SGKB Investment views: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Thomas Stucki

Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Die SNB hat trotz des grossen Verlustes im letzten Jahr immer noch Devisenreserven im Umfang von 800 Mrd. Franken. Gleichzeitig haben die inländischen Banken fast 500 Mrd. Franken auf ihren Konten bei der Nationalbank deponiert, viel mehr als die 23 Mrd. Franken, die sie aufgrund der Mindestreserven halten müssen. Damit sie die überschüssige Liquidität bei der SNB lassen, verzinst diese den Banken einen grossen Teil davon mit dem aktuellen Leitzins von 1.00%.

Seit der ersten Zinserhöhung im letzten Juni hat die SNB den Girobestand der Banken um rund 170 Mio. Franken abgebaut, praktisch ausschliesslich über Repogeschäfte und die Ausgabe von eigenen Schuldverschreibungen, den SNB-Bills. Die Devisenverkäufe der SNB summierten sich bis Ende September auf netto 740 Mio. Franken, in SNB-Grössen gerechnet ist das eine Marginalie. Die Zahlen zu den Devisengeschäften für das vierte Quartal sind noch nicht bekannt. Viel dürfte es aber nicht gewesen sein. Dabei ist die Gelegenheit aktuell günstig, den Bestand an Devisenreserven abzubauen.

Seit dem letzten Herbst neigt der Franken zur Schwäche, wobei das Ausmass der Verluste nicht übertrieben werden darf. Der US-Dollar hat sich nach dem Rückgang von 1.01 Franken bei 92 Rappen stabilisiert und zuletzt wieder etwas zugelegt. Der Euro hat sich von seinem Tief von 0.95 Franken erholt und hält sich seit Monaten stabil knapp unter der Parität. Dennoch scheint in der Wahrnehmung der Finanzmärkte der Franken momentan nicht gesucht zu sein. Dafür gibt es gute Gründe.

Grosse Zinsdifferenz zum Franken
Die Aufmerksamkeit gilt der Fed und der EZB und der Frage, wie weit sie ihre Zinsen noch anheben werden. Die Erwartungen diesbezüglich werden laufend nach oben verschoben. Die Zinsdifferenz zum Franken ist schon jetzt recht gross und wird in den Erwartungen immer grösser. Da die SNB weniger geldpolitische Entscheidungstermine hat als die anderen Zentralbanken, ist sie weniger im Scheinwerferlicht. Dies wird sich erst Ende März ändern, wenn die SNB die nächste Zinserhöhung um wahrscheinlich 0.50% vornimmt. Damit wird sie die Zinsdifferenz zur Eurozone aber nicht verkleinern, da die EZB nachziehen wird.

Wirtschaftlich und politisch ist es trotz vielen Krisenherden relativ ruhig. Die Energiekrise in Europa ist zumindest in diesem Winter nicht eingetreten. Der Absturz in die die tiefe Rezession steht nicht vor der Tür, auch nicht in den USA. Der Krieg in der Ukraine geht unvermindert weiter, ist aber an den Finanzmärkten kein Thema. Die Spannungen mit China haben sich nicht vermindert, aber auch nicht verstärkt. Innerhalb der Eurozone ist es ruhig. Die italienische Regierung um Georgia Meloni ist bemüht, die Milliarden aus Brüssel nicht mit finanzpolitischen Experimenten aufs Spiel zu setzen. Der Franken ist momentan nicht als sicherer Hafen gefordert. Gleichzeitig ist die SNB an einem stärkeren Franken interessiert, um die Importinflation zu dämpfen.

Guter Moment die Bilanz der SNB abzubauen
Die SNB wird ihre Devisenreserven nicht substanziell reduzieren können. Dafür müsste sie zu stark im Devisenmarkt aktiv werden. Das Risiko, dass es auffällt und spekulative Frankenkäufe von Dritten auslöst, ist zu gross. Die grossen Schwankungen in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung werden bleiben. Wenn sie ihre Bilanz aber abbauen will, wie sie es immer wieder sagt, ist momentan das Umfeld geeignet, einen Anfang zu machen. Um die Bilanz zu verkleinern, muss die SNB Aktiven wie die Anlagen in Fremdwährung verkaufen. Die Ausgabe von SNB-Bills verändert nur die Zusammensetzung der Passivseite in ihrer Bilanz. (SGKB/mc/ps)

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