SGKB Investment views: Präsident Biden will viel Geld ausgeben

SGKB Investment views: Präsident Biden will viel Geld ausgeben
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Präsident Biden hat im Wahlkampf und in den ersten Tagen seiner Amtszeit klar gesagt, wie er die US-Wirtschaft in den nächsten vier Jahren wieder auf Vordermann bringen will. Neben der Erhöhung des Mindestlohnes auf 15 US-Dollar pro Stunde will er über verschiedene Ausgabenprogramme viel Geld ausgeben. Bereits in den nächsten Tagen will er ein neues Corona-Überbrückungsprogramm von 1’900 Mrd. US-Dollar in den Kongress bringen. Die Zahl ist so gross, dass sie nur schwer fassbar ist. Zum Vergleich: Vor der Corona-Krise lagen die jährlichen Gesamtausgaben des US-Treasury inklusive Sozialversicherungen und Militär bei 4’500 Mrd. USDollar. Zudem hat Präsident Biden schon im Wahlkampf angekündigt, dass er über die nächsten Jahre mit 700 Mrd. US-Dollar die Infrastruktur in den USA erneuern will und 2’000 Mrd. US-Dollar für die Förderung erneuerbarer Energien aufwenden will. Ob diese Programme in voller Höhe umgesetzt werden können, ist jedoch fraglich.

Unterstützt wird Biden von der Finanzministerin Janet Yellen, welche bei der Anhörung vor dem Senat im Rahmen ihres Bestätigungsprozesses klar zum Ausdruck gebracht hat, dass jetzt nicht die Zeit sei, sparsam zu sein. Man wolle nicht den Fehler der Finanzkrise wiederholen, als Präsident Obama aus Angst vor zu hohen Defiziten und aus Rücksicht auf die Republikaner mit den Ausgaben zu zögerlich war. In der Folge erholte sich die US-Wirtschaft nur schleppend. So grosse Programme wie von Präsident Biden angedacht, können der US-Wirtschaft starke Impulse geben und auch einiges an privaten Investitionen auslösen. Sie müssen aber auch finanziert werden.

Steigende Schuldenlast
Aus den laufenden Einnahmen können sie nicht gedeckt werden. Die Steuereinnahmen werden angesichts der aktuellen Rezession eh schon spärlicher fliessen als in den vergangenen Jahren. Somit bleiben nur noch Steuererhöhungen oder die Aufnahme zusätzlicher Gelder und damit die Erhöhung der Schulden. Dass Biden die Steuersenkung von Trump zumindest teilweise rückgängig machen und den Steuersatz für die hohen Einkommen wieder erhöhen will, ist bekannt. Eine Vorlage für höhere Steuern dürfte es im Senat aber schwer haben. Neben den Republikanern dürften auch einige Demokratische Senatoren, die in zwei Jahren zur Wiederwahl stehen und aus Staaten mit einem starken republikanischen Anteil an der Bevölkerung stammen, dagegen sein. Zudem benötigt ein Gesetz zur Erhöhung der Steuern Zeit, die Biden nicht hat.

Somit werden die Schulden des US-Treasury munter weiter steigen. Zu den bisherigen 27’700 Mrd. US-Dollar an Ausständen werden in den nächsten Monaten noch einige hinzukommen. Das US-Treasury wird in diesem Jahr für mehr als 2’000 Mrd. US-Dollar zusätzliche Staatsanleihen Käufer finden müssen. Hinzu kommt die Refinanzierung von rund 2’000 Mrd. US-Dollar an Staatsanleihen, die 2021 verfallen werden. Nicht zu vergessen sind die kurzfristigen US-Treasury Bills mit Laufzeiten zwischen einem und zwölf Monaten im Umfang von 4’500 Mrd. US-Dollar, die laufend erneuert werden müssen. Dem US-Finanzministerium wird die Arbeit nicht ausgehen.

Kaum Einfluss auf US-Zinsen
Dennoch werden die Amerikaner keine Probleme haben, genügend Käufer zu finden. Einen grossen Teil der Emissionen wird die Fed übernehmen. Die Fed besitzt bereits 16% der ausstehenden Treasury-Papiere und ist damit der weitaus grösste Gläubiger der USA. Die ausländischen Zentralbanken werden zumindest auf der Refinanzierungsseite auch zuverlässige Kunden bleiben. Die grossen Investment Banken, die grossen Pensionskassen und Endowment Funds sowie die Hedge Funds werden auch mit von der Partie sein. Für sie sind US-Treasuries ein sicheres Investment, welches sie als Sicherheiten für ihre Derivatgeschäfte benötigen. Die zusätzlichen Schulden werden in diesem Jahr daher nicht zu deutlich höheren US-Zinsen führen. Auf Dauer funktioniert das System mit der stetigen Ausweitung der Schulden aber nicht. (SGKB/mc/ps)

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