SGKB investment views: Schwacher Dollar hilft Amerikanern nur kurzfristig
St. Gallen – Der US-Dollar hat sich zum Franken bei 93 Rappen stabilisieren können, nachdem er Ende Januar wie ein Stein um fast 5% gefallen ist. Auslöser war eine Aussage des amerikanischen Finanzministers Steven Mnuchin in Davos, dass ein schwacher Dollar der amerikanischen Wirtschaft helfe. Dass sich Mnuchin gleichzeitig widersprach, indem er die Stärke des Dollars als Zeichen einer starken US-Wirtschaft lobte, spielte für den Devisenmarkt keine Rolle. Der Schaden für die Dollar-Investoren war angerichtet. Die Amerikaner, die gerne andere Länder wie China, aber auch die Schweiz, als Währungsmanipulatoren bezichtigen, mussten sich die Kritik einer mutwilligen Abwertung des Dollars gefallen lassen.
Die Abwertung der eigenen Währung hilft der heimischen Exportindustrie, das ist unbestritten. Allerdings nimmt dieser Effekt mit der Zeit ab, da die schwache Währung in der Regel mit einer höheren importierten Inflation erkauft werden muss. Die Kostenvorteile werden dadurch wieder kompensiert. Deshalb macht es nur in einer wirtschaftlichen Baisse Sinn, bewusst die eigene Währung zu schwächen. Die US-Wirtschaft befindet sich aber nicht in einer Baisse und die Unternehmen benötigen diesen zusätzlichen Stimulus nicht. Zudem ist der Einfluss der Währung bei einer Volkswirtschaft mit einem dominierenden Binnenmarkt, wie es die USA sind, beschränkt.
Ist ein schwacher Dollar nützlich?
Für die Amerikaner ist ein über eine längere Zeit schwacher Dollar gar kontraproduktiv. Sie sind darauf angewiesen, dass Investoren aus dem Ausland ihr Leistungsbilanzdefizit und vor allem ihr Budgetdefizit finanzieren. Das Leistungsbilanzdefizit betrug 2017 deutlich mehr als 400 Mrd. Dollar. Trotz den Drohungen von Präsident Trump an Länder mit einem grossen Überschuss im Handel mit den USA nimmt das Ungleichgewicht zu Lasten der USA nicht ab.
Beim Budgetdefizit sieht es gar noch schlimmer aus. 2017 gab der US-Haushalt 665 Mrd. Dollar mehr aus als er eingenommen hat. In den nächsten Jahren wird sich die Finanzlage des amerikanischen Finanzhaushaltes durch die Steuersenkungen für Unternehmen und die Mehrausgaben für das Militär drastisch weiter verschlechtern. Zu all dem kommt noch hinzu, dass durch den Bilanzabbau der Fed jährlich 600 Mrd. an amerikanischen Staats- und Hypothekenanleihen neue Abnehmer finden müssen.
Wer stopft die Löcher?
Ein Teil des Budgetdefizits und des Bilanzabbaus der Fed wird durch US-Investoren gedeckt werden, beispielsweise durch die Rückführung von Geldern amerikanischer Firmen. Ein grosser Teil der Defizite wird aber auch in Zukunft durch das Ausland finanziert werden müssen. Mittel- und langfristig werden die ausländischen Investoren ihr Geld jedoch nur in den USA anlegen, wenn die Gefahr grösserer Währungsverluste nicht zu gross ist. Ansonsten steigt für sie das Risiko und sie verlangen deutlich höhere Zinsen. Höhere Zinsen sind für eine traditionell bei den Privatpersonen, den Firmen und beim Staat hoch verschuldete Wirtschaft eine grosse Belastung. Eine Abschwächung der Konjunktur bis hin zu einer Rezession ist die Folge. Es kann deshalb nicht im Interesse der Amerikaner sein, dass der Dollar regelmässig an Wert verliert.
Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kunden-mandaten und Anlagefonds im Umfang von 6,0 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.
St. Galler Kantonalbank AG
Die St.Galler Kantonalbank wurde 1868 gegründet und ist seit 2001 an der Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Der Kanton St. Gallen hält als Mehrheitsaktionär 54.8% des Aktienkapitals. Als Universalbank bietet sie den Kunden in ihrem Heimmarkt die gesamte Palette von Finanzdienstleistungen an. In Zürich ist sie mit einer auf Vermögensverwaltung spezialisierten Niederlassung präsent. Mit ihrer umfassenden Dienstleistungspalette betreut sie Privatkunden in der Deutschschweiz in allen Fragen der privaten Vermögensplanung und Vermögensverwaltung. Am 31. Dezember 2016 beschäftigte die St.Galler Kantonal-bank Gruppe insgesamt 1227 Mitarbeitende und verwaltete Kundenvermögen von CHF 38.3 Milliarden. Das Stammhaus besitzt Staatsgarantie und das Aa1-Rating von Moody’s.