Sentivo: Rückzug von Caritas Care – Konsolidierung im Schweizer Care-Markt

Laut Caritas konnte das 2012 lancierte Angebot «Betreuung zuhause» nicht mehr kostendeckend geführt werden. (Foto: Nick Karvounis / Unsplash)

Winterthur – Mit der Caritas Schweiz stellt ein seriöser Anbieter die Dienstleistung für «Betreuung zuhause» ein. Laut Caritas konnte das 2012 lancierte Angebot nicht mehr kostendeckend geführt werden. Den Rückzug bedauert die Sentivo. Es wird zu einer weiteren Konsolidierung im Schweizer Markt führen.

«Wir bedauern, dass Caritas das wichtige Care-Angebot aufgibt. Sie waren einer der verlässlichen Partner für Sentivo. Wir konnten dort Aufträge weitervermitteln, die wir aufgrund der eigenen Kapazitäten nicht abdecken konnten», erklärt Hannes Ruh, Geschäftsführer von Sentivo, und fährt fort: «Caritas garantiert wie Sentivo faire Arbeitsbedingungen nach Schweizer Arbeitsrecht. Sie bieten Garantie dafür, dass die Betreuerinnen korrekt behandelt und die Pendel-Migrantinnen nicht ausgenutzt werden. Dies auf einem Markt, wo das alles andere als selbstverständlich ist.» Der Geschäftsführer von Sentivo ist überzeugt, dass faire Behandlung der Arbeitnehmerinnen ein immer wichtigerer Faktor auf diesem wachsenden Markt sein wird. Sentivo wurde 2011 in Winterthur gegründet und setzt sich mit zurzeit rund 120 Mitarbeiterinnen in der Deutschschweiz für die Möglichkeit ein, Senioren und hilfsbedürftige Personen in ihren vier Wänden zu betreuen. Das bedeutet Hilfe im Haushalt, beim Kochen, Waschen, Putzen, bei Arztbesuchen, Erledigungen und Gesprächen.

Gesucht: bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten
Um die älteren Angehörigen in den eigenen vier Wänden betreuen zu können, beschäftigen immer mehr Schweizer Haushalte Care-Migrantinnen aus Osteuropa. In der Schweiz, aber auch in den Nachbarländern Deutschland und Österreich stieg seit der Erweiterung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-8-Oststaaten die Nachfrage nach Betreuerinnen in Privathaushalten stark an. Hintergrund ist die Kostenfrage: In der Schweiz gilt die Betreuung von Angehörigen noch vorwiegend als Privatsache. Dementsprechend gibt es dafür wenig bis keine staatliche Unterstützung. Parallel dazu werden Spitäler und die Spitex zum Sparen angehalten. Die Aufgaben der Spitex werden immer stärker reglementiert, abgerechnet wird in Fünfminutentaxen. Da bleibt kaum Zeit für ein persönliches Gespräch oder für Handreichungen ausserhalb der definierten Aufgaben. Die Krankenkassen übernehmen lediglich rein pflegerische Leistungen. Haushaltsbezogene Dienstleistungen oder Betreuungsleistungen müssen selbst bezahlt werden. Darum suchen Angehörige oft verzweifelt nach bezahlbaren Betreuungsmöglichkeiten.

Bedarf in der Schweiz steigt
Die Bevölkerung in der Schweiz wird immer älter. Auf der anderen Seite wünschen sich immer mehr ältere Menschen, so lange wie möglich in der vertrauten Wohnumgebung zu leben. Dies auch wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind. Sie treffen auf Anbieter in einem wachsenden Markt: Zahlreiche Vermittlungsagenturen bewegen sich in einem Graubereich, was in vielen Fällen prekäre Arbeitsbedingungen zur Folge hat: geringe Entlöhnung, informelle Arbeitsverträge ohne Sozialversicherung, keine bezahlten Ferien, kein Anspruch auf Lohnfortzahlung bei Krankheit, wenig oder keine Schutzbestimmungen (etwa bei Unfall), geringe Arbeitsplatzsicherheit, ausgedehnte, höchst flexible Arbeitszeiten und einen Mangel an Privatsphäre. (Sentivo/mc/ps)

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