Sitz der UBS und der CS am Zürcher Paradeplatz.
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) attestiert den Schweizer Grossbanken in ihrem neuesten «Financial Stability Report», dass sie über das letzte Jahr ihre Kapitalsituation weiter verbessert haben, dies allerdings in einem langsameren Tempo als im Jahr davor. Entsprechend empfiehlt sie den Banken ihre Widerstandsfähigkeit weiter zu steigern.
Die beiden Grossbanken würden die meisten der Anforderungen für die sogenannten ‹Look-Through›-Zahlen (d.h.voll implementiert) gemäss der Schweizer ‹Too big to fail›-Regulierung und von Basel III erfüllen, die beide erst 2019 angewendet werden. Dennoch empfiehlt die SNB den Instituten, «das Momentum in Bezug auf ihre Anstrengungen zur weiter Verbesserung der Widerstandsfähigkeit nicht zu verlieren». Dies gelte besonders in Bezug auf die Leverage Ratio, also die ungewichtete Kapitalquoten.
Die Widerstandsfähigkeit soll laut SNB aus drei Gründen verbessert werden. Erstens seien die Risiken in Bezug auf die wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen weiterhin hoch. Das Verlustpotential im Vergleich zur Kapitalisierung sei weiterhin substantiell. Zweitens seien die gewichteten Kapitalquoten der beiden Schweizer Grossbanken höher als im Durchschnitt vergleichbarer ausländischer Banken, dies gelte aber nicht für die ungewichteten Quoten, also die ‹Leverage Ratio›. Und drittens könne man davon ausgehen, dass die regulatorische Entwicklung sowohl auf internationaler wie auch nationaler Ebene zu einer weiteren Verschärfung der Kapitalanforderungen führen wird. Die grossen Schweizer Banken sollten sich laut SNB darauf vorbereiten.
RWA-Problem noch nicht gelöst
Weiter heisst es im Stabiltitätsbericht, dass das Problem der sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) zwar identifiziert, aber noch nicht gelöst sei. RWA spielten eine Schlüsselrolle bei Kapital-Regulierung der Banken. In den letzten Jahren habe aber das Vertrauen der Märkte und der Behörden in diese modellbasierten Zahlen stetig abgenommen. Verschiedene Studien hätten gezeigt, dass die modellbasierten RWA die ökonomischen Risiken der Banken nicht richtig widerspiegeln würden. Daher dürften solche Modelle die wahre Widerstandsfähigkeit überschätzen.
Die SNB hält es daher für notwendig, dass die Banken ihre Transparenz in Bezug auf ihre RWA weiter verbessern. Die Finma habe die Banken daher auch aufgefordert, die Unterschiede zwischen den modellbasierten Modellen und den Standard-Ansätzen aufzuzeigen. Eine so erhöhte Transparenz sei notwendig für die Glaubwürdigkeit solcher Modelle. Trotzdem hält die Bank an ihrer Ansicht fest, dass die risikogewichteten Zahlen und die Leverage Ratio sich gegenseitig ergänzen sollten.
Ungleichgewichte im Immo-Markt zuletzt kaum verändert
Die Ungleichgewichte im Schweizer Hypotheken- und Immobilienmarkt sind nach Ansicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zuletzt weitgehend unverändert geblieben. Insgesamt seien die Preise für selbstbewohntes Wohneigentum nur leicht stärker gestiegen als die Gesamtwirtschaft. Die weitere Zinssenkung im Januar 2015 könnte allerdings mittelfristig die Ungleichgewichte wieder vergrössern, warnt die SNB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Stabilitätsbericht.
Die inlandorientierten Banken hätten 2014 ihr Engagement im Schweizer Hypothekenmarkt weiter ausgebaut, stellt die SNB fest. Allerdings sei bei den neuen Hypotheken der Anteil der risikoreichen Kredite mit einer hohen Belehnung im Verhältnis zum Immobilienwert zurückgegangen. Dank höheren Gewinnrückbehalten sei zudem die Kapitalsituation der Institute auf hohem Niveau geblieben und die gewichteten Kapitalquoten lägen deutlich über den Anforderungen.
Widerstandsfähigkeit der Banken geringer als angenommen?
Dennoch könnte die Widerstandsfähigkeit der Banken geringer sein als angenommen, warnt die Nationalbank. Diese sollten weiterhin in ihrer Kapitalplanung und ihrer Zinsrisikopolitik sicherstellen, dass sie auch für bedeutende negative Schocks gewappnet seien.
Nach der Zinssenkung von Anfang 2015 könnten nun Immobilieninvestitionen wieder verstärkt in den Fokus von Investoren und Haushalten rücken, so die SNB: Renditesuchende Investoren etwa könnten die Preise für Wohnimmobilien weiter ansteigen lassen. Das neue Zinsumfeld biete auch Anreize für die Banken, höhere Kreditrisiken einzugehen. Sollte die Dynamik im Hypotheken- und Immobilienmarkt wieder ansteigen, so würden «weitere Massnahmen notwendig», um den Risikoappetit der Banken in diesen Märkten einzudämmen. Die SNB werde die Märkte weiterhin «genau beobachten».
Die durchschnittliche Zinsmarge der ausstehenden Hypotheken ging laut SNB 2014 um weitere 6 Basispunkte zurück, womit sie seit 2007 bereits um mehr als 50 Punkte zurückgefallen sei. Der Druck auf die Margen der Banken werde wohl in der Folge der Einführung von Negativzinsen auf den SNB-Sichteinlagen weiter anhalten: Die Situation sei «äusserst ungewöhnlich, wenn nicht sogar historisch einzigartig». (awp/mc/ps)