Selbstwertgefühl steigert sexuelles Wohlbefinden – und umgekehrt

UZH

Eine Studie, die auf einer repräsentativen Stichprobe von über 11’000 deutschen Erwachsenen basiert, liefert interessante Erkenntnisse zur Wechselwirkung von Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden. (Bild: zvg/ iStock.com/Napadon Srisawang)

Zürich – Eine Langzeitstudie der Universitäten Zürich und Utrecht konnte eine dynamische Wechselwirkung zwischen Selbstwertgefühl und sexueller Zufriedenheit bestätigen. Die Ergebnisse geben Impulse für Massnahmen zur Verbesserung des sexuellen Wohlbefindens.

Verschiedene Theorien gehen davon aus, dass Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl in der Regel auch befriedigendere sexuelle Beziehungen haben und dass sich beides gegenseitig beeinflusst. Bisher wurde jedoch wenig untersucht, wie sich diese Wechselwirkung im Laufe der Zeit entwickelt.

Eine neue Studie, die auf einer bundesweit repräsentativen Stichprobe von über 11’000 deutschen Erwachsenen basiert, liefert hierzu interessante Erkenntnisse. In dieser Studie wurde von Forschenden der Universitäten Zürich (UZH) und Utrecht Daten analysiert, die über einen Zeitraum von 12 Jahren erhoben wurden.

Langzeitbeobachtung belegt Wechselwirkung
«Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl neigen dazu, nicht nur häufiger sexuell aktiv zu sein, sondern auch eine grössere Zufriedenheit mit ihren sexuellen Erlebnissen zu empfinden», erklären die Autorinnen Elisa Weber und Wiebke Bleidorn vom Psychologischen Institut der UZH. Zudem zeigten sich signifikante Zusammenhänge über die Zeit: Veränderungen in der sexuellen Zufriedenheit führten zu Veränderungen im Selbstwertgefühl einer Person, und umgekehrt. Diese intraindividuellen Wechselwirkungen zeigen, dass sich Selbstwertgefühl und sexuelle Zufriedenheit gegenseitig beeinflussen können.

Die Erkenntnisse über die dynamische Wechselwirkung zwischen Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden werden durch Theorien gestützt, die den Selbstwert als eine Art soziales Messinstrument betrachten. Dieses Messinstrument gibt an, wie sehr wir uns in unseren Beziehungen zu anderen Menschen akzeptiert und wertgeschätzt fühlen.

Positive Erfahrungen in sozialen und intimen Beziehungen können das Selbstwertgefühl steigern, während negative Erfahrungen als eine Art Warnsignal für soziale Ablehnung interpretiert werden und sich langfristig in einem niedrigeren Selbstwertgefühl niederschlagen. Gleichzeitig sind Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl möglicherweise besser in der Lage, ihre Wünsche und Präferenzen gegenüber intimen PartnerInnen zu kommunizieren, was sich langfristig in einem höheren sexuellen Wohlbefinden niederschlägt.

Alter und Geschlecht spielen eine Rolle
Die Studie zeigte aber auch, dass die gefundenen Zusammenhänge nicht bei allen Menschen gleich stark ausgeprägt sind. Alter und Geschlecht spielen eine Rolle: Bei älteren Menschen und Frauen zeigte sich tendenziell eine stärkere Verbindung zwischen Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden als bei jüngeren Menschen und Männern. Interessanterweise scheint der Beziehungsstatus nicht relevant zu sein: Der Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden war bei Singles und Personen, die in einer Beziehung lebten, gleich stark ausgeprägt.

«Die Beantwortung dieser Fragen ist von immenser Bedeutung», ordnet Wiebke Bleidorn die Studie ein. «unsere Ergebnisse zeigen, dass das Selbstwertgefühl eine wichtige Rolle für unsere sexuelle Zufriedenheit spielt, insbesondere im Hinblick auf das sexuelle Wohlbefinden. Gleichzeitig können Veränderungen im sexuellen Wohlbefinden auch zu Veränderungen des Selbstwertgefühls führen. Die Ergebnisse dieser Studie tragen dazu bei, das komplexe Zusammenspiel von Selbstwertgefühl und sexueller Erfahrung besser zu verstehen und liefern wichtige Impulse für zukünftige Forschung auf diesem Gebiet», so die Autorin. (awp/mc/pg)

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