St. Gallen – Wer am Devisenmarkt mit Leverage spekulieren will, für den drängt sich der Franken als Spielwiese auf. Der Handel im Franken ist liquide genug, um grössere Positionen aufbauen zu können. Er ist auf der anderen Seite aber auch nicht zu gross, so dass man den Kurs mit einer konzertierten Aktion noch in die gewünschte Richtung bewegen kann.
Von Thomas Stucki, CIO St.Galler Kantonalbank
Gemäss der letzten Währungsstatistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus dem Jahr 2022 hat der Franken einen Marktanteil von 5%. Das heisst, bei 5% des gehandelten Devisenvolumens ist einer der beiden Seiten der Franken. Der Marktanteil des US-Dollars beträgt 88%. Praktisch jedes grössere Devisengeschäft läuft über den Dollar. Der Anteil des Euros ist sieben Mal grösser als derjenige des Frankens. Den EUR/USD-Kurs bewegt man deshalb nicht mehr. Das gleiche gilt für den Yen und das britische Pfund. Andere Währungen wie die norwegische Krone oder die Schwedische Krone werden dagegen deutlich weniger gehandelt und sind für Spekulationen im grösseren Stil zu klein.
Dank den Futures-Börsen in den USA sind detaillierte Positionierungsdaten verschiedener Akteure zugänglich, unter anderem diejenigen der Leveraged Funds. Die Futures machen nur einen geringen Teil des Devisenmarktes aus. Dennoch geben die Daten einen guten Hinweis darauf, wie sich das schnelle Geld positioniert, insbesondere wenn die Positionen Extremwerte erreichen. Seit Ende Januar haben diese Fonds innert kurzer Zeit eine so grosse Shortposition auf den Franken aufgebaut wie seit 2022 nicht mehr. Begründet wird die Positionierung damit, dass die SNB keine Devisen mehr verkaufe, sich über den starken Franken besorgt äussere und diesen schwächen wolle. Im Vorfeld des Zinsentscheides der SNB wurde die Shortposition noch einmal verstärkt. Die Fonds wetteten auf eine Zinssenkung der SNB. Die SNB hat geliefert und prompt wurde der Franken zum US-Dollar noch einmal schwächer.
Kurzfristige Spekulationen
Wenn die aktuelle Schwäche des Frankens ausläuft und die Shortpositionen keinen Gewinn mehr abwerfen oder gar Verluste einfahren, dreht sich das Ganze jedoch relativ schnell. So geschehen im letzten Dezember. Die Leveraged Funds drehten ihre Positionierung in Richtung starker Franken, als im vierten Quartal der Franken zum US-Dollar an Wert zulegte. Bis zum Jahresende wurde der Franken danach 9% teurer und das innert drei Monaten. Seit den Äusserungen der SNB und Berichten über mögliche Interventionen hat der Franken 7% verloren, ebenfalls innert drei Monaten.
Ungebrochener Trend
Kurzfristige Spekulationen gehören zum Devisenmarkt dazu und werden immer ein Teil davon sein. Die daraus resultierenden Kursbewegungen überlagern den fundamentalen Trend. Dieser zeigt beim Franken nach oben, da der Vorteil der tieferen Inflation in der Schweiz über eine Aufwertung des Frankens ausgeglichen wird. Sich langfristig dagegen zu wehren, ist aufwendig und mit Kosten in Form von zu tiefen Zinsen oder regelmässig notwendigen Interventionen am Devisenmarkt verbunden. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer zu Extrempositionen zu ermuntern, sollte jedoch vermieden werden. Für die Unternehmen in der Schweiz ist es nicht einfach, mit einem latent starken Franken umzugehen. Noch schwieriger wird es, wenn die Kursausschläge des Frankens so gross sind wie in den letzten Monaten. Entsprechend vorsichtig sollten Meinungsmacher wie die SNB in ihren Aussagen und Handlungen sein. (SGKB/mc/ps)