Wachstum und Innovation, Technologie und Nachhaltigkeit sowie die Optimierung der Unternehmensperformance durch das Management von Komplexität in globalen Produktions- und Lieferketten.
A.T. Kearney wurde 1926 in Chicago gegründet. Die Aktivitäten in der Schweiz werden seit über 20 Jahren aus unserem Büro in Zürich geführt. Heute beschäftigt A.T. Kearney rund 2’700 Mitarbeiter in 54 Büros und 37 Ländern der Welt. Seit 2010 beraten wir unsere Klienten klimaneutral.
Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.ch.