Schweizweit so viele leere Wohnungen wie seit 20 Jahren nicht mehr
Zürich – Die Leerwohnungsziffer in der Schweiz hat sich laut Credit Suisse in den letzten neun Jahren mehr als verdoppelt. Die Mehrnachfrage dank der brummenden Wirtschaft dürfte nicht ausreichen, um auf dem Mietwohnungsmarkt die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schliessen. Die jüngste Zunahme mit über 8’000 leeren Wohnungen sei der stärkste Anstieg in den vergangenen 20 Jahre, so die Ökonomen der Grossbank.
Um die neue Wohnungsschwemme zu verbildlichen, greift die CS in dem am Donnerstag veröffentlichten Schweizer Immobilienmonitor zum 3. Quartal auf die Butterberge und Milchseen der 80er-Jahre zurück. Nur seien es diesmal Berge von leeren Wohnungen, so die Bank in ihrer Studie.
Der Leerwohnungsbestand hat laut CS einen neuen absoluten Höchststand von 72’294 Wohneinheiten erreicht. Die Mehrheit davon waren Mietwohnungen, womit im Mietwohnungssegment die schweizweite Leerwohnungsziffer auf 2,51 Prozent gestiegen sei.
Rationale Investoren
Und die Anzahl leerer Wohnungen dürfte laut CS im laufenden Jahr erneut um die Grösse einer kleinen Geisterstadt angewachsen. Im Gegensatz zur landwirtschaftlichen Überproduktion vor über 30 Jahren sei die Fehlentwicklung jedoch nicht auf Subventionen, sondern auf rein privatwirtschaftliches Handeln zurückzuführen.
Dass Investoren weiterhin ohne Unterlass noch mehr Mietwohnungen bauen, sei grundsätzlich rational, weil sie sich dadurch attraktive Nettorenditen sichern. Die steigenden Leerstände würden zwar die Mieterträge unter Druck setzen, vermöchten aber die Renditeperspektiven nicht wirklich einzutrüben, so das Fazit der CS.
Wohneigentum verteuert sich weiter
Die Preise von Wohneigentum steigen derweil weiter an, unterstützt von der kräftigen Konjunkturerholung und der sinkenden Arbeitslosigkeit. Zudem halte das nach wie vor sehr tiefe Zinsniveau die Finanzierungskosten niedrig, stellt die CS fest. Preisstützend wirke auch die kontinuierlich sinkende Zahl neu auf den Markt kommender Eigentumsobjekte, so dass sich das Preiswachstum im Rahmen von 2% bis 3% bewege. Der Preisanstieg dürfte in den kommenden Quartalen etwas an Dynamik verlieren.
Der konjunkturelle Aufschwung dürfte auch den deutlich volatileren Büroflächenmarkt unterstützen. Die derzeitige Trendwende dürfte dazu beitragen, zusätzliche Flächen zu absorbieren, die 2019/2020 auf den Markt kommen. Mit Ausnahme von Genf und Neuenburg setzten die Leerstände in den Innenstädten ihren Rückgang fort, so die CS-Experten. Allmählich in die die Aufmerksamkeit der Anleger und Investoren rückten zudem Logistikimmobilien. (awp/mc/pg)