Zürich – Ausserhalb der grossen Städte hat die Anzahl der Leerwohnungen weiter deutlich zugenommen. Für die ganze Schweiz dürfte sich die Leerwohnungsziffer von 1,3% im Vorjahr auf 1,4% per 1. Juni 2017 erhöhen, wie eine Hochrechnung der Credit Suisse ergab. Konkret rechnen die Ökonomen der Grossbank mit schweizweit zusätzlich 5’000 leerstehenden Wohnungen.
In den letzten 30 Jahren lag die Leerwohnungsziffer nur in der Periode 1996 bis 2000 noch höher. Der langjährige Mittelwert der Leerwohnungsziffer – die Anzahl leer stehender Wohnungen in Bezug zum Gesamtwohnbestand – liegt bei 1,04%, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht.
Rückgang der Nettozuwanderung
Die Zunahme der leerstehenden Wohnungen betreffe vor allem Mietwohnungen. Trotz des Baumbooms nach der Jahrtausendwende seien die Leerbestände erst ab 2014 beschleunigt gestiegen. Grund sei der Rückgang bei der Nettozuwanderung. «Eine Reaktion des Angebots auf die tiefere Nachfrage ist bisher ausgeblieben», wie die CS mitteilte.
Die Bautätigkeit wird angefeuert durch das Negativzinsumfeld. Wegen des daraus resultierenden Anlagenotstands seien Investoren bereit, höhere Risiken einzugehen. Die Renditen von Immobilienanlagen lägen klar über jenen von Anlagealternativen. Der Wohneigentumsmarkt dagegen sei weniger im Visier der institutionellen Anleger und reagiere auf die tiefere Nachfrage. Weil hier der Markt spielt, wird weniger gebaut. Deshalb liegt die Leerbestandsziffer bei Wohneigentum nur bei 0,55%, wie die CS aufgrund der ersten Resultate aus den Kantonen ausrechnete.
Grosse Zentren tendenziell unterversorgt
Für den gesamten Wohnmarkt erwartet die CS im laufenden Jahr eine weitere Zunahme der Leerbestände. Die hohe Bautätigkeit bei sinkender Zuwanderung sei Leerbeständen förderlich.
Trotz dieser Entwicklung blieben die fünf grossen Schweizer Zentren tendenziell unterversorgt. Ihre Leerwohungsziffer liegt laut CS bei lediglich 0,38%. Die Unterversorgung betreffe besonders Zürich und Lausanne. Ausserhalb der Zentren dagegen würden die Mieter an Marktmacht gewinnen. Der Druck auf die Mietpreise dürfte sich verstärken. (awp/mc/pg)