SGKB investment views: Suche nach Rendite feiert Comeback
Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank
St. Gallen – Ende Dezember 2014 hat die SNB Negativzinsen eingeführt. Acht lange Jahre hat es danach gedauert, bis man für das Halten von Liquidität keine Strafe mehr bezahlen musste. Die Renditen der Schweizer Obligationen, gemessen an der Durchschnittsrendite des Swiss Bond Index, pendelten in dieser Zeit zwischen 0.50% und -0.50%. Faktisch hat man in dieser Zeit auf risikoarmen Anlagen in Franken nichts verdient. Entsprechend gross war die Suche nach Alternativen, die mehr Ertrag versprachen. Bei den Pensionskassen sank der durchschnittliche Anteil der Obligationen in dieser Zeit von 35% auf 27%. Innerhalb dieser Quote dürften die Obligationen mit einem schlechten Kreditrating zugenommen haben. Ersetzt wurden die Obligationen durch höhere Aktienquoten und einer Aufstockung der Immobilien-Anlagen. Deren Anteil stieg von 20% auf 27%. Bei den Privatkunden verschwanden die Obligationen aus den Portfolios.
Die Zinsen werden nicht mehr acht Jahre auf dem aktuell tiefen Niveau blieben. Dafür fehlen die Verwerfungen in der Weltwirtschaft und im Finanzsystem, welche die Finanzkrise 2008 und die Corona-Pandemie ausgelöst hatten. Bis die Zentralbanken wieder über Zinserhöhungen nachdenken, wird es aber zwei bis drei Jahre dauern. Eine Rendite von 2% bei einer Obligation mit einer guten Kreditqualität wird in den nächsten Jahren Wunschdenken bleiben. Die Suche nach Rendite wird wieder um sich greifen, mit den Nebenwirkungen, die wir aus der Zeit der Negativzinsen kennen. Unseriöse Angebote von Anleihen unbekannter Emittenten mit Renditen von mehreren Prozent werden wieder die Runde machen. Diese gehören in den Papierkorb. Viele Anlegerinnen und Anleger werden wieder in exotische Obligationen mit höheren Coupons investieren, deren Risiken sie nicht kennen und nicht verstehen. Das kann gut gehen oder auch nicht, wie das Beispiel der AT1-Anleihen der Credit Suisse gezeigt hat.
Lockruf von Immobilienfonds und Kryptowährungen
Immobilienfonds mit einer stabilen Ausschüttungsrendite werden ebenfalls gesucht sein. Als längerfristige Anlage sind sie eine geeignete Ergänzung für das Portfolio. Die Preise sind aber bereits stark gestiegen. Das durchschnittliche Agio, der Aufpreis beim Kauf des Fonds an der Börse gegenüber dem Wert der Immobilien im Fonds, ist auf über 30% geklettert und damit schon recht hoch.
Wenn die traditionellen Anlagen keine hohen Renditen mehr ergeben, weicht man gerne auf Alternative Anlageklassen aus. Hedge Funds hatte man schon, mit oft ernüchternden Ergebnissen. Private Equity erfordert eine lange Bindung des Kapitals. An den Immobilien im Ausland hat man sich die Finger verbrannt. Da kommen die Kryptowährungen gelegen. Ertrag gibt es zwar keinen, aber Hoffnung auf satte Kursgewinne. Die Kursschwankungen der Kryptowährungen werden auch in Zukunft gross sein – in beide Richtungen. Kryptowährungen sind ein Spekulationsobjekt und werden das auch bleiben. Als Privatanleger kann man es versuchen, wenn man weiss, worauf man sich einlässt und notfalls auch einen Totalverlust der Position verkraften kann. Als Pensionskasse sollte man dagegen nicht mit dem Geld der Destinatäre spekulieren.
Es braucht ein gut diversifiziertes Aktienportfolio
Wer während der Tiefzinsphase etwas verdienen will, ist mit einem gut diversifizierten Aktienanteil gut aufgehoben. Wie hoch dieser Anteil am Gesamtportfolio sein darf, hängt davon ab, wieviel Kursschwankungen die persönliche finanzielle Situation und vor allem die persönliche Gelassenheit zulassen. Das Portfolio sollte mindestens Aktien von zehn Unternehmen aus verschiedenen Branchen enthalten. Damit können die unternehmensspezifischen Risiken schon recht gut verteilt werden. Wer sich nicht mit einer grösseren Anzahl von Firmen auseinandersetzen will oder dessen Aktienanteil zu klein ist, für den ist ein aktiv verwalteter Aktienfonds oder ein ETF auf einen breiten Aktienindex wie dem Swiss Performance Index eine gute Alternative.