St. Gallen – Die Anleger schauen gebannt auf die Aktienindizes. Tagesverluste von 3% und mehr lösen neue Ängste aus. Tagesgewinne von 3% und mehr lassen die Hoffnung aufkeimen, das Schlimmste an den Börsen wäre vorbei. Unterdessen steigen die Verluste in einem Bereich, der nicht in den Schlagzeilen steht: Die Hochzinswährungen und die Währungen der Schwellenländer haben gegenüber dem Franken seit Mitte Februar deutlich an Wert der verloren. Der Australische Dollar sank um 15%, die durch den Zerfall des Ölpreises tangierte Norwegische Krone gar 19%. Besser hielt sich der Kanadische Dollar, der 8% an Wert einbüsste. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Währungen der Emerging Markets. Während sich der Singapur Dollar mit einem Minus von 7% noch halten kann, verlieren die Türkische Lira 13%, die Indonesische Rupie 19% und der Südafrikanische Rand 23%.
Dies zeigt einmal mehr, dass die die zusätzliche Rendite von Obligationen aus den Hochzinsländern mit einem grossen Währungsrisiko erkauft wird. Die Rendite einer 10-jährigen australischen Anleihe ist rund 1.2% höher als diejenige einer vergleichbaren Franken-Obligation. Bei norwegischen Obligationen ist die Mehrrendite nur unwesentlich höher. Der gesamte Mehrertrag über die 10-jährige Laufzeit der Obligation ist in den letzten sechs Wochen durch den Währungsverlust mehr als weggefressen worden.
Kaum reversible Währungsverluste
Natürlich ist das ein Momentaufnahme und es besteht die Möglichkeit, dass sich der Australische Dollar oder die Norwegische Krone nach dem Ende der CoronaKrise wieder erholt. Die Erfahrung zeigt aber, dass Verluste bei den schwachen Währungen mehrheitlich Bestand haben. Ein Hoffnungsschimmer für die Halter von Australischen Obligationen bleibt: Nach der Finanzkrise 2008 hat der Australische Dollar zwischen 2009 und 2011 zu einem starken Rallye angesetzt. Für andere Hochzinswährungen wie die Norwegische Krone galt dies aber nicht.
Noch grösser ist das Währungsrisiko bei den weitherum beliebten Emerging Market Bonds. Zwar gibt es auch Anleihen in Dollar oder Euro, den sogenannten «Hard Currencies». Die Mehrrendite hält sich bei diesem Segment aber in Grenzen. Zudem geraten die Firmen aus den Emerging Markets, die ihr Geld in Dollar oder Euro aufnehmen, in wirtschaftlich schwächeren Zeiten schnell in Schwierigkeiten, weil die Schulden in Hartwährungen durch die Abwertung der eigenen Währung, in welcher normalerweise die Erträge anfallen, nicht mehr tragbar sind. Dieses Problem vermindert sich, wenn die Anleihen in den Lokalwährungen aufgenommen werden. Der Halter von Emerging Market Bonds in «Local Currencies» tauscht das geringere Kreditrisiko aber lediglich durch ein noch grösseres Währungsrisiko aus. Dafür wird er zwar mit einer höheren Rendite in Lokalwährung entschädigt, in Franken gerechnet zahlt sich das auf Dauer selten aus.
Chancen bei Schwellenländer-Aktien
Im aktuellen Tiefzinsumfeld mit den Negativrenditen von Franken-Obligationen sind die höheren Renditen von Anleihen aus den Hochzinsländern wie Australien und Norwegen oder aus den Emerging Markets verlockend. Das damit verbundene Währungsrisiko ist aber gross, oft zu gross. Die Währungsabsicherung lohnt sich nicht, da sie die versprochene Mehrrendite mehr als kompensiert oder wie in vielen Schwellenländern gar nicht möglich ist.
Besser sieht das Verhältnis bei den Aktien aus den Emerging Markets aus. Das Währungsrisiko ist genauso gross wie bei den Obligationen. In Krisenzeiten verlieren die Aktien der Schwellenländer zudem überdurchschnittlich viel an Wert, weil das Kapital aus diesen Ländern abfliesst. Im Gegensatz zu den beschränkten Mehrrenditen bei den Obligationen partizipiert der Halter der Aktien jedoch am Erfolg der Unternehmen. Zudem erhöht die Abwertung der Währung die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Firmen aus den Schwellenländern. (SGKB/mc/ps)