SGKB investment views: Macht Janet Yellen doch weiter?

Thomas Stucki

Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Anfang Februar 2018 endet die Amtszeit von Janet Yellen als Präsidentin der Fed. Während der Wahlkampagne hatte Donald Trump keinen Zweifel daran gelassen, dass er Janet Yellen so schnell wie möglich ersetzen will. Mittlerweile ist es in dieser für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft so wichtigen Frage ruhig geworden. Je länger Donald Trump mit der Ernennung eines neuen Fed-Chairman zuwartet, desto nervöser werden die Finanzmärkte werden.

Trump kann die Zusammensetzung der Fed neu bestimmen. Drei der sieben Sitze im Board of Governors werden Ende April unbesetzt sein. Dazu kommt die Nomination des Präsidenten ab 2018. Der Einfluss, wenn auch nur indirekt, von Donald Trump auf die zukünftige Geldpolitik der USA ist somit gross. In welche Richtung es gehen wird, ist offen.

Wahl der neuen Fed Präsidentin oder des neuen Fed Präsidenten zentral
Obwohl der Chairman im geldpolitischen Entscheidgremium nur eine von zwölf Stimmen hat, bestimmt er die Richtung der Geldpolitik. Er muss in der Lage sein, dass Gremium zu führen und wenn möglich zu einer Konsensmeinung zu bringen. Entsprechend qualifiziert muss die zu nominierende Person sein. Dabei stellen sich ein paar Fragen: Nimmt man jemand von aussen oder jemanden, der die Fed und ihre Abläufe kennt? Nimmt man jemanden mit einem akademischen Hintergrund oder eine Person von der Wall Street? Steht die Person eher für eine vorsichtige oder eine aggressive Geldpolitik?

In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrheitlich Leute aus der Fed als Präsident nominiert. Einzig Alan Greenspan hatte keine Fed-Vergangenheit. Er hatte aber bereits wirtschaftspolitische Positionen in der Regierung inne und war allgemein als fähige Person anerkannt. Als Kandidat mit Fed-Erfahrung wird häufig Jerome Powell erwähnt, der heute bereits Mitglied des Board of Governors ist.

Wofür die nächste Fed-Präsidentin steht
Eine mit den wirtschaftspolitischen Abläufen nicht vertraute Person wäre für die Märkte ein grösseres Risiko. Trumps Vorliebe, Aussenseiter und unerfahrene Personen in wichtige Ämter zu hieven, ist jedoch bekannt. Deshalb fällt oft der Name von John Taylor als möglicher Yellen-Nachfolger. Er ist der Begründer der Taylor-Regel für die Bestimmung des geldpolitisch «richtigen» Zinssatzes. Er ist bekannt dafür, dass er die Zinsen aktuell für viel zu tief hält. Taylor würde zudem den Wünschen der Republikaner nach einer regelbasierten Geldpolitik entsprechen. Für Trump besteht aber das Risiko, dass die Fed die Zinsen unter Taylor rasch anhebt und damit die Wirtschaft bremst. Trump braucht jedoch eine boomende Wirtschaft und viele neue Jobs.

Unberechenbarkeit und Wendungen sind bisher das Markenzeichen der neuen Regierung. Es würde deshalb nicht überraschen, wenn Trump jemanden Unbekannten als Fed-Chairman aus dem Hut zaubert oder am Ende doch Janet Yellen mit einer weiteren Amtszeit betrauen würde. Yellen hat gezeigt, dass sie bei der Gestaltung der Zinspolitik nicht nur auf die Inflation, sondern auch auf eine möglichst tiefe Ar-beitslosenrate abzielt, was Trump entgegenkommt. Für die US-Wirtschaft und die Finanzmärkte wäre eine Bestätigung von Yellen als Fed-Präsidentin eine gute Meldung. (SGKB/mc/pg)

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 6,0 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

St. Galler Kantonalbank AG
Die St.Galler Kantonalbank wurde 1868 gegründet und ist seit 2001 an der Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Der Kanton St. Gallen hält als Mehrheitsaktionär 54.8% des Aktienkapitals. Als Universalbank bietet sie den Kunden in ihrem Heimmarkt die gesamte Palette von Finanzdienstleistungen an. In Zürich ist sie mit einer auf Vermögensverwaltung spezialisierten Niederlassung präsent. Mit ihrer umfassenden Dienstleistungspalette betreut sie Privatkunden in der Deutschschweiz in allen Fragen der privaten Vermögensplanung und Vermögensverwaltung. Am 31. Dezember 2016 beschäftigte die St.Galler Kantonalbank Gruppe insgesamt 1227 Mitarbeitende und verwaltete Kundenvermögen von CHF 38.3 Milliarden. Das Stammhaus besitzt Staatsgarantie und das Aa1-Rating von Moody’s.

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