Im Zuge der Corona-Krise ist die Verschuldung in vielen Ländern angestiegen. Einerseits sind die Staatsausgaben wegen Unterstützungsmassnahmen und Konjunkturpaketen gestiegen, andererseits sind die Steuereinnahmen gesunken. Die Staatsverschuldung wird häufig im Verhältnis zum BIP gemessen. Da in Zeiten von Wirtschaftskrisen das BIP normalerweise zurückgeht, während die Schulden steigen, führen Wirtschaftskrisen üblicherweise zu einem Anstieg der Schuldenquote. Dies war während der Finanzkrise und der Eurokrise der Fall und konnte auch jetzt während der Corona-Krise beobachtet werden.
Die Staaten haben in der Corona-Krise der Wirtschaft mit diversen Unterstützungsangeboten unter die Arme gegriffen. Nicht alle diese Massnahmen führen jedoch unmittelbar zur Erhöhung der Schuldenquote. Die Unterstützungsmassnahmen lassen sich in drei Kategorien einteilen. Als erste Kategorie gibt es Zuschüsse, welche nicht zurückbezahlt werden müssen. Dazu gehören unter anderem Arbeitslosen- und Kurzarbeitsentschädigungen aber auch à-fonds-perdu Beiträge und Steuersenkungen. Diese führen entweder zu einem Anstieg der Staatsausgaben oder zu einem Einnahmenrückgang, wodurch es zu einem Anstieg der Staatsschulden kommt. Als zweite Kategorie gibt es Kredite, welche innert einer bestimmten Frist zurückbezahlt werden müssen. Bei der Vergabe von Krediten steigen die Schulden nur kurzfristig an. Langfristig wird ein Grossteil der Kredite zurückbezahlt und damit sinken auch die Staatsschulden wieder. In diese Kategorie gehören beispielsweise Steueraufschübe oder Darlehen an Unternehmen.
Die dritte Kategorie stellen die Bürgschaften dar. In diesem Fall muss der Staat erst Geld in die Hand nehmen, wenn ein Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Damit haben Bürgschaften vorerst keinen Einfluss auf die Staatsschulden.
Was bedeuten die Schulden für die Zukunft?
Schulden können nicht per se als gut oder schlecht klassifiziert werden. Der Aufbau von Schulden in Krisenzeiten ist, solange die Anleger und Anlegerinnen die Zahlungsfähigkeit des Staates nicht in Frage stellen, in der Regel positiv für die zukünftige Entwicklung eines Landes. Dies lässt sich gut anhand der Corona-Pandemie illustrieren. Würden Staaten die Wirtschaft aktuell nicht unterstützen, käme es zu vielen Konkursen und Arbeitslosen. Werden die Einschränkungen für die Wirtschaft gelockert, könnten die insolventen Betriebe und die entlassenen Mitarbeitenden ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen, weil in der Krise die Infrastruktur verloren gegangen wäre. Dies würde sich auch in zukünftig tieferen Konsumausgaben und Investitionen widerspiegeln und den Erholungsprozess der gesamten Wirtschaft deutlich verlangsamen. Zudem würde es über einen längeren Zeitraum zu tieferen Staatseinahmen und höheren Staatsausgaben führen, was die Schulden ebenfalls in die Höhe treiben würde.
Zukünftiger Umgang mit Schulden entscheidend
Staaten können und müssen daher Schulden nicht in jeder Situation vermeiden. Schulden in Krisenzeiten können im Sinne einer Investition in die Zukunft auch positiv bewertet werden. Aktuell sind die Schulden weder für die USA noch für die EU oder die Schweiz ein akutes Problem. Denn diese Länder können sich ohne Probleme an den Finanzmärkten refinanzieren. Entscheidend ist, dass die Schulden nach der Krise wieder reduziert werden. Dabei hilft schon allein ein wieder tieferes Budgetdefizit in Kombination mit einem positiven Wirtschaftswachstum, was die Schuldenquote reduziert. Die ist auch wichtig, um den Handlungsspielraum für zukünftige Krisen möglichst gross zu halten und einer potenziell grossen Zinsbelastung vorzubeugen. Darum macht es Sinn, zur Krisenbewältigung höhere Schulden zuzulassen, diese dann aber in guten Zeiten abzubauen. (SGKB/mc/pg)