SGKB investment views: Es spricht einiges für US-Aktien

Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank

St. Gallen – Die globalen Aktienmärkte haben die Tendenz, sich einigermassen synchron nach oben und nach unten zu bewegen. In diesem Jahr ist es anders. Die Differenz in der Performance zwischen den amerikanischen Aktien und den Aktienmärkten in Europa und in der Schweiz ist aussergewöhnlich gross. Während der S&P 500 25% zulegen konnte, muss sich der Swiss Performance Index mit einem Plus von 7% begnügen. Der Euro Stoxx 50 bewegt sich in einem ähnlichen Rahmen. Angesichts der wirtschaftlichen Flaute in Deutschland überrascht es, dass der DAX mit einem Plus von 15% noch am besten mit den Amerikanern mithalten kann. Den Sturmlauf der US-Aktien mit dem Hype um die Technologieaktien zu begründen, greift zu kurz. Der Dow Jones Industrials und der breite Russell 2000 haben mit einem Anstieg von je rund 17% ebenfalls deutlich besser abgeschnitten als die meisten europäischen Indizes.

Seit sich die Wahl von Donald Trump abgezeichnet hat, hat sich die Schere zwischen den US-Aktien und den europäischen Titeln vergrössert. Die Befürchtungen, dass die von ihm angedrohten Strafzölle die europäischen Firmen belasten, wird dabei als Argument aufgeführt. Kurzfristig hat dies sicherlich auch mitgewirkt. Die Aktienmärkte widerspiegeln jedoch zur Hauptsache die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung auf den beiden Seiten des Atlantiks. Während in Europa die Krise in Deutschland und die Schwäche Frankreichs die Schlagzeilen beherrschen, zeigt sich die US-Wirtschaft trotz hohen Zinsen von ihrer robusten Seite.

Strukturvorteil USA
Vieles deutet darauf hin, dass sich an dieser Konstellation so schnell nicht viel ändern wird. Sowohl Deutschland als auch Frankreich sind politisch gelähmt. Es fehlt in diesen Ankerländern und auch in der EU-Kommission die Bereitschaft, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erleichtern, damit die Unternehmen den dringend notwendigen Strukturwandel vorantreiben können. Demgegenüber hat sich die neue Administration in Washington die Deregulierung und die Entschlackung administrativer Prozesse auf die Fahne geschrieben. Sie wird nur einen Teil ihrer hochtrabenden Worte umsetzen und primär ihre eigene Klientel begünstigen. Aber ein Teil der Wirtschaft wird dadurch den komparativen Vorteil gegenüber ihren europäischen Konkurrenten vergrössern können. Das Wirtschaftswachstum in den USA wird auch im nächsten Jahr deutlich grösser sein als in der Eurozone und auch grösser als in der Schweiz. Die geplanten Steuersenkungen für die Unternehmen werden die Gewinne der US-Firmen zusätzlich vergrössern, was dem Aktienmarkt auch gefallen wird.

Vorsprung der zukunftorientierte Sektoren
Argumente gegen US-Aktien gibt es natürlich auch. Die Erwartungen an die USFirmen sind sehr hoch, insbesondere bei den Tech-Giganten. Die Bewertung dieser Aktien ist darum sowohl im historischen Vergleich als auch gegenüber den Aktienmärkten in der Schweiz und in der Eurozone deutlich höher. Das Potenzial für Enttäuschungen ist entsprechend gross. Ob die neue Regierung in der Lage ist, ihre vollmundigen Ankündigungen umzusetzen, steht auch noch in den Sternen.

Die strukturellen Vorteile der US-Wirtschaft werden jedoch bleiben. Die treibenden Sektoren sind zukunftsorientierter als in Europa, wo die Strukturerhaltung immer noch im Vordergrund steht. Die administrativen Auflagen in der EU, die auch die Schweizer Firmen belasten, werden nicht kleiner. Ein Teil des Portfolios sollte daher in US-Aktien und dabei auch in US-Technologieaktien investiert werden. Dieser Teil kann momentan auch etwas grösser sein. (SGKB/mc/ps)

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