SGKB investment views: Bitcoin-Hype 2.0
Die Preiskurve des Bitcoins ähnelt dem Blick des Besuchers vor dem Eingang des Burj Khalifa in Dubai. Er schaut senkrecht in die Höhe und sieht das Ende irgendwo im Dunst des Himmels verschwinden. In den letzten 4 Tagen ist der Kurs des Bitcoins von 28’000 US-Dollar auf über 42’000 US-Dollar gestiegen. Anfang Oktober des letzten Jahres war das Preisschild noch bei 10’000 US-Dollar. Das hatten wir doch schon einmal.
Im November 2017 sah die Bitcoin-Kurve ähnlich aus, wenn auch auf tieferem Niveau. Der Kurs ist innert weniger Wochen von 5’000 US-Dollar auf 20’000 Dollar gestiegen, um dann fast genauso schnell wieder um 70% zu fallen. Damals wollten viele Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen, wie heute auch. Diesmal ist alles anders, sagen sie. Das Zahlungssystem PayPal will Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren und die Institutionellen Investoren wollen auch investieren. 146’000 US-Dollar pro Bitcoin liegen drin, sagt JP Morgan Chase.
Ob heute wirklich alles anders ist als 2017, wird sich weisen müssen. Die fundamentale Ausgangslage für den Bitcoin hat sich nicht verändert. Der materielle Wert ist immer noch der gleiche. Man kann den Bitcoin weder essen noch sich an seinem Anblick erfreuen und es gibt auch keine industrielle Verwendung für ihn. Er gibt keinen Zins und wenn sich der Preis nicht verändert, kostet er nur, nämlich die Kosten der Aufbewahrung bei der Bank oder die Kosten des auf Bitcoin lautenden Produkts. Der einzige Grund, Bitcoin zu kaufen, ist die Erwartung, dass ein anderer morgen mehr dafür bezahlt.
Bitcoin: Währung oder Anlageprodukt?
Dass man seine Online-Einkäufe mit PayPal über Bitcoin bezahlen kann, ergibt keinen Vorteil. Kein Online-Händler wird das Schwankungsrisiko des Bitcoins tragen. Er wird den eigentlichen Preis seines Produkts, den er in US-Dollar, Euro oder Franken dafür haben will, im Moment des Kaufs in Bitcoin umwandeln. Dazu wird er noch eine Risikoprämie draufschlagen, damit er wirklich den erwünschten Betrag in seiner Währung erhält. Das Zahlen mit Bitcoin ist immer ein Verlustgeschäft. Es ist besser, in der Währung des Händlers bezahlen.
Ob die Institutionellen Investoren effektiv im grossen Stil in Bitcoin investieren wollen, ist ebenfalls zu hinterfragen. Prominent in Szene gesetzt haben sich bisher ein paar Hedge Funds, die mit grösseren Beträgen Bitcoins kauften. Mit ihrer öffentlichen Ankündigung wollten sie in erster Linie andere Anleger zum Mitmachen animieren, was ihnen auch vorzüglich gelungen ist. Es ist kaum vorstellbar, dass die grossen Pensionskassen oder andere grossen Institutionelle Anleger substanziell in Bitcoins investieren werden.
Hohe Kursschwanungen
Trotz dem starken Kursanstieg der letzten Wochen beträgt die Marktkapitalisierung von Bitcoin nur 750 Mrd. US-Dollar. Das ist die Hälfte von Amazon oder ein Drittel von Apple. Zudem ist es nicht möglich, Beträge von mehreren Millionen in Bitcoin zu investieren, ohne den Kurs nach oben zu treiben oder zu verkaufen, ohne den Kurs einbrechen zu lassen. Nur mit einem Bruchteil des Vermögens dabei zu sein, bringt ihnen nicht mehr als ein bisschen Publicity, und das haben sie nicht nötig.
Der Hype für Bitcoin kann weitergehen, das ist absolut möglich. Sicher ist, dass die Kursschwankungen weiterhin sehr hoch bleiben und dass die Kursentwicklung unberechenbar bleibt. Als Teil einer Anlagestrategie, mit der ein Anleger seine finanziellen Ziele erreichen will oder muss, ist Bitcoin denkbar ungeeignet. Wer mit einem kleinen Teil seines Portfolios an der Spekulation beim Bitcoin mitmachen will, der kann das tun. Wie alle Spekulationen mit einem sehr grossen Risiko kann auch diese aufgehen und dem Investor einen sehr hohen Ertrag bescheren. Sie kann aber auch fehlschlagen und der Einsatz geht verloren. (SGKB/mc/pg)