SGKB Investment views: Zentralbanken im Ruhemodus
St. Gallen – Kurz vor Weihnachten sorgen traditionell noch einmal die Zentralbanken für die Schlagzeilen an den Finanzmärkten. Die Institute treffen ihre letzten geldpolitischen Entscheide für dieses Jahr. Den Anfang der für uns interessanten Notenbanken macht die Fed am 11. Dezember. Am 12. Dezember folgen die Schweizerische Nationalbank und die Europäische Zentralbank. Bemerkenswert ist, dass für einmal die SNB ihren Zinsentscheid vor der EZB bekanntgeben wird.
Veränderungen bei den Zinsen erwarte ich keine. Die Fed hat an ihrer letzten Sitzung klar ausgedrückt, dass sie keinen Grund sieht, rasch die Zinsen weiter zu senken. In ihrer Prognose geht sie für das nächste Jahr von einem BIPWachstum von 2.0% und für 2021 von 1.9% aus. Das ist für amerikanische Verhältnisse nicht brillant, aber gut genug, um die Arbeitslosenrate auf dem aktuell tiefen Niveau zu halten. Auch von der Inflationsseite sieht sie keinen Grund, eine Änderung in der Zinspolitik vorzunehmen. Sie kann und wird erst einmal beobachten, ob die bisherigen Zinssenkungen ihren positiven Einfluss auf die Konjunktur entfalten werden.
Business as usual
Ähnlich sieht es bei der EZB und der SNB aus. Die EZB geht davon aus, dass das Wachstum in der Eurozone in den nächsten beiden Jahren wieder etwas stärker wird und sich die Entspannung im Arbeitsmarkt fortsetzt. Zudem wird Christine Lagarde bei ihrem ersten geldpolitischen Treffen als Präsidentin der EZB keine Experimente machen. Sie wird das Anleihenskaufprogramm trotz zunehmender Kritik aus Deutschland fortführen und die Zinsen unverändert belassen. Da sich die EZB ruhig verhält, wird auch die SNB keinen Grund haben, an ihrem Leitzins etwas zu ändern. Die SNB wird betonen, dass sie bei Bedarf die Zinsen weiter senken kann und dass sie eine starke Aufwertung des Frankens mit Interventionen verhindern wird. Business as usual also.
Wichtiger werden deshalb die kommunikativen Hinweise sein, wie es im nächsten Jahr weitergehen wird. Aber auch diesbezüglich dürften die Beobachter und Analysten enttäuscht werden. Die Berichte der Zentralbanken werden einigermassen optimistische Konjunkturaussichten zeigen. Auf der anderen Seite wird man auf die politischen Risiken und die daraus resultierende Unsicherheit verweisen. Ich erwarte, dass diese Konstellation noch einige Zeit anhalten wird und die Leitzinsen das gesamte nächste Jahr nicht geändert werden. Für weitere Zinssenkungen müsste der Handelsstreit eskalieren oder der wirtschaftliche Datenkranz deutlich schlechter werden. Von beidem gehe ich nicht aus.
Negativzinsen sind da um zu bleiben
Auf der anderen Seite schliesse ich auch rasche Zinserhöhungen aus, solange die Inflationserwartungen nicht deutlich ansteigen. Die Inflationserwartungen haben sich in diesem Jahr in den Industrieländern parallel zu den Wachstumsraten zurückgebildet. Damit sie wieder ansteigen, braucht es eine Belebung der Wachstumsaussichten, insbesondere in den USA. Damit einhergehend braucht es einen geldpolitischen Wechsel der Fed in Richtung Zinserhöhungen, bevor in Europa und in der Schweiz über höhere Zinsen auch nur nachgedacht wird. Die Fed wird sich aber im nächsten Jahr ruhig verhalten und abwarten. In diesem Umfeld wird die SNB keinen Sonderzug fahren und unabhängig von der EZB die Zinsen anheben. Die Negativzinsen bleiben uns noch lange, sehr lange, erhalten. (SGKB/mc/ps)