Situation am spanischen Anleihemarkt droht zu eskalieren

Situation am spanischen Anleihemarkt droht zu eskalieren
Spaniens abgewählter Ministerpräsident Mariano Rajoy.

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy.

Madrid / Rom / Frankfurt – Die Lage am Anleihemarkt Spaniens hat sich zu Wochenbeginn abermals deutlich verschärft und droht zu eskalieren. Die Renditen für spanische Staatsanleihen erreichten am Montag in vielen Laufzeiten neue Rekordstände. Mittlerweile liegt die Rendite nicht nur im Zehnjahresbereich über der kritischen Marke von sieben Prozent, sondern auch bei Schuldtiteln mit einer Restlaufzeit von fünf Jahren. Zweijährige Anleihen rentierten am Montagvormittag erstmals mit mehr als sechs Prozent. Im Fahrwasser Spaniens trübte sich auch die Lage am Rentenmarkt Italiens ein.

Besonders stark verschlechterte sich die Lage in Spanien im zweijährigen Bereich. Hier stieg die Rendite um mehr als 40 Basispunkte auf bis zu 6,02 Prozent. Fünfjährige Titel legten ähnlich stark zu und rentierten in der Spitze mit 7,07 Prozent. Im Zehnjahresbereich, der als richtungsweisend gilt, stieg die Rendite etwas weniger. Sie erreichte mit 7,4 Prozent aber ebenfalls ein neues Rekordhoch. Selbst dreissigjährige Schuldtitel rentieren aktuell nur unwesentlich höher. Die Risikoaufschläge zu deutschen Staatsanleihen, die als sehr sicher gelten, bewegten sich zwischen 607 Basispunkten (zwei Jahre) und 540 Basispunkten (dreissig Jahre). Dies verdeutlicht das grosse Misstrauen der1Investoren gegenüber Spanien.

Prämien für Kreditausfallversicherungen auf Rekordhoch
Unterdessen legten auch die Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) auf spanische Staatstitel zu und stiegen auf einen neuen Rekordstand. Am Montagvormittag kostete eine Ausfallversicherung auf fünfjährige Staatsanleihen bis zu 634 Basispunkte. Im Euroraum liegt die CDS-Prämie nur für Staatsanleihen Zyperns und Portugals höher.

Bis zu sechs spanische Regionen in akuter Finanznot
Händler erklärten die abermalige Zuspitzung an den Anleihemärkten der beiden Euro-Schwergewichte Spaniens und Italiens vor allem mit finanziellen Problemen der spanischen Regionen. Nachdem bereits am Freitag die Region Valencia den spanischen Zentralstaat um Hilfe gebeten hatte, könnten weitere Regionen hinzu kommen. Die spanische Tageszeitung «El Pais» spricht von bis zu sechs Regionen, die unter akuter Finanznot leiden.

Spaniens Wirtschaft gerät tiefer in die Rezession
Derweil stürzt Spaniens krisengeschüttelte Wirtschaft weiter ab. Die härtesten Sparmassnahmen in der Geschichte der spanischen Demokratie hätten das Land im zweiten Quartal tiefer in die Rezession gedrückt, teilte die Spanische Zentralbank am Montag in ihrem Monatsbericht mit. Die viertgrösste Volkswirtschaft im Euroraum schrumpfte demnach um 0,4 Prozent im Quartalsvergleich. Spanien steht damit vor dem dritten Quartalsminus in Folge: In den beiden vorherigen Berichtsperioden ging die Wirtschaftsleistung um jeweils 0,3 Prozent zurück. (awp/mc/upd/ps)

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