Die stetig zunehmende Gefahr eines militärischen Konflikts in Osteuropa macht die Anlegerinnen und Anleger nervös. Die Folgen eines möglichen russischen Überfalls auf die Ukraine und der anschliessenden Sanktionen des Westens gegen Russland sind schwer abzuschätzen. Die Unruhe an den Aktienmärkten ist entsprechend hoch und kurze, aber starke Kurseinbrüche kommen häufig vor.
von Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank
Erholungsversuche werden immer wieder durch neue Drohungen und Warnungen im Keim erstickt. Stimmungsindikatoren wie die Volatilitätsindizes zeigen keine unmittelbare Krise an den Börsen an, aber deutliche überdurchschnittliche Sorgen. Das zeigt sich auch bei den Unternehmensanleihen. Die Prämien für das Kreditrisiko schwächerer Schuldner sind deutlich angestiegen. Gefragt ist hingegen wieder der Schutz der sicheren Häfen. Dabei will man keine neuen Experimente eingehen, sondern sucht das Altbewährte.
Ein sicherer Wert sind Staatsanleihen wie die US-Treasuries, die deutschen Bundesanleihen oder die Obligationen der Eidgenossenschaft. Der Anstieg ihrer Renditen aus Angst vor der Inflation und vor einer restriktiveren Geldpolitik der Zentralbanken wurde gestoppt. Die Zahlungssicherheit der jeweiligen Finanzministerien wiegt offenbar schwerer, weshalb die Käufer wieder Schlange stehen. Als Stabilisator im Portfolio und als Gegenpol zu den riskanteren Renditetreibern wie die Aktien erfüllen die Obligationen qualitativ guter Emittenten einmal mehr ihre Funktion.
Und immer wieder der Franken…
Auf der Suche nach Sicherheit ist der Griff nach dem Franken nicht weit. Der Franken hat einen Teil seines Verlustes gegenüber dem Euro nach der Ankündigung der EZB, ihre Zinspolitik nun doch zu überdenken, wieder aufgeholt. Der Franken ist auch gegenüber dem US-Dollar stärker geworden, obwohl sich der Greenback in kritischen Situationen üblicherweise ebenfalls gut hält. Stärker geworden ist mit dem Yen auch die zweite Safe Haven-Währung, wobei ökonomisch immer noch nicht ganz klar ist, warum das hochverschuldete und seit Jahrzehnten wirtschaftlich angeknackste Japan ein Hort der Sicherheit sein soll. Auf den Franken ist aber in kritischen Zeiten Verlass, weshalb ein Anteil Franken im Portfolio auch für ausländische Investoren keine schlechte Idee ist.
… und das Gold
Als unangefochtener Sicherheitskönig hat sich in den letzten Tagen das Gold erwiesen. Die Aura des gelben Metalls ist ungebrochen. Die Goldfonds erlebten die stärksten Zuflüsse seit dem Frühjahr des letzten Jahres. Der Goldpreis hat um mehr als 5% zugelegt. Gold bringt keinen Ertrag und in ruhigen Zeiten wird man mit Gold nicht reich. Aber was für den Franken gilt, gilt auch für das Gold. Wenn man es braucht, um die Verluste auf anderen Anlagen wie den Aktien auszugleichen oder zumindest abzufedern, ist das Gold zur Stelle. Ein Anteil an Gold im Portfolio macht aus Sicherheitsgründen Sinn. (SGKB/mc/pg)