SGKB Investment views: Die SNB ist kein Währungsmanipulator

SGKB Investment views: Die SNB ist kein Währungsmanipulator
Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Im Januar haben die USA die Schweiz auf ihre Liste der potentiellen Währungsmanipulatoren gesetzt. Die Schweiz erfüllt aufgrund der höheren Pharmaexporte und dem dadurch auf über 20 Mrd. US-Dollar gestiegenen Überschuss im Handel mit den USA neu zwei der drei von den Amerikanern definierten Kriterien. Regelmässig erfüllt die Schweiz das erste Kriterium eines Leistungsbilanzüberschusses von mehr als 2% des BIP. Einzig die Deviseninterventionen der SNB sind 2019 geringer ausgefallen als die von den USA akzeptierte Grenze von 2% des BIP. Was bei einer Einstufung als Währungsmanipulator geschieht, ist nicht klar. Die Gefahr von wirtschaftlichen Sanktionen durch die USA wäre in einem solchen Fall aber erhöht.

Nach dem Entscheid der USA ist der Franken stärker geworden. Die Deviseninvestoren zogen den Schluss, dass die SNB nun nicht mehr zu Lasten des Frankens eingreifen kann. Ich bezweifle diese Schlussfolgerung. Die SNB wird ihre Politik der punktuellen Interventionen im Devisenmarkt nicht aufgeben und bei Bedarf weiterhin eingreifen. Es ist für die SNB jedoch nicht mehr möglich, einen fixen Mindestkurs wie die damaligen 1.20 zum Euro festzulegen und zu verteidigen. Aber das war sowieso nur eine Massnahme für den Extremfall wie während der Eurokrise im Sommer 2011, als der EUR/CHF-Wechselkurs innert weniger Wochen von 1.23 auf 1.03 fiel.

Keine systematische Abschwächung
Die SNB wird keine Kampagne zur systematischen Abschwächung des Frankens um mehrere Prozent betreiben. Den Franken dauerhaft zu schwächen, wäre schwierig und mit einer zusätzlichen massiven Aufblähung der Devisenreserven verbunden. Vielmehr geht es darum, die durch die tieferen Schweizer Inflationsraten im Vergleich zum Ausland ökonomisch begründete Aufwertungstendenz des Frankens zu steuern. Dazu muss die SNB nicht bestimmte Niveaus bei den Wechselkursen mit aller Kraft halten. Sie wird weiter mit gezielten Interventionen versuchen, Aufwertungsspekulationen und damit verbundene raschen Aufwertungen des Frankens frühzeitig zu stoppen. Es muss mit einem Risiko verbunden sein, auf den Franken und gegen die SNB zu spekulieren.

Franken neigt zur Stärke
Der Franken wird auch in Zukunft stärker werden, sowohl gegenüber dem Dollar als auch gegenüber dem Euro. Wenn zum latenten Aufwertungsdruck noch hausgemachte Probleme bei der Fremdwährung hinzukommen, wie dies momentan wieder beim Euro der Fall ist, kann die kurzfristige Wechselkursbewegung auch einmal stärker ausfallen. Die SNB wird diese zulassen, solange sie keine Eigendynamik erhält und sich der Euro auch gegenüber den anderen Währungen abwertet. Im anderen Fall wird die SNB nicht zögern, mit Interventionen am Devisenmarkt steuernd einzugreifen. Diese Politik hat die SNB seit der Aufhebung des Euromindestkurses vor fünf Jahren erfolgreich betrieben und es gibt für sie keinen Grund, daran etwas zu ändern. (SGKB/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar