Lindau / Heidelberg – Die Idee ist so verrückt, dass sie schon wieder richtig gut ist. Man nehme einen Ort, an dem viele Nobelpreisträger und Nobelpreisträgerinnen zusammenkommen, eine Kamera, einen etwas abgeschiedenen Raum, grosse Bögen mit weissem Papier, Wachsmalstifte und eine Aufgabe: Fertigen Sie eine Skizze an, die Ihre Entdeckung oder Erfindung am besten darstellt! Und dann fotografiere man sie in einer möglichst spontanen Pose mit dem Kunstwerk.
Herausgekommen ist ein einzigartiges Kunstprojekt und das Buch „Sketches of Science, 120 Nobel Ideas, Photo Sessions with Nobel Laureates“. Fotografiert hat der Wissenschaftskommunikator Volker Steger, getextet hat Adam Smith, Wissenschaftlicher Leiter des internationalen Outreach-Programms der Nobelstiftung. Er beschreibt darin die vielfältigen Entdeckungen der Geehrten und macht so mit Worten sichtbar, wer wo was wie erforscht hat und was das ganz Besondere daran ist.
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt zwischen dem Nobelpreismuseum in Stockholm und den Lindauer Nobelpreisträgertagungen. Unterstützt wurde das Projekt durch die Förderung der Klaus Tschira Stiftung. Diese ermöglichte auch eine ganze Serie von Ausstellungen der Bilder, die unter anderem in den USA, Korea, Japan, Malaysia, natürlich Stockholm sowie überdies in Deutschland zu sehen war.
Die erste Ausgabe des Kunstbuchs wurde 2012 im Rahmen einer Ausstellung im Nobelpreismuseum in Stockholm mit etwa 40 Fotos der Serie veröffentlicht. Etwa zehn Jahre später und nach vielen weiteren Stationen in zahlreichen Ländern erschien eine neue und erweiterte Ausgabe von „Sketches of Science“, die 120 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger auf 536 Seiten porträtiert.
Die Idee zu den „Sketches of Sciences“ hatte Volker Steger bei einer Radtour von München nach Mailand. „Während meine Beine beschäftigt waren, konnte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen“, erzählt er. Ihm ging es darum, die Geehrten auf persönliche Weise darzustellen, ganz spontan, ohne Drumherum. Herausgekommen sind Bilder, die so vielfältig sind wie die Preisträger und Preisträgerinnen. Gemeinsam haben sie jedoch nach Ansicht des Fotografen, dass sie die Schönheit intellektueller Leistungen und geistiger Arbeit einfangen.
Mehr als eine halbe Stunde dauert das Ganze in aller Regel nicht – und das, obwohl Volker Steger die Porträtierten ohne Vorankündigung mit dem Projekt konfrontiert und ihnen damit viel Spontanität abverlangt wird. Bislang hat sich der Fotograf auch nur zwei Mal Absagen eingefangen, die Allermeisten machen mit und haben am Ende sogar Spass an der Idee. Auch wenn der Eine oder die Andere sich zu Ungewöhnlichem verleiten lassen. Gedichte waren schon dabei, Werkpräsentationen in Yogapose oder auch zu Papier gebrachte Ideen, für die der Geehrte Stegers Ansicht nach den Nobelpreis eigentlich hätte erhalten müssen.
Das Projekt läuft übrigens weiter, bei der nächsten Lindauer Nobelpreisträgertagung im Juni wird Volker Steger sein kleines Studio wieder aufbauen. Nur nicht den Preisträgerinnen und Preisträgern weitersagen!
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein.
Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de