SGKB Investment views: Die SNB steht vor neuen Problemen und neuen Chancen

SGKB Investment views: Die SNB steht vor neuen Problemen und neuen Chancen
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Am Donnerstag wird die Nationalbank das Ergebnis ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung präsentieren. Diesmal wird das Dokument nicht mehr mehrheitlich vom Vorquartal kopiert werden können. Die Inflationsrate ist auch in der Schweiz gestiegen und hat im Februar mit 2.2% die Obergrenze des von der SNB festgelegten Bandes für die Preisstabilität von 0% bis 2% überschritten. Letztmals war dies 2008 der Fall, als die Inflationsrate im Zuge der Verteuerung des Erdölpreises auf 150 US-Dollar pro Fass bis auf 3.1% gestiegen war. In den letzten Jahren musste die SNB dagegen mehr mit deflationären statt mit inflationären Tendenzen kämpfen. An den Zinsen wird die SNB diese Woche nicht schrauben. Interessant wird aber die Inflationsprognose sein. In der Lagebeurteilung vom Dezember sah die SNB das Top der Inflation bei 1.4%, bevor sie bis Ende 2022 wieder auf 0.7% sinkt. Wichtig wird sein, wo die SNB unter der Annahme eines unveränderten Leitzinses die Inflationsrate im nächsten Jahr sieht. Das dürfte die stärksten Hinweise auf die geplante zukünftige Zinspolitik der SNB geben.

Obwohl der Inflationsdruck auch in der Schweiz steigt, sind die Rahmenbedingungen für die SNB nicht schlecht. Der Druck, rasch etwas zu ändern, ist nicht gross. Die Inflationsrate ist im Vergleich zu den umliegenden Ländern oder zu den USA tief. Dadurch verbessern sich die Rahmenbedingungen für die Exporteure. Die Löhne in den USA steigen deutlich stärker und auch in der Eurozone werden die Lohnforderungen und wahrscheinlich auch die Lohnveränderungen deutlich höher sein als in der Schweiz. Die SNB hat dadurch die Möglichkeit, den Franken den Marktkräften zu überlassen und eine gewisse Aufwertung zuzulassen. Das gibt ihr mehr Spielraum für eine eigenständige Zinspolitik und vermindert die Abhängigkeit von der EZB.

Zinstrend nach oben
Entgegen kommt der SNB auch, dass sich das globale Zinsumfeld verändert hat. Der Weg der Zinsen zeigt nach oben. Die Bank of England hat seit dem letzten Dezember bereits drei Zinserhöhungen auf 0.75% vorgenommen. Die Fed hat letzte Woche den Startschuss gegeben und will in diesem Jahr sechs weitere Zinserhöhungen von insgesamt 1.50% nachschieben. Die Kapitalmarktzinsen sind auch in der Schweiz in Erwartung einer Änderung der Zinspolitik der SNB bereits deutlich gestiegen. Der zweijährige Swapzins, einer der genauesten Indikatoren für die Erwartung des Marktes, ist von -0.65% auf -0.20% gestiegen und widerspielgelt damit die Erwartung, dass die bereits sieben Jahre dauernde Negativzinsphase im nächsten Jahr zu Ende geht.

Ende der Negativzinsen am Horizont
Die SNB hat jedoch keinen Grund, überhastet die Zinsen anzuheben. Der Inflationsdruck ist in der Schweiz immer noch gering, auch dank der Stärke des Frankens. Die SNB befindet sich diesbezüglich in einer deutlich komfortableren Lage als die EZB. Sie kann abwarten, bis die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf die Schweizer Wirtschaft besser eingeschätzt werden können. Ich gehe deshalb davon aus, dass die SNB in diesem Jahr ihren Leitzins noch nicht anheben wird und mit einem ersten Zinsschritt bis in den nächsten März zuwartet. Das Ende der Negativzinsen taucht aber auch bei uns langsam, aber doch immer klarer, am Horizont auf. (SGKB/mc/ps)

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